Internierungslager Yodŏk

Internierungslager Yodŏk
Koreanische Schreibweise
koreanisches Alphabet: 요덕 제15호 관리소
chinesische Schriftzeichen: 耀德第 十五 號管理所
Revidierte Romanisierung: Yodeok Je Isipo-ho Gwalliso
McCune-Reischauer: Yodŏk Che Isibo-ho Kwalliso

Das Internierungslager Yodŏk (meist Yodok, selten auch Yodeok oder Yoduk) ist ein Arbeitslager in Nordkorea überwiegend für politische Gefangene. Der offizielle Name ist Kwan-li-so (Straflager) Nr. 15.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Lager liegt im Kreis Yodŏk, Provinz Hamgyŏng-namdo in Nordkorea. Es erstreckt sich im Tal des Flusses Ipsok, umgeben von den Bergen Paek-san (1742 m im Norden), Modo-san (1833 m im Nordwesten), Tok-san (1250 m im Westen) und Byeongpung-san (1152 m im Süden).[1]

Beschreibung

Ein Bereich von Yodok mit den Strafkolonien Ipsok-ri, Kuup-ri und Daesuk-ri, dient dazu, „unzuverlässige“ Teile der Bevölkerung (besonders Rückkehrer aus Japan und Christen) aus der Gesellschaft auszuschließen. Ein anderer Bereich mit den Umerziehungslagern Pyongchang-ri und Yongpyong-ri dient dazu, Personen für Verbrechen (teilweise gewöhnliche Verbrechen, oft aber politische Vergehen) mit einer langen Haft zu bestrafen.[2] In den Strafkolonien leben ca. 30.000 Gefangene, in den Umerziehungslagern ca. 16.500 (geschätzt für 1991). Viele Gefangene werden ohne Gerichtsverhandlung mit ihrer ganzen Familie hierher gebracht, selbst Kinder[3] und alte Menschen.[4] Das Lager ist schätzungsweise insgesamt ca. 378 km² groß.[5] Es wird von einem 3–4 Meter hohen Stacheldrahtzaun umgeben, teilweise auch Mauern mit Elektrozaun, jeweils mit Wachtürmen in regelmäßigen Abständen. Das Lager wird von Soldaten (geschätzte 1000 Personen) mit automatischen Waffen und einigen Hundestaffeln bewacht.[6]

Funktion

Das Lager dient nicht nur dazu, politisch unzuverlässige Personen wegzusperren und zu bestrafen, sondern hat auch wirtschaftliche Bedeutung: Es gibt einen Alabaster-Steinbruch, ein Goldbergwerk, eine Schneiderei, eine Destillerie, eine Schmiede und Landwirtschaft.[7]

Menschenrechtssituation

Nach Berichten von Augenzeugen müssen die Gefangenen von morgens früh bis abends spät sehr harte und gefährliche Arbeit in den Bergwerken und anderen Arbeitsstätten leisten. [8] Sie werden wie Sklaven behandelt und mit Schlägen zur Arbeit angetrieben. Auch sind sie in den isolierten Lagern der Willkür der Aufseher ausgeliefert und kleinste Verstöße gegen Regeln oder Befehle werden mit Folter bestraft. Die Essensrationen sind so gering, dass die Gefangenen dauerhaft unter Hunger leiden. Zudem sind die hygienischen Bedingungen extrem schlecht und die Gefangenen bekommen häufig Krankheiten. Dies alles führt zu körperlichen Schwächen und einer hohen Sterblichkeit unter den Gefangenen. Außerdem werden immer wieder Gefangene hingerichtet (z. B. bei Fluchtversuch oder wenn Befehle missachtet wurden).[9]

Gefangene (Augenzeugen)

  • Kang Chol-hwan (1977–1987 in Yodok) wurde als Kind inhaftiert, weil seine Familie aus Japan zurückkehrte und als politisch unzuverlässig galt.
  • An Hyuk (1987–1989 in Yodok) wurde als Jugendlicher inhaftiert, weil er unerlaubt das Land verlassen hatte.
  • Kim Tae-jin (1988–1992 in Yodok) wurde inhaftiert, weil er unerlaubt das Land verlassen hatte.[10]
  • Lee Young-kuk (1995–1999 in Yodok), ehemaliger Bodyguard von Kim Jong-il, wurde aus China entführt und inhaftiert, weil er das Land verlassen und kritisiert hatte.[11]
  • Kim Eun-cheol (2000–2003 in Yodok) wurde als Jugendlicher inhaftiert, weil er unerlaubt das Land verlassen hatte.[12]
  • Die Südkoreanerin Shin Suk-ja und ihre Töchter Oh Hye-won und Oh Kyu-won (damals 9 bzw. 11 Jahre alt) sind seit 1987 in Yodok inhaftiert,[13] weil ihr Ehemann bzw. Vater von einem Auslandsaufenthalt nicht zurückgekehrt war. Die Familie war zuvor von nordkoreanischen Agenten nach Nordkorea gelockt worden.[14]

