Herrenmühle Hanau

Herrenmühle Hanau
Ansicht von der Kinzigseite mit dem Wehr.

Die Herrenmühle (auch Herrnmühle) in Hanau war eine Wassermühle und die größte Mühlenanlage in der Stadt Hanau.

Inhaltsverzeichnis

Geografische Lage

Die ehemalige Mühle lag, der Hanauer Altstadt und dem Schloss östlich vorgelagert, an einem Kinzigbogen, dessen hier von dem Fluss umflossene Halbinsel von dem Mühlengraben auf kürzestem Weg durchschnitten wird. Unmittelbar unterhalb des Einflusses zum Mühlengraben aus der Kinzig befindet sich ein Stauwehr, das das Wasser für den Einfluss in den Mühlgraben aufstaut. Straßenseitig liegt die Anlage an der Nordstraße.

Geschichte

Die älteste urkundliche Erwähnung der Anlage stammt aus dem Jahr 1402, in der sie als Burgmühle bezeichnet wird. Die Mühle war zunächst eine Getreidemühle und stand im Eigentum der Herren und Grafen von Hanau. Sie diente der Versorgung von Stadt und Schloss mit Mehl. Die Anlage geht sicher auf eine mittelalterliche Anlage zurück, auch wenn die ältesten heute sichtbaren Gebäudeteile aus der Renaissance datieren. Erhalten ist eine Bauinschrift mit der Jahreszahl 1520. Später wurde die Wasserkraft auch für eine Walkmühle genutzt. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden Turbinen zur Elektrizitätserzeugung eingebaut. Diese waren bis 1942 in Betrieb.

Eroberung Hanaus im Handstreich, Kupferstich von J.J. Schnapper aus dem 17. Jahrhundert.

Gebäude

Die Herrenmühle war in die Stadtbefestigung Hanau integriert, bildete dort aber auch einen Schwachpunkt. So erfolgte die Besetzung der Stadt durch Truppen des Grafen Philipp Moritz von Hanau-Münzenberg, die den die Stadt besetzt haltenden General Jakob von Ramsay mit diesem Handstreich 1638 überwältigten, indem sie über das Mühlenwehr in die Stadt eindrangen.[1]

An historischem Gebäudebestand ist erhalten: Das Wehr und die Brücke über den Mühlgraben aus dem 16./17. Jahrhundert, das Mühlenbecken, vermutlich aus dem 17. Jahrhundert, Reste von Hochbauten aus der Zeit um 1730 und ein Turbinenhaus aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In dem Mühlenbecken liefen 11 unterschlächtig betriebene, gegeneinander versetzte Mühlräder, mit denen eine entsprechende Zahl von Getreidemahlwerken betrieben wurde. 1874 wurden fünf Mühlräder durch zwei Turbinen für die Stromerzeugung ersetzt. Zu dem Gebäudeensemble gehört außerdem noch die Maschinenhalle der Firma Wernig von 1894. Es stellt ein Kulturdenkmal dar und ist durch das Hessische Denkmalschutzgesetz geschützt. Es ist auch Bestandteil der Route der Industriekultur Rhein-Main.

Literatur

  • Carolin Krumm: Kulturdenkmäler in Hessen – Stadt Hanau . Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Wiesbaden 2006, S. 248f. ISBN 3-8062-2054-9
  • Magistrat der Stadt Hanau: Route der Industriekultur Rhein-Main. Hanau I. = Lokale Routenführer 10. Frankfurt 2006.

Einzelnachweise

  1. Reinhard Dietrich: Im Handstreich Hanau erobert. In: Hanauer Anzeiger (Jahrgang 263, Nr. 37) vom 13. Februar 1988, S. 8.

Weblinks

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