- Causerie
-
Die Causerie (lat. causa „(Ur)Sache“; frz. causer „plaudern“) ist eine unterhaltsame, gebildete Plauderei in literarischer oder geselliger Gestalt. Zumeist handelt es sich um kurze, informelle essayistische Arbeiten bzw. Vorträge; überwiegend geht es hierbei um journalistische oder literarische Themen.
Inhaltsverzeichnis
Ursprung, Geschichte
Der im 19. und 20. Jahrhundert europaweit geläufige Ausdruck stammt ursprünglich von einer berühmten Essay-Sammlung des französischen Autors und Literaturkritikers Charles-Augustin Sainte-Beuve (1804-1869) betitelt "Causeries du lundi". Diese damals 28 Bände umfassende Kollektion erschien zunächst stetig 1849-1869 in einer wöchentlichen Kolumne von jeweils etwa 3000 Worten. Ihrem Urheber brachte sie eine Professur ein, die Ernennung zum Senator und bleibende Berühmtheit (vgl. Encyclopedia Britannica).
Die literarische Methode, Denkweisen seiner Charaktere durch Dialoge zu vermitteln, wird bei Theodor Fontane als die Technik der "Causerie" bezeichnet.
Zeitgenössische Beispiele
In der heutigen Nachfolge der journalistischen Causerie stehen z.B. Das Streiflicht der Süddeutschen Zeitung und das Politische Feuilleton im DeutschlandRadio Berlin. In Buchform sind mustergültig einige der Bücher Sir Peter Ustinovs und die literaturkritischen Arbeiten Marcel Reich-Ranickis dem zuzuordnen. Im Internet entsprechen dem die anspruchsvolleren unter den blogs (Internet-Tagebücher).
In der Schweiz (gerade auch in den deutschsprachigen Kantonen) und in Frankreich und Großbritannien ist der Begriff sehr gebräuchlich für informelle Gesprächskreise und Treffen. Das reicht von Vernissagen, Mütter-Selbsthilfegruppen, Soirées über den Neoliberalismus, Literaturkreisen, mittelständischen Unternehmenspräsentationen bis hin zu Jazz-Causerie genannten Musiker-Sessions. In Süddeutschland und in den ostdeutschen Bundesländern findet sich der Begriff ebenfalls lebendig als örtliches gesellschaftliches Ereignis. Hier dominieren institutionelle Formen, z.B. als akademische Causerie der Akademie der Wissenschaften, als Kultur-Causerie des Stadtschreibers in Mainz (Mainzer Stadtschreiber), als Causerie litteraire oder musicale der örtlichen Volkshochschulen. Selbst in Finnland und in Japan steht dieser Begriff für eine beständige Tradition kulturellen Austausches, was die Webrecherche belegt.
Literatur
- Wolf Lepenies: "Sainte-Beuve. Auf der Schwelle zur Moderne". (Hanser, C /VM) ISBN 3-446-19121-6
- Dagmar Burkhart: "Statt einer Einleitung: Causerie über das Kulturthema Essen in polnischen literarischen Texten. In: Natura naturata. Gegenständliche Welt und Kultureme in der polnischen Literatur des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Hrsg.: Burkhart, D.; Klemm, W.. Amsterdam, Atlanta: Rodopi, 1997, S. 5-27 (Studies in Slavic Literature and Poetics; Vol. 29) ISBN 90-420-0129-1
- Boris Mersson: "Eine kleine Plauderei [Noten] = Petite causerie = Little intimity : Fassung für 6 Violoncelli". Edition Modern, Karlsruhe 1996. ISMN M-2000-0084-9
Siehe auch
Weblinks
- Causerie als Tradition des Tischgesprächs
- Kultur-Causerie von Stadtschreiber Mainz 2003
- E-zine: Causerie
- Beispiel webjournalist. Causerie (engl.)
- schweizerisches Beispiel Jazz-Causerie
- finn. Causerie-Schülerwettbewerb Ein Goldener Tag in der Schule
- Akademische Causerie der Akademie d. Wissenschaften Berlin-Brandenburg
- Beispiel als dt. Gesellschaftsereignis (A.-Springer-Vlg.)
- Beispiel japan. Causeries
- Rezension zu Lepenies
Wikimedia Foundation.