Hermann Pongs

Hermann Pongs

Hermann Pongs (* 23. März 1889 in Odenkirchen; † 3. März 1979 in Gerlingen) war ein deutscher Professor, Autor und Literaturwissenschaftler.

Pongs studierte nach dem Abitur in Heidelberg, Berlin, Marburg und München Geschichte, Deutsch und Philosophie. Er promovierte 1912, habilitierte sich 1922 in Marburg und wurde dort 1927 Professor. Von 1927 bis 1929 war er ordentlicher Professor an der Reichsuniversität Groningen für Literaturwissenschaften. In dieser Zeit hatte er Briefwechsel mit dem Dichter Rainer Maria Rilke.[1] Vom 1. Oktober 1929 bis 1939 arbeitete er als ordentlicher Professor für Deutsche Literatur an der Technischen Universität in Stuttgart und vom 1. November 1942 bis 1945 war er Ordinarius an der Göttinger Universität.

Pongs bekannte sich ab 1933 aus Überzeugung zum Nationalsozialismus und wurde 1940 Mitglied der NSDAP. Er gab zwischen 1928 und 1938 als Herausgeber zusammen mit Julius Petersen die Zeitschrift Dichtung und Volkstum (Von 1934 bis 1944: Euphorion) heraus.[2] Nach dem Zweiten Weltkrieg war Pongs gegen eine kritische Aufarbeitung der nationalsozialistischen Literatur und Germanistik und verfasste darüber hinaus Werke zur vergleichenden Literaturgeschichte und zur Symbolforschung. Aufgrund seiner Haltung blieb ihm der Zugang zu Universitäten daraufhin verwehrt. In der Sowjetischen Besatzungszone wurden seine Schriften Die Allgemeinbildung an der Technischen Hochschule (Elweri, Marburg 1933), Krieg als Volksschicksal im deutschen Schrifttum (Metzler, Stuttgart 1934), Der Dichter im Reich (Stuttgart, Bonz 1935) und Soldatenehre — Frauenehre (Limpert, Berlin 1943) auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[3][4][5] Im Jahr 1954 erschien sein dreibändiges Hauptwerk Das kleine Lexikon der Weltliteratur. Pongs wurde 1949 auf Veranlassung der britischen Militärregierung seines Amtes enthoben, entnazifiziert[6] und 1954 von der Georg-August-Universität in Göttingen emeritiert, obwohl er als entlastet eingestuft wurde und selbst seinen Anspruch auf eine Wiedereinstellung als Hochschullehrer betonte.[7][8] Im Jahr 1969 wurde Pongs für sein herausragendes Lebenswerk von der Humboldt-Gesellschaft mit der Humboldt-Plakette als Ehrengabe ausgezeichnet. Sein Nachlass wird in der Landesbibliothek „Dr. Friedrich Teßmann“ in Bozen sowie im Marbacher Literaturarchiv aufbewahrt.

Literatur

  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8. 
  • Rolf Düsterberg: Dichter für das „Dritte Reich“, Biografische Studien zum Verhältnis von Literatur und Ideologie. Aisthesis Verlag, Bielefeld 2009, ISBN 3-89528-719-9. 

Weblinks

Einzelnachweise und Quellenangaben

  1. Brief an Hermann Pongs. Thilo von Pape. Abgerufen am 16. Januar 2011.
  2. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. wer war was vor und nach 1945. S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2007, ISBN 3-596-16048-0, S. 468 f.
  3. Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone, Liste der auszusondernden Literatur, Berlin: Zentralverlag, 1946. Sabine Biebl, Matthias Böhne, Thomas Braun, Prof. Dr. Hans-Eugen Bühler, Dipl.-Ing. Gerhard Friedrich Dose, Prof. Dr. Rolf Düsterberg, Daniela Hertel, Andreas Lampert, Susanne Lang, Jana Nagel, Barbara Niemeyer, Dr. Ina Schmidt, Dr. Olaf Simons, Katharina Unger, Martin Wellmann. Abgerufen am 17. Januar 2011.
  4. Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone, Liste der auszusondernden Literatur, Erster Nachtrag, Berlin: Zentralverlag, 1947. Sabine Biebl, Matthias Böhne, Thomas Braun, Prof. Dr. Hans-Eugen Bühler, Dipl.-Ing. Gerhard Friedrich Dose, Prof. Dr. Rolf Düsterberg, Daniela Hertel, Andreas Lampert, Susanne Lang, Jana Nagel, Barbara Niemeyer, Dr. Ina Schmidt, Dr. Olaf Simons, Katharina Unger, Martin Wellmann. Abgerufen am 17. Januar 2011.
  5. Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone, Liste der auszusondernden Literatur, Zweiter Nachtrag, Berlin: Deutscher Zentralverlag, 1948. Sabine Biebl, Matthias Böhne, Thomas Braun, Prof. Dr. Hans-Eugen Bühler, Dipl.-Ing. Gerhard Friedrich Dose, Prof. Dr. Rolf Düsterberg, Daniela Hertel, Andreas Lampert, Susanne Lang, Jana Nagel, Barbara Niemeyer, Dr. Ina Schmidt, Dr. Olaf Simons, Katharina Unger, Martin Wellmann. Abgerufen am 17. Januar 2011.
  6. Christa Hempel-Küter: Germanistik zwischen 1925 und 1955. Studien zur Welt der Wissenschaft am Beispiel von Hans Pyritz. Berlin 1997, ISBN 3-05-003472-6, S. 301 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  7. Rüdiger vom Bruch (Hrsg.): Die Berliner Universität in der NS-Zeit. Fachbereiche und Fakultäten. 2, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-515-08658-7, Wolfgang Höppner, S. 270 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  8. Karl Stackmann, Ulrich Hunger, Eva Willms: Drei Kapitel aus der Geschichte der Göttinger Germanistik. Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 1991, ISBN 3-525-82642-7, S. 66 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).

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