Horst Rechenbach

Horst Rechenbach

Horst Rechenbach (* 11. Juli 1895 in Straßburg; † 1968) war ein deutscher Offizier, zuletzt SS-Oberführer, nationalsozialistischer Politiker, Forscher und Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Rechenbach diente im Ersten Weltkrieg als Offizier (letzter Dienstgrad Oberleutnant) und studierte danach Agrarwissenschaft und Veterinärmedizin. 1932 trat er in die SS (Mitgliedsnr. 51.550) und in die NSDAP (Mitgliedsnr. 1.352.318) ein. Im NS-Staat machte er beim Stab des Rasse- und Siedlungshauptamtes Karriere. Er war 1933 Hauptabteilungsleiter im Stabsamt des Reichsbauernführers, 1940 Siedlungsbeauftragter beim Stab Generaloberst Fritz Fromm im Oberkommando der Wehrmacht und von 1943 an Leiter im NSDAP Reichsamt für das Landvolk.[1]

Im Dezember 1934 war Rechenbach zu einer Besprechung beim Stab des Stellvertreters des Führers geladen, bei der über eine „besondere Judengesetzgebung“ beraten wurde.[2] 1935 veröffentlichte Rechenbach als Leiter der Reichsstelle für Auswahl deutscher Bauernsiedler und zugleich Vertreter radikaler rassehygienischer Vorstellungen einen Aufsatz, in dem er den Ort Moordorf als „eine Landplage, die die ganze Umgebung verpestet“ bezeichnete. Weiter heißt es, dieser „Schandfleck“ sei „nur durch eine eingehende erbbiologische Bestandsaufnahme (…) zu beseitigen“. Diese „Untersuchung“ wurde dann in den Jahren 1935/36 von Rechenbach durchgeführt. Rechenbach erstellte einige Statistiken über Alkoholismus, Kriminalität, Schwachsinn und Verschuldung und erklärte: „Es ist überflüssig zu betonen, dass die besonders minderwertigen Familien sich durch die größten Kinderzahlen auszeichnen.“ So kam er denn zu dem Ergebnis, dass der Ort übervölkert sei. Von den 521 Familien seien nur 9,8 Prozent „erbbiologisch“ gut, 20,4 Prozent durchschnittlich, 16,1 Prozent bedenklich und 53,7 Prozent abzulehnen. Nur ein Drittel seiner Bewohner sei als Bauern tauglich. Er kam zu dem Schluss: Es „ist festzustellen, dass es sich hier um das Beispiel einer völlig verfehlt angelegten ländlichen Siedlung handelt. […] Es waren […] asoziale Elemente des eigenen Volkes.“

Laut Robert Koehl war er in der Reichswehr Lehrer der Veterinärmedizin mit einem besonderen Interesse an Rassestudien. Als Reichswehr-Musterungsarzt unterstützte er in Teilzeit das Rasseamt der SS. Er war ein persönlicher Freund von Richard Walter Darré, der ihn und Bruno Kurt Schultz als Rasseexperten im RuSHA ernannte.

Nach dem Krieg wurde Rechenbach Lehrer an einer Landwirtschaftsschule.

Schriften

  • Bauernschicksal ist Volkes Schicksal. - Blutsfragen des deutschen Volkes. Reichsnährstand Verlags-Gesellschaft, Berlin 1935.
  • Moordorf, Ein Beitrag zur Siedlungsgeschichte und zur sozialen Frage. Reichsnährstand Verlags-Gesellschaft, Berlin 1940.

Die beiden Schriften wurden nach Ende des Zweiten Weltkrieges in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[3][4]

Dienstgrade

  • 24. Dezember 1932: SS-Hauptsturmführer
  • 6. Juli 1933: SS-Sturmbannführer
  • 9. November 1933: SS-Obersturmbannführer
  • 9. November 1934: SS-Standartenführer
  • 30. Januar 1938: SS-Oberführer

Dienststellungen

  • Juli 1933 Stabshauptabteilungsleiter G im Stabsamt des Reichsbauernführers, Mitglied des Deutschen Reichsbauernrates
  • 1934 Leiter der Reichsstelle für Siedlerauswahl
  • Mai 1935 bis 1. Juni 1937 Hauptabteilungsleiter I im Rasseamt des RuSHA
  • 1940 Siedlungsbeauftragter beim Stab Generaloberst Fromm im OKW
  • Dezember 1943 bis Kriegsende Leiter des Hauptarbeitsgebietes „Wachstum und Aufartung des Landvolkes” im NSDAP-Reichsamt für das Landvolk

Literatur

Katarzyna Leszczyńska: Hexen und Germanen: das Interesse des Nationalsozialismus an der Geschichte. (Diss) Bielefeld 2009, ISBN 978-3-8376-1169-4 (passim).

Einzelnachweise

  1. Wolf Gruner (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945. München 2008, Band 1, ISBN 978-3-486-58480-6, S. 506.
  2. Wolf Gruner (Bearb.): Die Verfolgung.... München 2008, Band 1, S. 391 mit Anm. 3.
  3. http://www.polunbi.de/bibliothek/1946-nslit-b.html
  4. http://www.polunbi.de/bibliothek/1948-nslit-q.html

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