Institut français de Stuttgart

Institut français de Stuttgart
Foto der Villa Wittmann
Villa Wittmann ist der Sitz des Institut Français in Stuttgart

Im Jahr 1949, nur vier Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, beschloss das französische Generalkonsulat, das „Centre d’Etudes Françaises de Stuttgart“ im Rahmen des Aufbaus des französischen Kulturnetzes in Deutschland zu eröffnen. Das Ziel dabei war einerseits, in Baden-Württemberg das Erlernen der französischen Sprache und die Entdeckung der französischen Kultur zu fördern. Andererseits sollten die Beziehungen zwischen den beiden Ländern im universitären und wissenschaftlichen Bereich ausgebaut werden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Am 20. April 1951 feierte André François-Poncet, französischer Hoher Kommissar, die Eröffnung des Instituts. Seit seiner Gründung wird das Institut von einer deutschen Stiftung unterstützt, die ihm eine Villa in der Diemershaldenstraße zur Verfügung stellte. Die Villa ist im Rokoko-Stil erbaut und befindet sich in einem kleinen Park, in dem sich auch Ateliers für die Künstler des Austauschprogramms befinden.

Im September 2006 schlossen sich das französische Generalkonsulat und das Institut zusammen. Das Amt des Generalkonsuls und des Leiters des Instituts wurden in einem Posten vereint. Die Ziele des Instituts sind nun weiter gefasst: Neben dem kulturellen, sprachlichen, und universitärem Dialog stehen nun auch wirtschaftliche und politische Beziehungen auf dem Programm.

Leiter des Institut français de Stuttgart

  • 1951-1953: René Cheval
  • 1953-1959: René Derré
  • 1965-1971: André Brillaz
  • 1971-1977: Gehring Gilbert
  • 1977-1983: Goutier Jacques
  • 1983-1988: Jean Baptiste Joly
  • 1988-1994: René Lacombe
  • 1994-1998: Jean-François Ramon
  • 1998-2000: Jean-Louis Poitevin
  • 2000-2002: Nicole Otto
  • 2002-2005: Bernard Bessières
  • 2006 -: Christian Dumon

Aufgabenbereiche

Kulturarbeit

Sommerfest 2009
Das Konzert der französischen Band „Les Yeux Noirs“ während des Sommerfestes 2009

In Zusammenarbeit mit Partnern vor Ort organisiert das Institut français de Stuttgart jährlich mehr als 60 Veranstaltungen, die entweder im Institut oder außerhalb stattfinden. Dabei stehen seit einigen Jahren intellektuelle Begegnungen im Mittelpunkt, unter anderem organisiert in den Gesprächsreihen „J´accuse“, „Penser l´Europe“, „Penser l´avenir“ und „Questions globales“. Damit bemüht sich das Institut français um die Verbreitung der französischen Kultur und Kunstproduktion in vielen Bereichen.

In Partnerschaft mit dem Stuttgarter Literaturhaus durfte das Programm „J´accuse“ bereits Persönlichkeiten wie André Glucksmann, Louis Begley und Aminata D. Traoré zu aktuellen Themen begrüßen. 2009 fanden in der Vortragsreihe „Penser l’Europe“ drei Veranstaltungen statt, die sich vor allem der Analyse der Europawahl widmeten. „Questions globales“ beschäftigt sich mit ökologischem Engagement und Umweltfragen, während die Fragestellungen von „Penser l´avenir“ (Zukunftsgedanken) weit darüber hinausgehen.

Das Institut lädt regelmäßig berühmte französische Autoren zu Lesungen oder Gesprächsabenden ein. In den letzten Jahren kamen die Autoren Régis Jauffret, Lydie Salvayre, François Bégaudeau, Jean-Philippe Toussaint, Marc Dugain, Michel Houellebecq, Catherine Millet, Tahar Ben Jelloun, Anna Gavalda und viele andere.

