Kim Jong-Il

Kim Jong-Il
Koreanische Schreibweise
Siehe auch: Koreanischer Name
Hangeul: 김정일
Hanja: 金正日
Revidiert: Gim Jeong-il
McCune-R.: Kim Chŏng-il


Kim Jong-iI (* 16. Februar 1941 in Wjatskoje bei Chabarowsk, Russische SFSR; offiziell 16. Februar 1942, auf dem Paektusan, Korea) ist der Vorsitzende der Nationalen Verteidigungskommission von Nordkorea, Oberbefehlshaber der Koreanischen Volksarmee und der Generalsekretär der Partei der Arbeit Koreas und damit faktisch der aktuelle Machthaber der Demokratischen Volksrepublik Korea (Nordkorea). Kim Jong-il gilt aufgrund seiner Handlungsweise, die ihm seine uneingeschränkte Macht ermöglicht, als Diktator.

In nordkoreanischen Quellen stand vor oder hinter seinem Namen üblicherweise der Titel 친애하는 지도자 (ch'inaehanŭn chidoja, etwa Geliebter Führer). Nach dem Tode seines Vaters Kim Il-sung im Jahre 1994 ist der Titel 지도자 offiziell durch 령도자 (ryongdoja, einer höheren Form von «Geliebter Führer») ersetzt worden. Üblicherweise wird heute eher der Titel 장군님 (General) verwendet, um seine Position als Führer des Militärs im Rahmen der Sŏn'gun-Politik zu unterstreichen.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Kim Jong-il, als dreijähriges Kind, 1944

In seiner offiziellen Biografie ist zu lesen: «Als Kim Jong-il am 16. Februar 1942 am heiligen Berg Paektu das Licht der Welt erblickte, verkündeten ein doppelter Regenbogen und ein heiliger Stern die Ankunft des Erleuchteten.» Tatsache ist jedoch, dass Kim in einem sowjetischen Ausbildungslager im Dorf Wjatskoje bei Chabarowsk geboren wurde, wo seine Eltern während des Zweiten Weltkriegs Zuflucht vor den Japanern suchten. Dort wurde er unter dem Namen Juri Irsenowitsch Kim (Юрий Ирсенович Ким), mit einem Patronym, das vom russifizierten Vornamen seines Vaters (Ir-sen) abgeleitet wurde, ins Geburtenregister eingetragen. Seine Mutter Kim Jong-suk starb, als er noch ein Kind war. Seine Stiefmutter terrorisierte ihn regelrecht; sie wollte, dass nicht Kim die Nachfolge seines Vaters antrete, sondern eines ihrer leiblichen Kinder.

Nach dem Koreakrieg wurde Kims Vater Kim Il-sung Ministerpräsident und später Präsident Nordkoreas. Sein Sohn stieg derweil in der Hierarchie der kommunistischen Partei des Landes auf. 1974 wurde er offiziell zum Nachfolger seines Vaters ernannt. Er nahm den Titel Geliebter Führer an, und ein Personenkult entstand um ihn, der dem um seinen als Großer Führer (kor.: widaehan suryŏng; 위대한 수령) verehrten Vater gleichkam.

Kim Jong-il wird weithin verdächtigt, für die Organisation mehrerer Terroranschläge verantwortlich zu sein. So entging am 9. Oktober 1983 der südkoreanische Präsident Chun Doo-hwan nur knapp einem Attentat in der damaligen burmesischen Hauptstadt Rangun, bei dem 21 Personen getötet wurden, darunter mehrere Minister Südkoreas. Am 29. November 1987 explodierte der Korean-Airlines-Flug 858 über der Andamanensee. Dabei kamen alle 115 Insassen ums Leben. Die Attentäterin Kim Hyun-hee sagte später aus, sie stamme aus Nordkorea und sei dort von oberster Stelle beauftragt worden, gemeinsam mit ihrem Komplizen eine Bombe an Bord des Flugzeugs zu schmuggeln.[1][2]

