Johannes Dillinger

Johannes Dillinger

Johannes Dillinger (* 1968 in Saarlouis[1]) ist ein deutscher Historiker über die Frühe Neuzeit und Hochschullehrer.

Von 1989 bis 1995 studierte Dillinger Geschichte, katholische Theologie und Pädagogik bis zum Staatsexamen[2] an der Eberhard Karls Universität Tübingen und der University of East Anglia in Norwich in England.[1] An der Universität Trier erhielt er ein Stipendium und arbeitet von 1995 bis 1998 im Graduiertenkolleg des Projekts Westeuropa in vergleichender historischer Perspektive und im Sonderforschungsbereich Zwischen Maas und Rhein.[2] In Trier promovierte er schließlich 1998[1] mit der Dissertation „Böse Leute“: Hexenverfolgungen in Schwäbisch-Österreich und Kurtrier im Vergleich, wobei er 1300 Hexenverfolgungen in den beiden Gebieten verglich.[2] Die Arbeit erhielt den Friedrich Spee Preis für einen herausragenden Beitrag zur Geschichte der Hexenverfolgung und den Preis für die beste Dissertation der Universität Trier.[3] Vom selben Jahr bis 1999 war er dort auch Lehrbeauftragter.[1]

1999 wurde er mit dem Projekt Kommune und territoriale Staatlichkeit: Bedingungen, Formen und Ziele lokaler Repräsentation in Europa und Neuengland, 16. - 18. Jahrhundert in das Emmy Noether-Programm der DFG aufgenommen.[2] In den Jahren 2000 und 2001 trat er das Emmy Noether Stipendium an und forschte in den Vereinigten Staaten.[2] Er war Gastwissenschaftler an der Georgetown University und dem German Historical Institute, beide in Washington D.C.,[1] und erhielt als erster Deutscher ein Andrew-Mellon-Stipendiat der Massachusetts Historical Society.[2] Wieder zurück in Deutschland leitete er an der Universität Trier von 2002 bis 2006 eine Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe, die eine Vergleichende Studie der politischen Repräsentation der Landbevölkerung in Neuengland und im frühmodernen Europa durchführte.[3] 2006 erfolgte die Habilitation mit seiner Schrift Die politische Repräsentation der Landbevölkerung. Neuengland und Europa in der Frühen Neuzeit.[2]

2007 bis 2009 war er „Senior Lecturer in Early Modern History“ (‚Oberdozent für die Geschichte der Frühen Neuzeit‘) an der Oxford Brookes University. 2009 erhielt er ein Heisenberg-Stipendium der DFG und ist seitdem auch Gastdozent an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.[1]

Seine Forschungsschwerpunkte sind Europa und Nordamerika vom 16. bis zum 19. Jahrhundert und dort: Geschichte des Bauernstandes, Ländliche Kultur, politische Repräsentationssysteme (Landtage, Stände und Parlamente) und Staatsbildungsprozesse, Kolonialismus, Magie und Hexenverfolgung, Konfessionalisierung, Politische Kriminalität und Vorgänger des Terrorismus sowie vergleichende Histografie, Regionalgeschichte und Vermittlung von Geschichte an Universitäten und Schulen.[1][2][3]

Seit 2006 ist er Mitglied des Herausgebergremiums der Zeitschrift Magic, Ritual, and Witchcraft, die bei der University of Pennsylvania Press erscheint.[1]

Veröffentlichungen (Auswahl)

als Herausgeber
  • Zauberer - Selbstmörder - Schatzsucher: Magische Kultur und behördliche Kontrolle im frühneuzeitlichen Württemberg, Kliomedia, Trier 2003, ISBN 3-89890-067-3
  • mit Jürgen Schmidt, Dieter Bauer: Hexenprozess und Staatsbildung – Witch- Trials and State-Building, (Band 12 von Hexenforschung), Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2008, ISBN 3-89534-732-9
  • Die Vermittlung von Landesgeschichte. Beiträge zur Praxis der historischen Didaktik, Verlag Regionalkultur, Heidelberg 2010, ISBN 3-89735-637-6
Monografien
  • Hexenprozesse in Horb (Band 11 von Joachim Lipp (Hrsg.): Veröffentlichungen des Kultur- und Museumsvereins Horb, Horb 1994.
  • Hexen und Magie. Einführung in die historische Hexenforschung (Band 3 von Andreas Gestrich u.a. (Hrsg.): Campus Historische Einführungen), Campus Verlag, Frankfurt a. M. 2007, ISBN 3-593-38302-0
  • Dissertation: „Böse Leute“: Hexenverfolgungen in Schwäbisch-Österreich und Kurtrier im Vergleich (Band 5 von Gunther Franz, Franz Irsigler (Hrsg.): Trierer Hexenprozesse. Quellen und Darstellungen), Paulinus, Trier 1999, ISBN 3-87760-127-8
    gekürzte englische Übersetzung: Laura Stokes (Übers.): „Evil People”: A Comparative Study of Witch-Hunts in Swabian Austria and the Electorate of Trier, (Reihe: Studies in Early Modern German History), University Press of Virginia, Charlottesville, 2009, ISBN 0-8139-2806-0
  • Habilitation: Die politische Repräsentation der Landbevölkerung. Neuengland und Europa in der Frühen Neuzeit, (Band 34 von Uwe Lübken, Christof Mauch u.a. (Hrsg.): Transatlantische Historische Studien), Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 3-515-09162-9
  • Terrorismus: Wissen was stimmt (Reihe: HERDER spektrum), Verlag Herder, Freiburg i.B. 2008, ISBN 3-451-05866-9
  • Magical Treasure Hunting in Europe and North America. A History , Jonathan Barry, Owen Davies (Hrsg.): Cultures of Magic, Palgrave, (erscheint voraussichtlich 2010 oder 2011), ISBN 0-230-00004-5

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h PD Dr. Johannes Dillinger, Angaben bei der Universität Mainz, Zugriff am 23. August 2010
  2. a b c d e f g h PD Dr. Johannes Dillinger, Angaben bei der Universität Trier, Zugriff am 23. August 2010
  3. a b c Dr Johannes Dillinger, Angaben bei der Oxford Brookes University, Zugriff am 23. August 2010

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