James Ward Packard

James Ward Packard

James Ward Packard (* 5. November 1863; † 20. März 1928) war ein bedeutender Unternehmer und Ingenieur. Zusammen mit seinem älteren Bruder William Doud Packard begründete er 1890 in Warren, Ohio die Packard Electric Company. Ab 1899 baute er gemeinsam mit Bruder William Doud Packard und weiteren Partnern Automobile unter seinem Namen. Daraus ging später die Packard Motor Car Company hervor.

Inhaltsverzeichnis

Jugend und Ausbildung

James Ward Packard wuchs mit vier Geschwistern in einer angesehenen Kaufmannsfamilie in Warren (Ohio) auf deren Vorfahren bereit 1628 aus Schottland eingewandert waren. Sein Vater, Warren Packard, hatte eine bedeutende Kette von Eisenwarengeschäften aufgebaut und betrieb unter anderem ein Sägewerk und ein Hotel.

James besuchte die örtliche Grundschule und immatrikulierte sich anschließend an der Lehigh University in Bethlehem, Pennsylvanien. Gemeinsam mit seinem Bruder William Doud Packard brachte er als Jugendlicher eine eigene Zeitung heraus die im elterlichen Wohnhaus gedruckt wurde. Mit dem Gewinn aus dem Zeitungsverkauf finanzierten sich die beiden eine Reise an die Weltausstellung 1876 in Philadelphia. James war außerdem passionierter Radfahrer und unternahm ausgedehnte Touren mit dem aufkommenden Fahrrad.

Packard blieb seiner Alma Mater zeitlebens in Dankbarkeit verbunden. Nach seiner Promotion in Ingenieurswissenschaften im Jahr 1884[1] nahm er eine Stelle im Generatorenraum des Glühlampen-Pioniers Sawyer-Mann Electric Company in New York an. Einen Monat später war er für diesen Raum verantwortlich und bereits im November 1884 stand er der Mechanik-Abteilung der Firma vor. In diese Zeit fallen seine ersten Patente für einen magnetischen Schaltkreis und eine Glühlampe; letzteres wurde an die Firma Westinghouse verkauft.

Packard Electric Company

Glühlampen und elektrische Energie waren zu dieser Zeit noch relativ neu; Thomas Alva Edison hatte erst 1880 ein Patent auf Glühlampen erhalten[2]. Der Aufbau der elektrischen Beleuchtung für Industrie und Haushalt sowie von Versorgungsnetzen versprach ein zukunftsträchtiges Geschäft zu werden.

1890 kehrte Packard nach Warren zurück und gründete gemeinsam mit seinem Bruder William und den Partnern C.F. Clapp, M.B. Tayler und Jacob Perkins die Packard Electric Company welche mit anfangs 10 Mitarbeitern Dynamos, Glühlampen, Kabel und elektrische Geräte herstellte. James wurde Geschäftsführer, sein Bruder Finanzchef des Unternehmens. Die Firma gehörte zu den ersten welche ihre Maschinen mit elektrischer Energie betrieb. Packard Electric entwickelte als erste in den USA eine elektrische Straßenbeleuchtung und die Heimatstadt der Brüder, Warren, erhielt 1911 als erste Kommune der USA eine solche. 1894 riefen die Brüder Packard beiden die New York & Ohio Company ins Leben welche sich auf die Herstellung von Glühbirnen konzentrierte.

Automobile

Erste Entwürfe für ein Automobil zeichnete James Ward Packard bereits 1893[3]. Ende 1898 erwarb er sein erstes Automobil. Dabei handelte es sich um das 13., das die Winton Motor Carriage Company produziert hatte. Packard hatte damit bereits bei der Überführung von Cleveland, Ohio nach Hause große Probleme; für die ca. 65 Meilen (105 km) benötigte das Fahrzeug ca. 11 Stunden und wurde, nachdem es mehrere Male liegengeblieben war, schließlich von vorgespannten Pferden das letzte Stück Weg gezogen. Aus dem erhalten gebliebenen Tagebuch von James Packard und seiner Korrespondenz ist überliefert, dass er Alexander Winton verschiedene Verbesserungsvorschläge unterbreitete. Dieser, selber ein hervorragender Ingenieur, reagierte mit der Zeit gereizt und veranlasste ihn zur überlieferten Bemerkung, Packard solle besser selber ein Auto bauen wenn er doch so klug sei. Außerdem veranlasste er, dass Auto Nummer 13 aus den offiziellen Statistiken verschwand.

Letztlich war es wohl dieser Disput, der James Packard im Sommer 1899 veranlasste, tatsächlich ein solches Projekt anzufangen. Wiederum war sein Bruder William beteiligt. Außerdem sicherte er sich die Unterstützung des Investors George L. Weiss, der sich bereits bei Winton finanziell engagiert hatte. Zudem warb er Wintons Chefmechaniker William A. Hatcher ab. In einer Ecke der New York & Ohio Company richteten sie eine Werkstatt ein. Bereits im November 1899 unternahm James eine erste, erfolgreiche Probefahrt. Die Packard-Brüder trafen nun eine Vereinbarung über die Herstellung des Packard-Wagens. Insgesamt fünf dieser Packard Modell A wurden bis Mitte 1900 gebaut. Die Packards, Weiss und Hatcher brachten die Fahrzeugproduktion in eine angemessene Rechtsform indem sie die Ohio Automobile Company gründeten. William Packard zog sich zu diesem Zeitpunkt aus der Automobilproduktion zurück[4]. Jeder der verbliebenen Partner beteiligte sich mit 3.000 USD. Bereits am 16. Oktober führte J. W. Packard Verhandlungen mit F. S. Terry, dem Besitzer der National Electric Lamp Company über den Verkauf der New York & Ohio Company zwecks Geldbeschaffung für das Autogeschäft. Zu einem Abschluss kam es indes nicht, die Packards behielten die Firma.