Am 24. Dezember 1991 wurde Kim Oberbefehlshaber der Koreanischen Volksarmee. Als sein Vater im Juli 1994 starb, übernahm er wie geplant dessen Stellung als faktischer Staatschef, wobei das Präsidentenamt nicht neu besetzt wurde. Kim Jong-il trat jedoch noch im Juli 1994 die Nachfolge im Amt des Vorsitzenden der Nationalen Verteidigungskommission an. Dieses wurde 1998 von der Obersten Volksversammlung Nordkoreas zum «höchsten Amt im Staat» erklärt. Seit dem 8. Oktober 1997 ist Kim Jong-il auch Generalsekretär der Partei der Arbeit Koreas.

Kim Jong-II mit Wladimir Putin (2000)

Als Nachfolger seines Vaters bemühte sich Kim Jong-il vor allem um eine Aufrechterhaltung der guten Beziehungen zur Volksrepublik China und Russland, während die diplomatischen Beziehungen zu vielen anderen Ländern mit der politischen Wende in Osteuropa abgebrochen wurden. Die einzigen Auslandsreisen Kims als Staatschef führten dann auch nach Russland und China. Anfang Juni 2000 und im folgenden Jahr reiste Kim Jong-il, der angeblich unter Flugangst leidet, mit einem Panzerzug nach China, 2001 außerdem weiter nach Russland. Im April 2004 reiste er erneut nach China. Er hielt sich dort Medienberichten zufolge zu Beratungen über den Atomstreit seines Landes vor allem mit den USA und über Wirtschaftsreformen auf.

Kims Macht stützt sich vor allem auf das Militär. Nordkorea ist das Land mit dem relativ betrachtet weltweit größten Militärapparat. Die besondere Beziehung der Staatsführung zum Militär zeigt sich in der so genannten Sŏn'gun-Politik, der allgegenwärtigen Bevorzugung des Militärs und seiner Angehörigen.

Im September 2008 zeigte sich Kim bei den offiziellen Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag der Gründung der Demokratischen Volksrepublik Korea nicht in der Öffentlichkeit. Nach Informationen des südkoreanischen Geheimdienstes NIS soll der herzkranke und an Diabetes leidende Diktator bereits einige Wochen zuvor einen Schlaganfall oder eine Hirnblutung erlitten haben.[3] Vertreter Nordkoreas wiesen dies zurück und sprachen von einer westlichen Propaganda und Verschwörung. Kim Yong-nam, die Nummer Zwei des Landes, dementierte Kims Gesundheitsprobleme. Am 4. Oktober berichtete die Nachrichtenagentur KCNA, dass Kim am selben Tag ein Fußballspiel an der Kim-Il-sung-Universität verfolgt habe. Das Spiel zwischen zwei Studentenmannschaften wurde zum 62. Jahrestag der Gründung der Schule ausgetragen. Zuletzt hatten die staatlichen Medien Mitte August über einen öffentlichen Auftritt von Kim berichtet.

Privates

Einige seiner persönlichen Eigenarten sind gut dokumentiert. So hat er Flugangst und unternimmt Reisen nur in seinem privaten, gepanzerten Zug. Er nutzt Schuhe mit dicken Sohlen (Plateauschuhe), möglicherweise um seine geringe Körpergröße (ca. 1,60 Meter) zu kaschieren. Bekannt ist seine Vorliebe für westliche Spielfilme; er soll eine Sammlung von 20.000 Videobändern besitzen.[4] Seine Liebe zum Film ging gar so weit, dass er 1977 den Regisseur Shin Sang-ok und dessen Frau Choi Eun-hee, eine bekannte südkoreanische Schauspielerin, entführen ließ mit dem Hintergedanken, diese würden ihm eine Filmindustrie aufbauen.[5] Bis heute nimmt Kim Jong-il persönlich Einfluss auf das nordkoreanische Filmschaffen: Der Regisseur Jang In Hak verriet dem deutschen Reporter Malte Herwig, dass Kim ihm 2006 Anweisungen gab, wie einzelne Szenen des Films "Schoolgirls Diary" geschnitten werden sollten. * [6]

