Festung Königstein

Festung Königstein
Festung Königstein 2008

Die Festung Königstein ist eine der größten Bergfestungen in Europa und liegt inmitten des Elbsandsteingebirges auf dem gleichnamigen Tafelberg oberhalb des Ortes Königstein am linken Ufer der Elbe im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (Sachsen).

Das 9,5 Hektar große Felsplateau erhebt sich 240 Meter über die Elbe und zeugt mit über 50 teilweise 400 Jahre alten Bauten vom militärischen und zivilen Leben auf der Festung. Der Wallgang der Festung ist 1.800 Meter lang und hat bis zu 42 Meter hohe Mauern und Sandstein-Steilwände. Im Zentrum der Anlage befindet sich der mit 152,5 Meter tiefste Brunnen Sachsens und zweittiefste Brunnen Europas.

Inhaltsverzeichnis

Bau und Erweiterungen der Festung

Blick auf die Festung vom gegenüberliegenden Lilienstein
Blick auf die Festung von der B 172 (Pirna-Bad Schandau) aus
Die Festung Königstein, Gemälde von Canaletto (entstanden 1756-1758)
Königstein um 1900
Festung Königstein um 1650
Plan der Festung Königstein um 1690
Festungsmauer auf der Ostseite mit der Friedrichsburg
Brunnen der Festung Königstein

Die wohl älteste schriftliche Erwähnung einer Burg auf dem Königstein findet sich in einer Urkunde König Wenzel I. von Böhmen aus dem Jahr 1233, in der als Zeuge ein „Burggraf Gebhard vom Stein“ genannt wird. Die mittelalterliche Burg gehörte zum böhmischen Königreich. Die erste vollständige Bezeichnung „Königstein“ geschah in der Oberlausitzer Grenzurkunde von 1241, die Wenzel I. „in lapide regis“ (lat.: auf dem Stein des Königs) siegelte. In dieser Urkunde ist die Grenzziehung zwischen den slawischen Gauen Milska (Oberlausitz), Nisani (Meißner Niederung) und Dacena (Tetschner Gebiet) reguliert worden. Da der Königstein linkselbisch lag, war er von den drei genannten Gauen unabhängig. Er gehörte damals zum Königreich Böhmen und wurde im Auftrag der böhmischen Könige, je intensiver die Elbe als Handelsstraße genutzt wurde, zu einem den Norden ihrer Besitzungen beherrschenden festen Platz und zu einem Vorposten der im benachbarten Müglitztal gelegenen strategisch bedeutsamen Burg Dohna ausgebaut.

Nachdem der König und spätere Kaiser Karl IV. die das südliche Gebiet beherrschende Burg Eulau 1348 durch Bürger aus Aussig zerstören ließ, weilte er vom 5. bis 19. August 1359 auf dem Königstein und unterzeichnete Schifffahrtsprivilegien. Die Burg wurde in den darauffolgenden 50 Jahren mehrfach verpfändet, darunter auch an die Donins. Da diese Familie zu den Feinden des Markgrafen von Meißen gehörte, eroberte dieser während der seit 1385 ausgetragenen Dohnaischen Fehde die Burg letztendlich im Jahre 1408. Aber erst am 25. April 1459 wurde mit dem Vertrag von Eger endgültig die sächsisch-böhmische Grenze und damit der Übergang des Königsteins an die Markgrafschaft Meißen festgelegt. Im Unterschied zu anderen Felsenburgen der Sächsischen Schweiz wurde der Königstein von den sächsischen Herzögen und Kurfürsten weiter militärisch genutzt. Eine Episode blieb der Königstein als Kloster. Herzog Georg der Bärtige, ein entschiedener Gegner der Reformation, gründete im Jahr 1516 ein Coelestiner-Kloster auf dem Königstein, das Kloster des Lobes der Wunder Mariae, das aber bereits 1524 wieder einging – nach dem Tode Herzog Georgs wurde Sachsen evangelisch.

Wahrscheinlich gab es bereits im 12. Jahrhundert eine steinerne Burg auf dem Königstein. Das älteste heute noch existente Bauwerk ist die an der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert errichtete Burgkapelle. In den Jahren 1563 bis 1569 wurde innerhalb der Burg der 152,5 Meter tiefe Brunnen in den Fels abgeteuft – bis dahin war die Besatzung des Königsteins auf Wasser aus Zisternen und auf Regenwasser angewiesen. Beim Bau des Brunnens musste täglich zusätzlich zum abgeteuften Gestein eine Wassermenge von 8 Kubikmeter aus dem Schacht entfernt werden.

