Hospitality Management

Hospitality Management
Schaubild Hospitality Industrie, 2011

Als Hospitality (engl. Hospitality = Gastlichkeit) Management wird die professionelle Beschäftigung mit infrastrukturellen und personenbezogenen Dienstleistungen für verschiedene staatliche und privatwirtschaftliche Einheiten, insbesondere in und für Unternehmen der Hospitality Industrie bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Abgrenzung

Während das Hotel- und Restaurantmanagement im Wesentlichen auf die Führung von Betrieben des Gastgewerbes fokussiert ist, umfasst der Begriff Hospitality Management darüber hinaus weitere gastbezogene Dienstleistungen und Dienstleister wie beispielsweise die gastgewerbliche Unternehmensberatung, Hotelprojektentwickler, Facility Management-Unternehmen, Kreuzfahrtschiffe, Casinos oder Freizeitparks.

Entstehung und Entwicklung

Schon im Altertum war es Sitte, Reisende, die Schutz und Versorgung suchten, als Freunde und Gäste zu betrachten und ihnen als Gastgeber anzubieten, was der Haushalt bot.

Bei den Griechen wurden Fremde als Schützlinge des Zeus angesehen; er führte den Beinamen Zeus Xenos (vom altgr. ξένος, xénos, „fremd“, auch: „feindlich“); bei den Römern trug er den Beinamen jupiter hospitalis („der Gastliche“). Ganze Stämme und Völker sicherten sich durch Bündnisse Gastfreundschaft zu, einzelne Familien und Personen taten dies durch Verträge. Zur Begrüßung wurden Geschenke ausgetauscht und damit das Bündnis bestätigt und der Gastgeber „entlohnt“. Der Begriff der Gastfreundschaft bezeichnete also ein Verbündetenverhältnis. Als sich der Verkehr zwischen den Städten ausweitete entstanden erste gewerbliche Beherbergungsbetriebe. Der Gastfreund wurde zum Gastwirt, der betriebswirtschaftliche Interessen verfolgte.

Mit zunehmender Konkurrenz der Gasthäuser und -höfe wuchs die Macht der Gäste. Spezielle Dienstleistungen und Herbergsausstattungen wurden in Abhängigkeit des Standes, der finanziellen Möglichkeiten sowie der individuellen Bedürfnisse nachgefragt; unterschiedliche Beherbergungsbetriebe und -kategorien entstanden. Diese wiederum bedingten betriebsspezifisches Kapital und Personal. Die Mägde und Knechte wandelten sich zu Mitarbeitern, deren Anforderungsprofil sich kontinuierlich mit den Rahmenbedingungen weiterentwickelte.

Auch die Rolle des Gastes veränderte sich. Wurde er zuvor als ‚Freund’ im Sinne eines Verbündeten betrachtet, ist er nun für das wirtschaftliche Wohlergehen des Gastgebers und damit des gastgewerblichen Unternehmens verantwortlich. Durch seine individuellen Wünsche spielt er zudem eine aktive Rolle bei der Gestaltung von marktgerechten Angeboten, die bei Erfolg im weiteren Verlauf optimiert und der zahlungsbereiten Öffentlichkeit angeboten werden.

Mittlerweile leistet das zu einer veritablen Hospitality Industrie angewachsene Gastgewerbe mit seinen Hotels und gastronomischen Angeboten sowie den tangierenden Akteuren wie den gastgewerblichen Unternehmensberatungen (z.B. HVS, PKF Hotel Experts, tourism consulting & training, Treugast Solutions Group, Zarges von Freyberg Hotel Consulting) einen entscheidenden Beitrag zum volkswirtschaftlichen Wohlergehen. Die personalintensive Branche verlagert ihre Betriebe nicht ins Ausland und zahlt in Deutschland Steuern.

Herausforderungen im Hospitality Management im deutschsprachigen Raum

Im Vergleich zu anderen Branchen ist die Hospitality Industrie als Teil der Tourismus Industrie ein besonders konjunkturabhängiger und personalintensiver Wirtschaftszweig. Als standortabhängiges Dienstleistungsgewerbe reagieren Hospitality Unternehmen zumeist unmittelbar auf konjunkturelle Entwicklungen. Ein gesamtwirtschaftlicher Aufschwung bewirkt in der Regel eine nur verzögerte Nachfrage. Im konjunkturellen Abschwung hingegen ist unmittelbar mit Nachfragerückgängen zu rechnen.

