- Justizvollzugsanstalt Wuppertal-Ronsdorf
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Die Justizvollzugsanstalt Wuppertal-Ronsdorf kurz auch JVA Ronsdorf oder Jugendjustizvollzugsanstalt Wuppertal genannt, ist eine mit Wirkung vom 1. Dezember 2010 eingerichtete Justizvollzugsanstalt in der bergischen Großstadt Wuppertal in Nordrhein-Westfalen (NRW).[1]
Inhaltsverzeichnis
Lage und Beschreibung
Die JVA wurde im Norden des Ortsteils und Stadtbezirks Ronsdorf, im Wohnquartier Erbschlö-Linde in unmittelbarer Nähe der Hofschaft Erbschlö erbaut, die Titularort der gleichnamigen mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Honschaft war. Die Adresse lautet: Am Schmalenhof 6, 42369 Wuppertal.[2] Sie ist ein Bestandteil eines Areals im Eigentum des Landes NRW, welches bis zur Schließung des Bundeswehrstandortes Wuppertal 2004 zu den Liegenschaften der Wuppertaler Kasernen zählten und die Standortverwaltung, einen Sportplatz, die Standortmunitionsniederlage und einen schon Mitte des 20. Jahrhunderts aufgelassenen Langwaffenschießstand umfassten.
Auf dem insgesamt etwa 30 ha großen Gelände sind nach den Planungen des Landes Nordrhein-Westfalen neben der Justizvollzugsanstalt auch die Neubauten der Unterkünfte der Bereitschaftspolizei (die vom bisherigen Standort Lichtenplatz umziehen soll), der Landesfinanzschule und der Justizvollzugsschule geplant.[3] Der Baubeginn für diese Objekte ist für 2011/12 vorgesehen.[4] Bei der Erschließung des Areals werden für die Entlastung der Ortslage Erbschlö neue Zufahrtsstraßen gebaut. Es ist geplant, die noch vorhandenen Gebäude der ehemaligen Standortverwaltung soweit möglich in die vorgesehenen Bauvorhaben mit einzubeziehen.
Die Parkstraße (Landesstraße 419) und die Ortslage Erbschlö bilden den südlichen/südöstlichen Rand der Bebauung; der bewaldete östliche Teil des Scharpenackens bildet die Abgrenzung im Westen und der Kastenberg die im Nordosten. Die Besitzverhältnisse des östlichen Teils sind mit dem „Ronsdorfer Verschönerungsverein“, der auch die Ronsdorfer Anlagen unterhält, noch nicht abschließend geklärt.
Der mit 124 Millionen Euro veranschlagte Bau besteht aus zwei viergeschossigen, kreuzförmigen und parallel angeordneten Hafttrakten mit einer Bruttogeschossfläche von insgesamt 56.000 m². Für die etwa 510 Untersuchungs- und Jugendhäftlinge gibt es Einzelzellen. Hiermit soll auch der durch das Jugendstrafvollzugsgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen formulierte Anspruch auf einen Einzelhaftraum im Jugendstrafvollzug erfüllt werden, der bis 2010 umgesetzt werden soll und mit den bisher bestehenden JVAs in NRW nicht gewährleistet werden kann. Auf dem etwa 10 ha großen Gelände der Haftanstalt wurden darüber hinaus, teilweise in Nebengebäuden, Räume für (Fort-) Bildung und Freizeitgestaltung, ein medizinischer Bereich, ein Verwaltungsgebäude, drei Werkhallen, eine Sporthalle und ein Sportplatz errichtet. Die JVA ist von einer rund 5 Meter hohen und 1200 Meter langen Mauer umgeben. Es sollen annähernd 250 neue Arbeitsplätze im Bereich der JVA entstehen.