Seit Ende der 1980er Jahre empfängt das Institut regelmäßig im Rahmen des Austauschprogramms zwischen dem Land Baden-Württemberg und den Regionen Rhône-Alpes und Elsass junge bildende Künstler in den hauseigenen Ateliers (siehe: Atelierstipendiaten). Die Künstler entwickeln dort ein besonderes künstlerisches Projekt und das Institut unterstützt sie dabei, einen geeigneten Ausstellungsraum zu finden – entweder im Institut selbst oder in Stuttgart – und einen Katalog zu veröffentlichen. Im Rahmen des Programms „Retour de Paris“, stellt das Institut die Arbeiten baden-württembergischer Künstler aus, die einen Aufenthalt in der Cité Internationale des Arts de Paris absolviert haben. Diese Ausstellungen bieten die Möglichkeit, Paris und die französische Kultur aus einer anderen Perspektive zu entdecken, die sich im Werk der Künstler nach ihrem Frankreichaufenthalt widerspiegelt.

Atelierstipendiaten

In den letzten Jahren hat das Institut folgende Künstler aufgenommen:

  • Roselyne Titaud, Fotografin, hat im Kloster bei den Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul im Untermarchtal gearbeitet. Dieses Kloster steht Besuchern jeden Alters und jeder sozialen Herkunft offen, die sich zurückziehen und spirituell in sich kehren möchten.
  • Fabienne Ballandras ist Fotografin und kommt aus Lyon. Sie hat sich mit dem Gefängnis in Stuttgart-Stammheim auseinandergesetzt. Dabei konnte sie ausgehend von den Beschreibungen der Zellen durch die Gefangenen Modelle erarbeiten, die sie dann fotografierte.
  • Gauthier Sibillat, ein Fotograf aus Straßburg, arbeitete an Aufnahmen der Randgebiete Stuttgarts. Es entstanden großformatige Bilder einer ungewöhnlichen Qualität.
  • Benjamin Hochart schafft Skulpturen, die Erscheinung und Form hinterfragen, die oftmals mit einer spontanen Regung assoziiert sind.
  • Magalie Lefebvre ist Fotografin und interessiert sich besonders für Schauplätze außerhalb der Norm, das heißt für seltsame und verwaiste Orte.
  • Matthias Schmied ist besessen von Papier: Er schneidet mit dem Skalpell Bilder aus Zeitschriften, Texte und seine eigenen Zeichnungen entweder in Streifen oder Stücke.
  • Young Hee Hong, südkoreanische Bildhauerin, arbeitete mit wieder verwertbaren Objekten, die sie von den Einwohnern Stuttgarts erhalten hatte.
  • Klara Beck ist Fotografin und realisierte eine Fotoreihe in der Wilhelma. Ihr Katalog wurde beim Kehrer-Verlag veröffentlicht.
  • Frédéric Weigel recherchierte über seine Namensvetter in der Region und stellt daraus eine Portraitreihe zusammen.

Mediathek – Informationszentrum für französische Aktualität

Der espace jeunesse der Mediathek steht Kindern und Jugendlichen von 2 bis 18 Jahren offen.

In der Mediathek des Institut français de Stuttgart befinden sich über 6.000 französische Titel, darunter vor allem Bücher, aber auch eine große Auswahl an DVDs und Zeitschriften. Mit der Eröffnung des Espace jeunesse ist die Mediathek zu einem Ort für jedes Alter geworden. Ein Video-Club zeigt regelmäßig kostenlos französische Filme. Die Mediathek empfängt außerdem regelmäßig Schulklassen, um die Schüler die französische Sprache und Kultur entdecken zu lassen. Die Mediathek verfügt über:

  • DVDs: mehr als 650 Titel, sowohl Spielfilme als auch Dokumentarfilme
  • zahlreiche Zeitschriften: 22 Abonnements der französischen Presse
  • Datenbank Europresse: 12 Zeitschriften online verfügbar (letzte Ausgabe und Archiv)

Sprachkurse Französisch

Das Institut français de Stuttgart ist der offizielle Repräsentant der französischen Sprache in Stuttgart und Umgebung. Französischkurse anzubieten ist eines der wichtigsten Aufgabenbereiche des Instituts. Ein Team qualifizierter Lehrkräfte geht auf die Nachfrage nach allgemeinem und fachbezogenem Französischunterricht von Privatkunden (Schüler und Erwachsene) und Firmen ein. Alle Sprachkurse des Institut français de Stuttgart entsprechen dem gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Fremdsprachen. Für Privatpersonen hält das Institut français de Stuttgart eine Angebotspalette von Einzel- und Gruppenunterricht bereit: Grund-, Intensiv- und Crash-Kurse, thematische Kurse sowie Kurse, die speziell auf das Abitur vorbereiten.

