Johann Georg Rauhe

Johann Georg Rauhe

Johann Georg Rauhe (* 18. April 1739 in Naumburg; † 8. August 1791 in Naumburg) war Garnisonsschulmeister und ist als Geschichtsfälscher bekannt geworden.

Johann Georg besuchte das Domgymnasium in Naumburg und verließ dies vorzeitig. Anschließend nahm er Lehrtätigkeiten in verschiedenen Orten der Umgebung auf. Er gründete in Naumburg eine kleine Schule, die aber nicht von Bestand war. Nachfolgend lehrte er in Kösen und schließlich als Garnisonskinderlehrer für die Kinder der Soldaten des 1. Bataillons des Infanterieregiments Prinz Xaver wieder in Naumburg (bis 1789).

Rauhe produzierte aus Geldnot die sogenannten "Quellenwerke zur Naumburger Geschichte", die er frei erfand und an betuchte Bürger verkaufte. Er verwendete sein geschichtliches Wissen als Grundlage für die Fälschungen, die er versuchte glaubhafter zu machen, dass er sich auf ältere, bis dahin unbekannte Schriften berief, die jedoch nie existiert hatten. Besonders hartnäckig hielt sich die von ihm geschilderte Belagerung von Naumburg durch die Hussiten und die dadurch geschaffene Kirschfestsage. Seine Schriften hielten Einzug auch in wissenschaftliche Bibliotheken, wodurch sich Fehler auch bei nachfolgenden Autoren fortsetzen.

Den Naumburger Bischof Withego II. Hildbrandi ordnete er fälschlicherweise der thüringischen Adelsfamilie von Wolframsdorf zu, was bis in die moderne Literatur, z.B. auch bei Alfred Wendehorst, weitergetragen wurde. Als letzte Ruhestätte nannte er in der Taubeschen Chronik den Naumburger Dom, da aber keine Hinweise darauf deuten, muss die Begräbnisstätte unbekannt bleiben. [1] Er ordnete einer Reihe früher Naumburger Bischöfe - zum Teil plausible - Bestattungsorte zu, die aber nach wie vor als unbekannt gelten müssen.

Werke

Keiner seiner erfundenen Chroniken wurden je gedruckt bis auf folgende:

  • Fragmenta excepta ex archivis monasteriorum S. Georgii Mauritique a me Benedicto Taubio fratre ordinid Benedicti (Taubische Chronik)

daraus der Auszug:

  • Die Schwacheit über die Stärke, oder gründliche Nachricht von dem 1432 vor Naumburg sich gelagerten Heere der Hussiten unter ihrem Heerführer Procopio, und dem daher entstandenen Stadt Naumburgischen Schul- und Kirschfeste; alles aus sehr raren und seltenen Urkunden zusammengetragen, Weißenfels 1782

Literatur

  • Carl Peter Lepsius: Kleine Schriften: Beiträge zur thüringisch-sächsischen Geschichte und deutschen Kunst- und Alterhumskunde, Verlag Creutz, 1854
  • Carl Peter Lepsius: Die Sage von den Hussiten von Naumburg und der Ursprung des Naumburgischen Kirschfestes, historisch-kritisch untersucht 1811
  • Paul MitzschkeRauhe, Johann Georg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 53, Duncker & Humblot, Leipzig 1907, S. 220–223.

Einzelnachweise

  1. Heinz Wießner: Das Bistum Naumburg 1 - Die Diözese 2. In: Max-Planck-Institut für Geschichte (Hg.): Germania Sacra, NF 35,2, Die Bistumer der Kirchenprovinz Magdeburg. Berlin/New York 1998. S.862,867.

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