Königsteiner Riesenfass
Lageplan der Festung Königstein in der Gegenwart

Zwischen 1589 und 1591/97 ließen Kurfürst Christian I. von Sachsen und sein Nachfolger die Burg zur stärksten Festungsanlage Sachsens ausbauen. Der bis dahin immer noch recht zerklüftete Tafelberg wurde rundherum mit hohen Mauern abgeschlossen. Als Gebäude entstanden unter anderem das Torhaus, die Streichwehr, die Alte Kaserne, die Christiansburg (Friedrichsburg) und das Alte Zeughaus. Es folgte 1619 bis 1681 die zweite Bauetappe, bei der unter anderem die Johann-Georgenbastion vor der Johann-Georgenburg errichtet wurde. Als dritte Bauetappe rechnet man die Zeit von 1694 bis 1756, bei der unter anderem die Alte Kaserne erweitert wurde. Von 1722 bis 1725 bauten Böttcher und Küfer auf Wunsch von August dem Starken im Keller der Magdalenenburg das große Königsteiner Weinfass mit einem Fassungsvermögen von 249.838 Litern. Die Kosten betrugen 8230 Taler 18 Groschen und 9 Pfennige. Das Fass, das nur einmal vollständig mit Landwein aus der Meißner Pflege gefüllt war, musste 1818 wegen Baufälligkeit wieder entfernt werden.

Auch nach dem Ausbau in diesen Zeitabschnitten wurden immer wieder Umbauten und Neubauten auf dem weitläufigen Plateau vorgenommen. Der 1631 errichtete Johannissaal wurde 1816 zum Neuen Zeughaus umgebaut. 1819 baute man die Magdalenenburg zu einem Proviantmagazin um, das vor Beschuss gefestigt war. Das alte Proviantlager richtete man als Kaserne ein. Das Schatzhaus wurde von 1854 bis 1855 errichtet. Nachdem die Festung 1871 in das Festungssystem des neuen Deutschen Reiches eingegliedert wurde, wurden von 1870 bis 1895 Batteriewälle mit acht Geschützstellungen gebaut, die zur Rundumverteidigung der Festung im Falle eines – jedoch nie erfolgten – Angriffes hätte dienen sollen. Dies waren auch zugleich die letzten umfangreichen Baumaßnahmen auf der Festung.

Militärische Bedeutung der Festung

Blick von der Festung auf den Ort Königstein und die Elbe mit der so genannten „Königsnase“ am linken Bildrand
Blick von der Festung auf die Elbe und den Lilienstein
Kartaune auf Lafette

Die Festung spielte eine bedeutende Rolle in der Geschichte Sachsens, wenn auch weniger durch militärische Ereignisse. Die sächsischen Herzöge und Kurfürsten nutzten die Festung vor allem als sicheren Hort in Kriegszeiten, als Jagd- und Lustschloss aber auch als gefürchtetes Staatsgefängnis. Die tatsächliche militärische Bedeutung war eher gering, obwohl Generäle wie z.B. Johann Eberhard von Droste zu Zützen (1662–1726), sie kommandierten. So konnte Kurfürst Friedrich August II. im Siebenjährigen Krieg nur hilflos vom Königstein aus zusehen, wie gleich zu Beginn des Krieges im Jahr 1756 seine Armee zu Füßen des auf der anderen Elbseite liegenden Liliensteins vor der preußischen Armee kampflos kapitulierte. Kommandant der Festung war seit 1753 der kursächsische Generalleutnant Michael Lorenz von Pirch. Vor ihren Toren fand im August 1813 das Gefecht bei Krietzschwitz statt, eine wichtige Vorentscheidung der Schlacht bei Kulm und der Völkerschlacht bei Leipzig.

Im Oktober 1866 wurde Alexander von Rohrscheidt (1808–1881) zum Kommandanten der Festung ernannt. Die militärische Bedeutung ging mit der Entwicklung weitreichender Geschütze zum Ausgang des 19. Jahrhunderts verloren. Letzter Kommandant der Festung Königstein war bis 1913 der Oberstleutnant Heinicke. Die Festung hatte in Kriegszeiten die sächsischen Staatsreserven und geheimen Archivbestände aufzunehmen. 1756 und 1813 wurden auch die Dresdner Kunstschätze auf dem Königstein eingelagert. Auch im Zweiten Weltkrieg wurden die ausgedehnten Kasematten der Festung für solche Zwecke verwendet.

