Johanna Eichmann

Johanna Eichmann

Johanna Eichmann (* 24. Februar 1926 in Münster (Westfalen) als Ruth Eichmann) ist eine deutsche Nonne aus dem Orden der Ursulinen und Begründerin des Jüdischen Museums Westfalen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Eichmann ist die Tochter der Jüdin Martha Eichmann, geborene Rosenthal und des Katholiken Paul Eichmann [1] Sie erhielt eine jüdische Erziehung, worauf insbesondere ihre Großeltern Wert legten. Ihr Vater war das einzige Familienmitglied, das nicht jüdischen Glaubens war. Dennoch wurde sie 1933 katholisch getauft. Dies war eine Schutzmaßnahme gegen die Verfolgung durch die Nationalsozialisten. In Recklinghausen, wo sie aufwuchs, wäre ihr sonst der Schulbesuch aufgrund einer Verordnung untersagt gewesen.

1936 verließ sie die Recklinghausener Schule und zog ins Internat des Gymnasiums St. Ursula in Dorsten, welches sie bis 1942 besuchte. Dort war sie vor der Judenverfolgung weitgehend geschützt. Ihre Herkunft wurde von den Ordensschwestern geheim gehalten. 1943 ließ sie sich in Essen zur Dolmetscherin ausbilden und arbeitete dann im französischen Kommissariat in Berlin[2] als Dolmetscherin für Schutz suchende Zwangsarbeiter. Als Halbjüdin musste sie später, von November 1944 bis März 1945, selbst Zwangsarbeit verrichten.

Nach dem Ende des Krieges studierte sie von 1946 bis 1952 in Münster und Toulouse Germanistik und Romanistik. Danach trat sie am 1. November 1952 dem Dorstener Ursulinenkonvent bei und wurde 1956 Lehrerin am Gymnasium St. Ursula. Von 1964 bis 1991 war sie dort auch Schulleiterin, danach wurde sie 1995 Oberin des Ursulinenkonvents. 1992 begründete sie das Jüdische Museum Westfalen, dessen Leiterin sie bis 2006 war. Eichmann verfasste mehrere Schriften über das Judentum zur Zeit des Nationalsozialismus in der Region und eine Autobiografie.

1997 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz und 2006 den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen. 2011 wurde sie zur Ehrenbürgerin der Stadt Dorsten ernannt.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Martin Ahlers, Ludger Böhme: Die Stadt ehrt eine große Frau. Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 12. Mai 2011
  2. Nicolas Holezek: Von einer, die zuständig ist. Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 27. Februar 2011

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