Hintergrund

Yodok ist eines der größten von insgesamt sechs Straflagern (Kwan-li-so) in Nordkorea.[15] Sie wurden in den 70er Jahren eingerichtet und haben insgesamt ca. 150.000 bis 200.000 Gefangene. Die Besonderheit des Internierungslagers Yodok ist, dass es sowohl Straflager, als auch Umerziehungslager umfasst, während die anderen Internierungslager nur reine Straflager oder reine Umerziehungslager sind.

Siehe auch

Literatur/Musical/Film

  • Literatur: Kang Chol-hwan hat 2001 das Buch Die Aquarien von Pjöngjang über seine Kindheit im Lager Yodok geschrieben.[16]
  • Musical: Jung Sung-san, selbst früherer Gefangener in Yodok, inszenierte 2006 das Musical „Yoduk Story“ über das Lager. [17]
  • Film: Andrzej Fidyk hat 2008 den Film “Yodok Stories“ über das Leben im Lager Yodok gedreht. In diesem Film spielen einige nordkoreanische Flüchtlinge mit. Er verwendet Szenen aus dem Musical und Augenzeugenberichte.[18]

Einzelnachweise

  1. The Hidden Gulag – Satellite imagery: Selected North Korean Prison Camp Locations (Seite 89). The Committee for Human Rights in North Korea, abgerufen am 24. November 2010 (englisch).
  2. The Hidden Gulag – Satellite imagery: Kwan-li-so No. 15 Yodok Partial Overview (Seite 90). The Committee for Human Rights in North Korea, abgerufen am 24. November 2010 (englisch).
  3. Zehn Jahre in der Hölle, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. Juni 2003
  4. Urgent Action: Älterer Herr in Lebensgefahr. Amnesty International Deutschland, abgerufen am 24. November 2010.
  5. „North Koreas Hard Labor Camps“ mit interaktiver Karte, Washington Post, 20. Juli 2009
  6. The Hidden Gulag: Kwan-li-so political panel-labor colonies (Abschnitt: Testimony Kwan-li-so No. 15 „Yodok“) (Seite 34 - 36). The Committee for Human Rights in North Korea, abgerufen am 24. November 2010 (englisch).
  7. The Hidden Gulag: Kwan-li-so political panel-labor colonies (Abschnitt: Testimony Kwan-li-so No. 15 „Yodok“) (Seite 34 - 36). The Committee for Human Rights in North Korea, abgerufen am 24. November 2010 (englisch).
  8. Internationale Gesellschaft für Menschenrechte: Verbrechen und Terror in Nordkorea
  9. Amnesty International: Auf der Flucht vor dem Hungertod
  10. North Korea Prison Camp Survivors Speak at UN Meeting, Christian Post, 10. April 2005
  11. The Supremo in His Labyrinth, Time Magazine, 11. Februar 2002
  12. Citizens’ Alliance for North Korean Human Rights: After Repatriation: Three Years in Yodok
  13. Document - North Korea: Summary of Amnesty International's concerns: 2.2 Shin Sook Ja and her daughters. Amnesty International, 12. Oktober 1993, abgerufen am 1. Februar 2011 (englisch).
  14. A family and a conscience, destroyed by North Korea's cruelty. Washington Post, 22. Februar 2010, abgerufen am 1. Februar 2011 (englisch).
  15. The Hidden Gulag – Satellite imagery: Selected North Korean Prison Camp Locations (Seite 89). The Committee for Human Rights in North Korea, abgerufen am 24. November 2010 (englisch).
  16. Wikipedia: The Aquariums of Pyongyang
  17. Yoduk Story: Musical über das Lager Yodok
  18. Yodok Stories: Film über das Lager Yodok

Weblinks


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