Die Festung wurde nie eingenommen, zu sehr hatte sie nach dem Ausbau durch Kurfürst Christian I. einen abschreckenden Ruf. Lediglich der Schornsteinfeger Sebastian Abratzky kletterte im Jahre 1848 die senkrechten Sandsteinmauern hoch. Den nach ihm benannten Abratzky-Kamin (Schwierigkeitsgrad IV nach der sächsischen Schwierigkeitsskala) kann man noch heute hochklettern. Da das Übersteigen der Mauer verboten ist, muss man unterhalb der abschließenden Mauer jedoch wieder abseilen.

Die Festung als Gefängnis

Die Festung war bis 1922 das bekannteste Staatsgefängnis Sachsens. Während des Deutsch-Französischen Krieges und der beiden Weltkriege wurde die Festung auch als Kriegsgefangenenlager genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die Rote Armee die Festung als Lazarett. Von 1949 bis 1955 wurde sie als so genannter Jugendwerkhof zur Umerziehung straffälliger und nicht ins Bild der sozialistischen Gesellschaft passender Jugendlicher genutzt.

Gefangene auf der Festung Königstein (Auswahl):

Die Festung als militärhistorisches Freilichtmuseum

Eingangsportal

Seit dem 29. Mai 1955 ist die Festung ein militärhistorisches Freilichtmuseum von hohem touristischem Wert. Das Museum wird seit 1990 als Außenstelle des Militärhistorisches Museum der Bundeswehr in Dresden geführt.

In den Jahren 1967 bis 1970 wurde am Fuße des Zugangsweges ein für 42 Personen zugelassener Aufzug eingebaut. 2005 wurde an einer senkrechten Außenmauer der Festung ein zweiter Aufzug gebaut, der maximal 18 Passagiere in einer Panoramakabine eine Höhe von etwa 42 Meter überwinden lässt. An seinem Fuße befindet sich eine überdachte Wartezone. Für den Bau stellte das Land Sachsen 1,7 Millionen Euro zur Verfügung. Ostern 2006 nahm der Panoramaaufzug seinen Betrieb auf.

Insgesamt wurden zwischen 1991 und 2010 durch den Freistaat Sachsen etwa 46 Mio. € in die Sanierung und den Ausbau der Festung Königstein investiert.[1] Am 14. Oktober 2005 konnte der 25-Millionste Besucher seit der Eröffnung Pfingsten 1955 begrüßt werden.

Entwicklung der Besucherzahlen

  • 1999: 637000 Besucher[2]
  • 2009: 487000 Besucher[2]
  • 2010: 446000 Besucher[2]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Besuchermagnet und Bauplatz, Dresdner Neueste Nachrichten vom 11. Januar 2011
  2. a b c Immer weniger Besucher in Festung Königstein, Freie Presse vom 10. Februar 2011

Literatur

  • Balthasar Friedrich Buchhäuser: Die Chur-Sächsische Vestung Königstein. 1692 (Digitalisat).
  • Albert Klemm: Geschichte der Berggemeinde der Festung Königstein. Leipzig o. J..
  • Manfred Kobuch: Von wann datiert die urkundliche Ersterwähnung des Königsteins in der Sächsischen Schweiz?. In: Burgenforschung in Sachsen. Sonderheft zum 75. Geburtstag von Karlheinz Blaschke. Beier & Beran, Langenweißbach 2004.
  • Werner Schmidt (Hrsg.): Bernardo Belotto, genannt Canaletto, in Pirna und auf der Festung Königstein. 2., durgesehene Auflage. Canaletto Forum Pirna e. V., Pirna 2000, ISBN 3-00-007126-1.
  • Angelika Taube: Festung Königstein. In: Sachsens schönste Schlösser, Burgen und Gärten. Band 3, Edition Leipzig, Berlin 2000, ISBN 3-361-00510-8.
  • Gebiet Königstein, Sächsische Schweiz. 1. Auflage. Akademie-Verlag Berlin, Berlin 1957 (Werte der deutschen Heimat. Band 1).
  • Fritz Ziegenbalg: Friedrich Wilhelm von Kyau – Herkunft und Leben des Festungkommandanten auf Königstein mit Anekdoten. Sonderausgabe Mitteilungsblatt des Festungsverein Königsteins e.V., 2009.

Weblinks

 Commons: Festung Königstein – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
50.91902414.056732

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