Bauhistorie
Die Grundsteinlegung erfolgte am 21. August 2009 durch die seinerzeitige nordrhein-westfälische Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter.[5]
Das Richtfest fand am 18. März 2010 in Anwesenheit der Justizministerin und des Oberbürgermeisters von Wuppertal (Peter Jung) statt. Die Justizvollzugsanstalt wurde zur Jahresmitte 2011 fertiggestellt.[6][7]
Die neu errichtete JVA wurde am 16. Juli 2011 der Öffentlichkeit mit einem Tag der offenen Tür vorgestellt, der ein unerwartet großes Interesse hervorgerufen hat. So fanden sich im Laufe dieses Tages rund 7.500 Besucher ein.[8]
Am 15. August 2011 begann die schrittweise Belegung mit Gefangenen, die bis etwa März 2012 abgeschlossen sein soll.[9]
Proteste aus der Bevölkerung
Gegen den Bau der JVA an diesem Standort gab es zahlreiche Proteste. Es wurde moniert, dass zum Ausgleich des Flächenverbrauchs ein Großteil der zuvor frei zugänglichen Magerwiesen des ehemaligen Truppenübungsplatzes Scharpenacken umzäunt und für die Öffentlichkeit gesperrt wurden. So wurde mit dem Bau der JVA und den Ausgleichsmaßnahmen mehr als die Hälfte des 284 ha umfassenden Erholungsgebietes für die Bevölkerung unzugänglich gemacht.
Aus Sicht verschiedener Parteien und Bürgerbewegungen wären andere Standorte, wie beispielsweise das Gelände der benachbarten ehemaligen Kaserne, ebenso gut oder besser geeignet gewesen, da mit diesen keine Einschränkung des Erholungswertes des Naherholungsgebietes verbunden gewesen wäre, jedoch wurden alternative Standorte nicht in weitere Überlegungen der Entscheidungsträger mit einbezogen.
Die kritischen Stimmen sind fast einstimmig der Ansicht, dass die nach dem Jugendstrafrecht verurteilten Häftlinge eine menschenwürdige Unterbringung mit der Chance zur Resozialisierung verdient haben, insbesondere im Licht des „Vorfalls vom 11. und 12. November 2006“ in der Justizvollzugsanstalt Siegburg.
Umwelt- und Denkmalschutz
Auf dem Gelände nahe Erbschlö befand sich ein Feuchtbiotop mit einer Population des auf der Roten Liste der gefährdeten Arten stehenden Kammmolch (Triturus cristatus). Für diese Tiere wurde im Vorfeld der Bauarbeiten ein großflächig umzäuntes Ersatzbiotop geschaffen.
Ferner befand sich auf dem Baugrund ein Langwaffen-Schießstand aus der Zeit des Nationalsozialismus, dessen mehr als 10 Meter hohe Kugelfangmauern denkmalgeschützt waren. Dieser Schutz wurde zum teilweisen Abbruch der Fangmauern aufgehoben.
Erhalten blieb ein Doppelwall der Elberfelder Linie der mittelalterlichen bergischen Landwehr am Ostrand des Baugeländes.[10]
Weblinks
Commons: Justizvollzugsanstalt Wuppertal-Ronsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Justizministerialblatt für das Land Nordrhein-Westfalen vom 15. Dezember 2010, Nr. 24
- ↑ Artikel in der Online-Ausgabe der Westdeutschen Zeitung vom 18. März 2010
- ↑ Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, Projektinformationen zum Bauvorhaben Parkstraße/Erbschlö
- ↑ Artikel in der Online-Ausgabe der Westdeutschen Zeitung vom 17. März 2010
- ↑ BLW Bau-und Liegenschaftbetrieb
- ↑ Artikel in der Online-Ausgabe der Westdeutschen Zeitung vom 11. März 2010
- ↑ Pressemitteilung der Landesregierung NRW vom 18. März 2010
- ↑ 7500 wollten in den Knast Westdeutsche Zeitung (online) vom 17. Juli 2011
- ↑ JVA Ronsdorf: Der modernste Knast in NRW Westdeutsche Zeitung (online) vom 15. August 2011
- ↑ denkmodelle.de, Homepage Naturerbe Wuppertaler Naturerbe Scharpenacker Bäche
51.247.217Koordinaten: 51° 14′ 24″ N, 7° 13′ 1″ OKategorien:- Justizvollzugsanstalt (Nordrhein-Westfalen)
- Gebäudeensemble in Wuppertal
- Behörde (Wuppertal)
- Erbaut in den 2010er Jahren
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