Henry Bourne Joy

Die Ohio Automobile Company benötigte aber dringend eine Kapitalspritze um den bisherigen Erfolg zu verkraften. Als Investoren wurde eine Gruppe von Detroiter Geschäftsleuten um Henry Bourne Joy gefunden. An einer denkwürdigen Aktionärsversammlung am 13. Oktober 1902 wurde der Firmenname in „Packard Motor Car Company“ (PMCC) geändert. Joy setzte im Einverständnis mit den Brüdern Packard eine Kapitalerhöhung auf $250'000 durch welche von Freunden und Familienmitgliedern Joy’s erbracht wurde und diesen die Kontrolle über die Firma einbrachte[5]. James Packard sollte ab da keine aktive Rolle in dieser Firma mehr spielen obwohl er noch bis 1909 Präsident der Gesellschaft und bis 1915 Mitglied des Aufsichtsrats blieb. Henry B. Joy begegnete ihm stets respektvoll.

William Hatcher trat hingegen aus der Firma aus. James Packard fand im Franzosen Charles Schmidt, den er auf einer Europareise kennengelernt hatte, einen Nachfolger als Chefingenieur. Eine der Bedingungen von Schmidt war, einen Rennwagen bauen zu dürfen. So entstand der Packard Gray Wolf. Im November 1902 trat auch George Weiss von seinem Posten zurück. Auch William Dowd Packard zog sich zurück und übernahm die Leitung der New York & Ohio Company. Ebenfalls James Packards Zustimmung fanden die Produktion mehrzylindriger Motoren und von Nutzfahrzeugen sowie der Umzug der Firma nach Detroit. Im Frühjahr 1903 kaufte die Firma dort ein Grundstück und ließ durch den Architekten Albert Kahn Fabrikanlagen erstellen welche Baugeschichte schrieben als erste in Eisenbeton ausgeführte Industriebauten überhaupt. Heute sind nur noch Ruinen davon erhalten. Die Eröffnung der Fabrik erfolgte am 10. Oktober 1903. Zwei Tage zuvor war Packard wegen des Todes seiner Mutter nach Warren zurückgekehrt.

Späteres Leben

Lehigh University; Packard Laboratory

1915 zog sich James Packard ganz aus dem Geschäftsleben zurück. Seine Verbundenheit mit der Heimatstadt Warren drückte er durch großzügige Spenden aus: USD 100,000 stiftete er für eine Bibliothek und über 60 Hektar Land schenkten er und Bruder William 1911 für einen öffentlichen Park. Dieser Packard Park besteht heute noch.

Seine größte Spende erhielt aber die Lehigh University: 1,2 Millionen USD. Die Universität errichtete aus diesen Mitteln 1929 das Packard Laboratory das heute das Rossin College of Engineering and Applied Sciences beherbergt. Außerdem erhielt die Universität das erste Packard-Automobil von 1899 (der erste von fünf Prototypen der Baureihe A) zum Geschenk. Dieses Fahrzeug existiert noch und war lange an der Lehigh University ausgestellt. Ende 1926 erkrankte James Ward Packard schwer. Die folgenden 16 Monate verbrachte er im Spital. Er verstarb am 20. März 1928. Seiner Witwe erlaubte der Packard Motor Car Company, das Wappen der Familie Packard als Logo für deren Automobile zu nutzen was diese bis 1957 tat.

Lebenswerk

Der Rückzug aus der Packard Motor Car Company hängt mit der Bedeutung dieser Firma für die Packard-Brüder zusammen. Ihr Kerngeschäft war die Elektrotechnik und sie besaßen mit der Packard Electric Company und der New York & Ohio Company zwei äußerst zukunftsträchtige Unternehmen welche ihre Aufmerksamkeit erforderten. James Ward Packard und sein Bruder William Doud Packard bauten in lebenslanger Partnerschaft mehrere Firmen auf. James erhielt im Laufe seines Lebens 40 Patente. Packard-Automobile entstanden bis 1958; die Firma hielt in den Zwanzigerjahren bis zu 50% der Weltproduktion an Luxusfahrzeugen. Packard Electric wurde 1932 an General Motors verkauft. 1978 hatte die Firma rund 13'000 Angestellte. Sie blieb unter diesem Konzerndach aktiv bis sie 1995 in der Delphi Corporation aufging.

James Ward und William Doud Packard wurden 1999 in die Automotive Hall of Fame aufgenommen[6], die höchste Ehre welche die Automobilindustrie zu vergeben hat.

Literatur

  • "Packard, a history of the motor car and the company - General edition - Beverly Rae Kimes, Editor - 1978 Automobile Quarterly", ISBN 0-915038-11-0
  • Dennis Adler: Packard. Motorbooks Classics (2004), ISBN 0-7603-1928-6
  • George H. Dammann und James A. Wren: Packard. Motorbooks International, Crestline Series, Osceola WI, ISBN 0-7603-0104-2
  • James A. Ward: The Fall of the Packard Motor Car Company. University Press (September 1, 1995), ISBN 0-8047-2457-1
  • Robert E. Turnquist: The Packard Story (The Car and the Company). Somerset Press

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Homepage der Lehigh University (englisch)
  2. PDF der Patentschrift für Glühlampen an Thomas Alva Edison (27. Januar 1880, englisch)
  3. Automotive Hall of Fame, James Ward Packard (englisch)
  4. Kimes, "Packard (1978), S. 44
  5. Automotive Hall of Fame, Henry B. Joy (englisch)
  6. Homepage der Automotive Hall of Fame (englisch)



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