Des Weiteren sind Hotelkapazitäten wie beispielsweise Gästezimmer, Konferenzräume, Spa-Einrichtungen, Restaurantplätze aber auch die Angebote von Freizeitparks sowie Unternehmensberatungen keine lagerfähigen Produkte und im übertragenen Sinn täglich verderblich. Jedes nicht verkaufte Gästezimmer, jeder fehlende Parkbesucher oder das nicht verkaufte Tagewerk der Unternehmensberatungen stellen für die Unternehmen einen unwiederbringlichen Einnahmeverlust dar.

Der Preis- und Verdrängungswettbewerb gilt neben den hohen Kosten (Lohnnebenkosten, Modernisierungsinvestitionen) und der Beschaffungsproblematik bei qualifizierten und motivierten Arbeitskräften (bedingt durch ungünstige Arbeitszeiten und ein relativ niedriges Gehaltsniveau) als Hauptproblem innerhalb der Branche. Der demografische Wandel im Rahmen der Überalterung der Gesellschaft schreitet in Deutschland, wie auch in vielen anderen Industrieländern voran, woraus eine weitere Anspannung der Arbeitsmarktsituation resultiert. Gründe sind vor allem drastisch sinkende Geburtenzahlen sowie die erhöhte Lebenserwartung. Eine immer größer werdende Zahl älterer Menschen kommt ins Rentenalter und muss von einer geringeren Zahl jüngerer Arbeitskräfte versorgt werden. Schon jetzt arbeiten die großen Hotelgesellschaften an Strategien für ein effektives Employer Branding und setzen entsprechende Maßnahmen um.

Managementausbildung der Branche im deutschsprachigen Raum

Besondere Anstrengungen sind seitens der Hotellerie bei der Rekrutierung überdurchschnittlich gut ausgebildeter Führungskräfte bzw. dem talentierten Führungskräftenachwuchs zu beobachten, um den gestiegenen Gästewünschen und den erhöhten betriebswirtschaftlichen Anforderungen gerecht werden zu können. Vor allem der Ausbildungsweg von Hotelmanagern hat sich aus diesen Gründen in den vergangenen Jahren verändert. Bislang führte im deutschsprachigen Raum der berufliche Werdegang des Managementnachwuchses zumeist über den traditionellen Weg eines branchenspezifischen Ausbildungsberufes (Hotelfachmann, -kaufmann, Koch etc.), mehrere Jahre Berufspraxis und den anschließenden Besuch einer zweijährigen Hotelfachschule. Weil infolge der Expansion der internationalen Konzernhotellerie zunehmend kleine und mittelständische Hotelunternehmen vom Markt verdrängt werden, ist anzunehmen, dass durch diesen Prozess globales Management Know-how zum Schlüsselfaktor des Erfolges wird, sodass das wirtschaftswissenschaftliche Hochschulstudium als Voraussetzung für eine Karriere in der Führungsebene an Bedeutung gewinnt. Bachelor- und Master Studiengänge im Rahmen des Hospitality Management (z.B. Hochschule München, Hochschule Heilbronn, Hochschule Kempten) bieten eine fundierte betriebswirtschaftliche Ausbildung mit Vertiefung im Hotel- und Restaurantmanagement, ergänzt durch Hospitality Consulting und Projektentwicklung. Als Vorreiter des Akademisierungsprozesses der Branche kann die bereits seit dem Jahr 1997 bestehende Fakultät für Tourismus der Hochschule München angesehen werden, die durch Impulse der Hospitality Management Professoren Burkhard von Freyberg und Axel Gruner im Jahre 2010 den deutschlandweit ersten Hospitality Master Studiengang einführte. Dieser Studienabschluss bietet fundiertes Wissen für den Einstieg in die unternehmerische Selbstständigkeit, qualifiziert für Managementaufgaben innerhalb der Branche und ermöglicht gegebenenfalls eine weitere akademische Qualifikation in Form einer Promotion.

Literatur

  • Gardini, Marco A. (Hrsg.): Handbuch Hospitality Management, Frankfurt 2009
  • Gruner, Axel (Hrsg.): Management-Ausbildung in der Hotellerie, Berlin 2010
  • Gruner, Axel: Von der Gastfreundschaft zur Hotellerie, in: 110 Jahre Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung, Nr. 42, 16.10.2010c, S. B8-B11
  • Gruner, Axel (Hrsg.): Management-Lexikon Hotellerie und Gastronomie, Frankfurt 2008
  • Herzog, Lizzie/ Kleiner, Anke/ Luthe, Markus (2010): IHA Hotelmarkt 2010, Berlin 2010
  • Poggendorf, Armin: Gäste bewirten, Lebensgeister restaurieren, Hamburg 1995.
  • von Freyberg, Burkhard (Hrsg.): Hospitality Controlling, Berlin 2010
  • von Freyberg, Burkhard (Hrsg.): Hospitality Development, Berlin 2010

Weblinks


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