Das Institut français de Stuttgart bietet Unternehmen die Möglichkeit, die Sprache ihrer französischen Geschäftspartner zu beherrschen, sowie ihr Profil zu schärfen. Daher bietet das Institut français de Stuttgart französische Sprachgrundkurse, sowie Ausbildungen und Seminare für das Personal des Unternehmens und der Verwaltung an.

  • Geschäftliche Verhandlungen und mündliche Kommunikation
  • Französisch in Wirtschaft und Industrie
  • Französisch in der Banken- und Finanzwelt
  • juristisches Französisch
  • medizinisches Französisch
  • Wie halte ich eine Präsentation auf Französisch?
  • Wie empfange ich französischsprachige Gäste?

Das Institut ist darüber hinaus Prüfungszentrum für die international anerkannten Diplome DELF, DALF und jene der Industrie- und Handelskammer Paris (CCIP). Für diese Sprachzertifikate bietet das Institut spezielle Vorbereitungskurse an.

Zusammenarbeit in Erziehung, Sprache und Universität

Der Sprachreferent hat die Aufgabe, in enger Zusammenarbeit mit den deutschen Behörden die französische Sprache in den Grundschulen und weiterführenden Schulen in Baden-Württemberg und im Saarland zu fördern und zu verbreiten. Das Ziel ist dabei vor allem, das Erlernen der französischen Sprache durch innovative pädagogische Projekte, wie beispielsweise Cinéfête, Prix des lycéens allemands, France Mobil, etc. und durch Lehrerfortbildung voranzutreiben.

Der Hochschulreferent bemüht sich darum, Partnerschaften zwischen Universitäten und Forschungseinrichtungen zu fördern sowie deutsch-französische Austauschprogramme in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zu unterstützen. So organisiert er im Rahmen seiner Arbeit Kolloquien, wirbt für ein Studium in Frankreich, informiert über das französische Hochschulwesen und die verschiedenen Förderprogramme. Der Hochschulreferent hat außerdem einen Lehrauftrag an der Universität Heidelberg und entwickelt in Zusammenarbeit mit lokalen Einrichtungen ein Kulturprogramm in Heidelberg.

Freunde des Instituts

Im Jahr 2001, als das Institut sein 50-jähriges Jubiläum feierte, wurde die Gründung des Vereins „Freunde des Institut français de Stuttgart/Les Amis de l’Institut“ mit dem Ziel beschlossen, die Arbeit des Instituts auch für die Zukunft zu sichern. Das Ziel der Freunde des Instituts ist es, die deutsch-französische Zusammenarbeit im Bereich der Kultur zu unterstützen, indem sie finanzielle Mittel zur Verfügung stellen und ihre innovativen Ideen einbringen. Dazu unterstützt der Verein Projekte und Veranstaltungen, sucht Spender und Sponsoren und treibt die Vernetzung mit den Partnern voran.

Quellen

  • V. ZNINED-BRAND: „Deutsche und französische auswärtige Kulturpolitik: Eine vergleichende Analyse; Das Beispiel der Goethe-Institute in Frankreich sowie der Instituts und Centres Culturels Francais in Deutschland seit 1945“, Frankfurt/Main, Lang, 1999, 240 pages.
  • Pierre GREMION: « Les centre culturels français en Europe dans les années 1970 », sous la direction de Raymonde Moulin, Sociologie de l’art, Paris, L’Harmattan, 1999. p. 47-60.
  • Pierre GREMION et Odile CHENAL: „Une culture tamisée, les centres et instituts culturels français en Europe, Paris, centre de sociologie des organisations“, 1980, 137 pages.

Siehe auch

Weitere Institute auf Wikipedia:

Weblinks


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