Kim ist zum vierten Mal verheiratet und hat vier eheliche Kinder. Zu seiner ersten Ehe soll er von seinem Vater Kim Il-sung gezwungen worden sein, während er bereits heimlich mit seiner späteren zweiten Ehefrau zusammenlebte.[7]

  • Erste Ehefrau Kim Yong-suk (war eine Mitstudentin)
    • eine Tochter Kim Sol-song (* 1974)[8]
  • Zweite Ehefrau Sung Hae-rim (auch Song Hye-rim, Generalstochter, ehemalige Schauspielerin, 2003 an einem Herzleiden im Moskauer Exil gestorben)
  • Dritte Ehefrau Ko Yong-hee (auch Ko Young-hui, ehemalige Tänzerin, starb 2004 an Brustkrebs) [9]
    • sein zweiter Sohn Kim Jong-chol (* 25. September 1981 oder 1982, gilt als möglicher Nachfolger) [8][10]
    • dritter Sohn Kim Jong-un (* um 1984, gilt als möglicher Nachfolger) [8] [11]
  • Vierte Ehefrau Kim Ok (* 1964, langjährige Sekretärin) [9]

Literatur

  • Malte Herwig, Der große Diktator: Kims Kino, Zeit-Magazin, 23. Dezember 2008 Psychologisches Porträt Kim Jong Ils als Künstler-Diktator
  • Michael Breen: Kim Jong Il: Nordkoreas „Geliebter Führer“, Europäische Verlagsanstalt, 2004, ISBN 3434505857
  • Kenji Fujimoto: I was Kim Jong Il's cook - True tales from the Dear Leader's Japanese chef. In: The Atlantic Monthly. Boston 2004, Januar, S. 107–109.
  • Kenji Fujimoto: Kimu jon'iru no ryōrinin: majika de mita kenryokusha no sugao. Fusōsha, Tōkyō 2003, ISBN 459404106X.
  • John Feffer: Nordkorea und die USA - Die amerikanischen Interessen auf der koreanischen Halbinsel. Ariston, 2004, ISBN 3-7205-2484-1
  • Christian Kracht, Eva Munz und Lukas Nikol: Die totale Erinnerung. Kim Jong Ils Nordkorea. Rogner & Bernhard, 2006, ISBN 3807710205.
  • Suh, Dae-Sook u. a. (Hrsg.): North Korea after Kim Il Sung. Boulder 1998. ISBN 1-55587-763-X
  • Peter Scholl-Latour: Koloß auf tönernen Füßen. Amerikas Spagat zwischen Nordkorea und Irak. Ullstein, 2006, ISBN 3548368905

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Aus der Washington Post: Woman Says She Sabotaged Plane On Orders From N. Korean Leader, 15. Januar 1988 (englisch)
  2. Kim Hyun Hee: Die Tränen meiner Seele. Basel: Brunnen Verlag 1999. ISBN 3765536253.
  3. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,595900,00.html
  4. CNN:North Korean leader loves Hennessey, Bond movies (englisch, abgerufen am 26. Februar 2009)
  5. BBC: Kidnapped by North Korea, 5. März 2003 (englisch)
  6. Malte Herwig: [1], Der große Diktator: Kims Kino, Zeit-Magazin, 23. Dezember 2008.
  7. Vantage Point: Kim Jong-il's New Wife and Succession Plans. August 2006, Vol. 29, No. 8.
  8. a b c d International Trade Club of Chicago: After Kim Jong Il, Mai 2005
  9. a b Spiegel Online: Kim Jong Il heiratet seine Sekretärin, 23. Juli 2006
  10. „Spekulationen um die Nachfolge-Regelung in Nordkorea: Spricht der nächste Diktator Schweizerdeutsch?“, Blick (Zeitung), 14. September 2008
  11. taz.de - Kim Jong Il übergibt Macht an Sohn vom 15. Januar 2009

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