- Louis Begley
-
Louis Begley (* als Ludwig Beglejter am 6. Oktober 1933 in Stryj, damals Polen, heute Ukraine) ist ein US-amerikanischer Schriftsteller polnisch-jüdischer Herkunft. Seit 1974 ist er in zweiter Ehe mit der Schriftstellerin und Historikerin Anka Muhlstein verheiratet.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Louis Begley wurde im Oktober 1933 in Stryj (Galizien) im damaligen Polen geboren. Er blieb Einzelkind. Sein Vater, ein Arzt, war gezwungen, sich der russischen Armee anzuschließen und verbrachte den Großteil des Krieges in Samarkand. Begley und seine Mutter blieben bis zur Errichtung des Ghettos in Stryj. Mit Hilfe falscher Papiere, die sie als katholische Polen auswiesen, flüchteten sie zuerst nach Lwów, dann nach Warschau. Dort erlebten sie den Untergang des Warschauer Ghettos. Das Ende des Krieges brachte beide in Krakau wieder mit Begleys Vater zusammen. Die Familie behielt weiterhin den falschen polnischen Namen und wagte es auch nach dem Krieg nicht, sich zu ihrer jüdischen Identität zu bekennen. Mit dem Schuljahr 1945/46, das Begley am Jan-Sobieski-Gymnasium in Krakau verbrachte, erhielt er den ersten formellen Unterricht. Bis dahin war er nur privat unterrichtet worden.
Die Familie verließ Polen im Herbst 1946, um von Paris aus in die Vereinigten Staaten auszuwandern. Am 3. Februar 1947 kamen sie in New York an und ließen sich im Herbst 1948 in Flatbush nieder. Begley besuchte dort die Erasmus Hall High School, die er 1950 abschloss. Im selben Jahr erhielt er ein Stipendium der Harvard University, studierte neben Jura gemeinsam mit John Updike Englische Literatur und schloss mit Auszeichnung ab. Darauf folgte der Dienst in der US-Armee, die letzten 18 Monate davon in Göppingen in der 9. Division.
Anschließend entschied sich Begley für eine Berufstätigkeit als Rechtsanwalt. Sein spätes literarisches Debüt Lügen in Zeiten des Krieges verfasste er während eines Sabbaticals. In dem Roman verarbeitet er autobiografisch seine Erlebnisse als Jude in Polen unter der Naziherrschaft. Auch nach dem Erfolg als Schriftsteller blieb er als Jurist tätig. Von 1993 bis 1995 war er Präsident des amerikanischen P.E.N.-Zentrums.
Werk
In seinem Debütroman Lügen in Zeiten des Krieges schildert Begley die Ereignisse des Holocausts in Polen, insbesondere die zum Überleben notwendigen Lügen aus der Sicht eines kleinen Jungen. Die Qualität dieses Erstlings erweist sich neben der stilsicheren Behandlung des Themas auch in der Fähigkeit, diesen Stoff mit Humor zu durchwirken (vergleiche hierzu auch Jurek Beckers Roman Jakob der Lügner).
Seine weiteren Romane sind in der neuenglischen Oberschicht angesiedelt und haben die Probleme älterer Männer zum Thema: den Verlust von beruflicher Macht, Auflösung familiärer Beziehungen, Suche nach später sexueller Erfüllung, Selbstfindung, Auseinandersetzung mit dem Tod.
Sein Roman Schmidt wurde mit Jack Nicholson in der Hauptrolle verfilmt (About Schmidt).
Begley ist Mitglied der Anwaltskammer (Bar Association) seiner Heimatstadt New York, Mitglied des Council on Foreign Relations sowie Mitglied des Vorstandes des amerikanischen PEN-Zentrums.
Regelmäßig verfasst Begley Essays für deutsche Zeitungen (z.B. die FAZ) zu aktuellen Ereignissen in den Vereinigten Staaten.
Werk, Rezensionen
- 1991 - Wartime Lies, (Deutscher Titel: Lügen in Zeiten des Krieges. 7. dt. Aufl. - 2004. 222 Seiten. ISBN 3518390465)
- 1995 - Wie Max es sah
- 1996 - Der Mann, der zu spät kam
- 1997 - Schmidt
- 1998 - Mistlers Abschied
- 2000 - Schmidts Bewährung
- 2003 - Schiffbruch Rezension von Ulrich Greiner: Stellenweise Glatteis. Louis Begley scheitert überraschend… in „Die Zeit“ vom 27. November 2003 Nr. 49.
- 2007 - Ehrensachen. 444 Seiten. ISBN 351841870X. Rezension von Andreas Isenschmid: Gespenster, die ihn bedrängen. In „Die Zeit“ vom 8. März 2007 Nr. 11, S. 56. Rezension von Elmar Krekeler: Der diskrete Mr. Begley In der Literarischen Welt (Samstagsbeilage der „WELT“) vom 24. Februar 2007.
- 2009 - Der Fall Dreyfus - Teufelsinsel, Guantánamo, Alptraum der Geschichte
- 2011 - Schmidts Einsicht
Die deutschen Übersetzungen seiner Werke erscheinen im Suhrkamp-Verlag.
Ehrungen (Auswahl)
Für sein Erstlingswerk Wartime Lies erhielt Begley 1992 den Hemingway Foundation PEN Award. 1995 erhielt Louis Begley den Jeanette Schocken Preis. 2000 wurde er mit dem Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgezeichnet. 2008 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Heidelberg.
Weblinks
- Literatur von und über Louis Begley im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Offizielle Homepage von Louis Begley
- Rezensionen zu Werken von Louis Begley bei perlentaucher.de
- Louis Begley in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Kategorien:- Rechtsanwalt (Vereinigte Staaten)
- Autor
- Dichterjurist
- Literatur (20. Jahrhundert)
- Literatur (21. Jahrhundert)
- Literatur (Englisch)
- Literatur (Vereinigte Staaten)
- Roman, Epik
- Erzählung
- Essay
- Homosexualität in der Literatur
- Autobiografie
- NS-Opfer
- Überlebender des Holocaust
- US-Amerikaner
- Geboren 1933
- Mann
Wikimedia Foundation.