Hieronymus Schaffhirt

Hieronymus Schaffhirt
Papierteigrelief zu Ehren des Hieronymus Schaffhirt

Hieronymus Schaffhirt (* 1530 in Dresden; † 20. Dezember 1578 ebenda) war ein deutscher Papiermacher und Stadtrichter zu Dresden.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Hieronymus Schaffhirt war gelernter Papiermacher. Von seinem Vater übernahm er die Papiermühle in Dresden. Diese befand sich vor dem Wilsdruffer Tor am Weißeritzmühlgraben in der damaligen Vorstadt Poppitz. Heute erinnert noch die Papiermühlengasse in Dresden an deren Existenz. Die Papiermühle in Dresden bestand bis 1914. Die in Sachsen und Umgebung bekannte Papiermacherfamilie Schaffhirt führte Papiermühlen an mehr als 20 Orten vom 15. Jahrhundert bis Anfang des 20. Jahrhunderts.

Südansicht der alten Frauenkirche Dresden

Hieronymus Schaffhirt heiratete im Jahre 1553 Margarethe Beringer, die Tochter eines Ratsmitgliedes. Hieronymus war selbst von 1572 bis 1577 Ratsmitglied und Richter der Stadt Dresden.

Am 25. April 1559 erwarb Hieronymus vom Kurfürstlichen Kanzler Hieronymus Kiesewetter das Recht zum Bau der Papiermühle in Dittersbach. Diese war bis 1945 in Betrieb.[1]

Am 27. Oktober 1576 verkaufte der damalige Herr von Lohmen, Johann (Hans) Jenitz, die neuerbaute Papiermühle am Wesenitzbach in Lohmen an Hieronymus Schaffhirt.[2] Diese Papiermühle wurde vor 1619 in eine Mahlmühle umgewandelt.

geosteter Grundriss der alten Frauenkirche Dresden

Im Jahre 1577 beschwerte sich Hieronymus beim Kurfürsten, dass ein Georg Schwarz, Ratsverwandter zu Dresden, unter dem Königstein eine Papiermühle erbaut hatte und in seinem Gartenhaus in der Dresdner Vorstadt eine Papierwaage betriebe. Daraufhin erteilte Kurfürst August von Sachsen am 4. Juni 1578 das Privileg der Dresdner Papiermühle dahingehend, dass kein Anderer das Recht besäße, innerhalb von vier Meilen eine weitere Papiermühle zu erbauen und auch keine Lumpen aufkaufen dürfe.[3]

Des Weiteren besaß Hieronymus Schaffhirt das Hammergut Haselberg in Hartmannsbach. Dieses wurde nach seinem Tode an Barthel Jentsch verkauft.[4]

Am 20. Dezember 1578 starb Hieronymus Schaffhirt. In Kurfürst Augusts Schreibkalender stand zu diesem Tag: „Ist Hironimus Schaffhirt Pappirmacher, umb 9 Uhr zu Abend In Gott selig entschlafen (zu Dresden)“.[5] Er wurde neben seinem Vater unter dem Schwibbogen Nummer 24 an der Südmauer der Alten Frauenkirche zu Dresden auf dem Kirchhof begraben. Als Gedenkstein war hier unter anderem ein Relief aus Papierteig angebracht. Dieses befindet sich derzeit im Stadtmuseum Dresden.[6] Darauf dargestellt ist die Kreuzigungsszene Jesus Christus. Die Herstellung aus Papierteig ist sehr außergewöhnlich. Der unbekannte Künstler benutzte ähnliche Elemente, wie Lucas Cranach der Ältere auf seinem Holzschnitt "Kreuzigung Christi" im Jahre 1509, so zum Beispiel die sitzende Maria Magdalena.[7]

Familie

Hieronymus war Sohn des Papiermachers Michael Schaffhirt. Mit seiner Frau Margarethe Beringer (* um 1522; † um 1612) hatte er 7 Kinder (Hieronymus, Stephan, Margarethe, Anna, Magdalena, Concordia und Michael). Der Sohn Michael Schaffhirt (* 1564; † 1632), ebenfalls Ratsmitglied in Dresden, führte 1619 Aufsicht bei der Erweiterung der Dresdner Annenkirche[8]. Die Söhne Hieronymus und Stephan wurden am 3. November 1572 an der Universität Wittenberg immatrikuliert.[9]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Johann Karl Seidemann: Ueberlieferungen zur Geschichte von Eschdorf, Dittersbach und Umgegend. 1860. S. 144 [1]
  2. Alfred Meiche: Historisch-Topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Pirna. Dresden 1927, Reprint Sebnitz 1991. S. 172
  3. Johann Falke: Die Geschichte des Kurfürsten August von Sachsen in volkswirthschaftlicher Beziehung. 1868.[2]
  4. Stadtarchiv Dresden GB Dresden 808/ Erbthailungsbuch der Stadt Dresden 1581(bis 1590), fol.40b ff
  5. Johann Karl Seidemann: Ueberlieferungen zur Geschichte von Eschdorf, Dittersbach und Umgegend. 1860. S. 144 [3]
  6. Johann Gottfried Michaelis: Dreßdnische Inscriptiones und Epitaphia. 1714.[4]
  7. Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums und Berichte aus dem Forschungsinstitut für Realienkunde. 1990. S.37 [5]
  8. Martin B. Lindau: "Geschichte der Haupt- und Residenzstadt Dresden". 1858. S.552 [6]
  9. Dresdner auf Universitäten vom 14. bis zum 17.Jahrhundert. Viktor Hantzsch. 1906. Seite 108[7]

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