Packard Modell G

Packard Modell G

Der Packard Modell G ist das einzige Zweizylindermodell des US-amerikanischen Automobilherstellers Ohio Automobile Company mit Sitz in Warren (Ohio). Eigentümer waren die Brüder James Ward Packard und William Doud Packard sowie der Investor George Lewis Weiss. Die Firma wurde im Oktober 1902 in Packard Motor Car Company umbenannt und produzierte ab 1904 in Detroit (Michigan).

Das Modell G war eine Weiterentwicklung aus früheren Einzylindermodellen deren letztes, das Modell F, parallel dazu weitergebaut wurde.

Inhaltsverzeichnis

Fahrwerk

Das Ganzstahl-Fahrgestell des Modells G war neu und mit einem Radstand von 2.311 mm (91 Zoll) etwas länger als die Vorgängertypen. Die Spurweite betrug 1422 mm (56 Zoll), 12,7 mm (0,5 Zoll) weniger als beim Modell F. Das Fahrzeug besass Rechtslenkung und gehörte zu den ersten mit einem Lenkrad anstelle des damals verbreiteten Lenkhebels. Die Räder mit je 14 Holzspeichen („Artillerierad“) waren direkt an den Achsen befestigt. Es wurden Luftreifen der Dimension 36 × 4,5 verwendet. Zum Reifenwechsel mussten der Radkranz von den Speichen gelöst und der neue Reifen vor Ort aufgezogen werden; eine mühselige Arbeit, die vor Ort durch das Mitführen von Ersatz-Felgenkränzen mit bereits aufgezogenen Reifen etwas erleichtert werden konnte. Charakteristisch für das Modell G sind riesige, weit abstehende Radnaben. Die konventionelle Federung bestand aus Halbelliptikfedern vorn und Vollelliptikfedern hinten. Das Fahrzeug hatte zwei Betriebsbremsen. Die eine die mittels außen liegendem Handhebel betätigt wurde, wirkte auf das Getriebe, die andere auf das Differential.

Motor

Der Motor war eine Konstruktion aus zwei liegend angeordneten Einzylindermotoren vom Modell F (12 H.P.) mit einem gemeinsamen Block und einer gemeinsamen Kurbelwelle. Bohrung und Hub jedes Zylinders betrugen 152.4 × 165.1 mm (6 × 6 1/2 Zoll) was einen Hubraum pro Zylinder von 3015 cm³ (184 c.i.) entspricht und für das zweizylindrige Modell G gewaltige 6030 cm³ (368 c.i.) ergibt. Die Leistung betrug 24 H.P. nach damaliger Norm. Die Zylinderköpfe waren aus einem Guss und ließen sich daher nicht abnehmen. Jeder Zylinder hatte seinen eigenen Vergaser des Herstellers Longuemar. Die Zündverstellung wurde manuell vorgenommen. Der mit dem Modell F eingeführte Wasserkühler an der Fahrzeugfront wurde in vergrößerter Form übernommen. Der dahinter liegende Stauraum erweckte den Anschein einer Motorhaube.

Antrieb

Das Triebwerk befand sich jedoch, wie bei allen Packard der Anfangszeit, unter dem Fahrersitz. Zum Anlassen gab es eine Kurbel die seitlich aus dem Motorraum ragte. Die Kraftübertragung erfolgte über eine Gleitkupplung mit drei Vorwärts- und einem Rückwärtsgang auf eine Kette. Diese wurde längs mittig zwischen zwei Zahnrädern geführt deren hinteres mit dem Differential verbunden war.

Karosserie und Ausstattung

Erhältlich waren zwei Karosserievarianten: Ein „Surrey“ für vier Personen in zwei Sitzreihen zur Fahrtrichtung und ohne Türen sowie ein „Tonneau“ für acht Personen. Vorn gab es eine Bank, hinten waren zwei Bänke parallel angebracht. Der Zugang zu den hinteren Plätzen erfolgte über eine Hecktüre. Die Aufbauten waren aus Holz und wurden wahrscheinlich, ebenso wie bei früheren Packard-Modellen, von einem ortsansässigen Kutschenbauer angefertigt. Der Kunde scheint bei der Lackierung freie Hand gehabt zu haben. Die Polsterung bestand aus erstklassigem Leder. Die Grundausstattung umfasste ferner zwei Öllampen von Dietz, ein "Speed-O-Meter" (Tacho) und Anzeigen für Benzin- und Ölstand. Letztere waren am jeweiligen Tank angebracht. Das Gewicht lag zwischen 900 und 1.000 kg. Über den Preis ist nichts bekannt doch dürfte dieser 3.000 USD überschritten haben: Ein Modell F kostete bereits zwischen 2.250 USD (Roadster) und 2.500 USD (Tonneau) und das Modell G war deutlich komplexer.

Würdigung

Es zeigte sich, dass das Modell G den End- und Höhepunkt einer Entwicklung darstellte. Es war, obwohl das Modell F noch ein Jahr länger gebaut wurde, die letzte Packard-Konstruktion mit weniger als vier Zylindern und einem Motor der in der Wagenmitte angebracht war. Nur vier Exemplare wurden gebaut, was den Schluss nahelegt, dass es vor allem dem Austesten der technischen Möglichkeiten diente. Vom Modell F wurden allein im Jahr 1902 179 Stück gebaut. Das Modell G war die letzte Entwicklung unter Chefingenieur und Vizepräsident Wiliam A. Hatcher der die Unternehmung am 17. Januar 1903 verließ. Ein Exemplar existiert noch in einer Privatsammlung, ein rot lackiertes Surrey mit festem Dach mit der Motornummer 242 oder 243 (es gab noch keine Fahrgestellnummern).

Ein Modell G Surrey wurde von William Rockefeller, dem jüngeren Bruder von John D. Rockefeller, erworben.

Für 1903 stellte die Firma, neben dem omnipräsenten Modell F, das völlig neue Packard Modell K mit Vierzylindermotoren vor.

Quellen

  • "Packard, a history of the motor car and the company - General edition - Beverly Rae Kimes, Editor - 1978 Automobile Quarterly", ISBN 0-915038-11-0
  • "The Standard Catalogue of American Cars, 1805-1942", Beverly Rae Kimes (Hrsg.) und Henry Austin Clark, jr., 2. Auflage (1985); Krause Publications, Iola WI 54990, ISBN 0-87341-111-0
  • "Packard", George H. Dammann und James A. Wren Motorbooks International, Crestline Series, Osceola WI, ISBN 0-7603-0104-2
  • The Packard Identification Guide Volume One", Dr. Robert B. Marvin; 2t. Auflage; R-Mac Publications (1990)

Weblinks


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