John Lekschas

John Lekschas

John Lekschas (* 10. Oktober 1925 in Memel (heute Litauen); † 8. Juli 1999 in Berlin) war ein deutscher Jurist und Autor. Er war führender Kriminologe in der DDR.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach Schulbesuch in Königsberg, Kriegsdienst in der Marine (1943-45) und amerikanischer Kriegsgefangenschaft absolvierte Lekschas ab 1945 eine Maurerlehre, zunächst in Hamburg, dann in Waldheim. Vom dortigen Baubetrieb wurde er 1947 zum Studium an die Arbeiter- und Bauernfakultät Halle delegiert. Von 1947 bis 1951 studierte Lekschas an den Universitäten Berlin und Halle Rechtswissenschaft. An der Martin-Luther-Universität Halle folgte 1952 die Promotion und 1961 die Habilitation. Mit 31 Jahren erhielt er einen Lehrauftrag als Professor für Strafrecht an der Universität Halle. Bis 1961 war Lekschas als Prodekan und später als Dekan an der Juristischen Fakultät Halle tätig. 1961 wechselte er an die Humboldt-Universität Berlin, wo er bis 1990 als Professor für Strafrecht und Kriminologie arbeitete. In Berlin wirkte er unter anderem als Dekan der Juristischen Fakultät (1962 bis 1964), Prorektor für Gesellschaftswissenschaften (1966 bis 1968) und Dekan der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät (1975 bis 1979).

In seinem wissenschaftlichen Werk widmete er sich seit Mitte der 50er Jahre Fragen der strafrechtlichen Schuld. Die von ihm entworfene Schuldkonzeption wurde im Strafgesetzbuch der DDR von 1968 gesetzlich fixiert. In den 60er Jahren wandte er sich immer mehr Problemen der Jugendkriminalität zu. Daneben rückte die Kriminologie verstärkt ins Blickfeld seiner wissenschaftlichen Arbeit.

Vertrat er gemeinsam mit anderen Autoren noch in der ersten Monographie „Kriminologie“ 1966 die sogenannte Reliktstheorie, die die Ursachen für Kriminalität außerhalb der gegebenen Lebensverhältnisse ansiedelte (Kriminalität ist dem Sozialismus wesensfremd, vorhandene Kriminalität ist Ausdruck von „Relikten" überkommener (klein)bürgerlicher Einstellungen der vorsozialistischen Gesellschaftsordnung und von Einflüssen der kapitalistischen Umgebung), korrigierte er in der Arbeit „Kriminologie - Theoretische Grundlagen und Analysen“ 1983 seine eigene wissenschaftliche Auffassung und stellte die These auf, dass auch in der sozialistischen Gesellschaft soziale Widersprüche wirksam seien, welche zu delinquenten Verhalten unter Jugendlichen führen könnten.

Werke (Auswahl)

  • Die Kausalität bei der verbrecherischen Handlung. Deutscher Zentralverlag, 1952
  • Die Schuld als subjektive Seite der verbrecherischen Handlung. Deutscher Zentralverlag, 1955
  • Über die Strafwürdigkeit von Fahrlässigkeits-Verbrechen. Deutscher Zentralverlag, 1958
  • Zur Neueregelung der Schuld im Allgemeinen Teil eines zukünftigen sozialistischen Strafgesetzbuches der Deutschen Demokratischen Republik. Deutscher Zentralverlag, 1959
  • Verantwortung und Schuld im neuen Strafgesetzbuch. Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, 1964
  • Jugendkriminalität und ihre Bekämpfung in der sozialistischen Gesellschaft. Berlin, Staatsverlag 1965. Hrsg. v. Institut f. Strafrecht der Humboldt-Universität Berlin.
  • Kriminologie. Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, 1983
  • Zur Vorbeugung der Kriminalität Minderjähriger - Forschungsprobleme. (Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften der DDR, Gesellschaftswissenschaften Jg. 1984, Nr. 1/G).Akademie-Verlag Berlin.
  • Strafrecht der DDR: Lehrbuch. [Leiter des Autorenkollektivs, John Lekschas; Gesamtredaktion, John Lekschas, Erich Buchholz] Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, 1988
  • Probleme künftiger Strafpolitik in der DDR. (Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften der DDR, Gesellschaftswissenschaften, Jg. 1989, Nr. 11/G).Akademie-Verlag Berlin.

Literatur

Weblinks


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