- Josef Daniel Sommer
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Josef Daniel Sommer (* 14. August 1886 in Steinheim, Kreis Höxter; † 18. März 1979 in Schlehdorf bei München) war ein deutscher Bildhauer, der größtenteils in Düsseldorf tätig war.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Sein Bildungsweg führte Josef Daniel Sommer, ältestes von sieben Geschwistern, nach der Absolvierung seiner Schulzeit zu einem Bildschnitzer und Altarbauer in die Lehre, der den Grundstein seiner Ausbildung zum Bildhauer legte. Nach einem halben Jahr an der 1907 gegründeten Kunstgewerbeschule in Bielefeld, die auch der Expressionist Ernst Sagewka als einer der ersten Schüler besuchte, musste er zunächst im Ersten Weltkrieg an der Front dienen. Nach Ende des Ersten Weltkrieges begann der gelernte Bildschnitzer 1919 ein Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf. 1919 erfolgte der Eintritt in die Kunstakademie Düsseldorf. 1924 wurde er freischaffender Künstler. 1936 wirkte er an einer Gestaltung des Nordparks Düsseldorf für die Propagandaausstellung Schaffendes Volk mit. 1937 war er Jurymitglied bei der großen Deutschen Kunstausstellung München. 1938 erfolgte sein Ausscheiden aus dem Lehrkörper der Kunstakademie Düsseldorf. 1954 war der Umzug nach Bayern ins Kloster Schlehdorf. 1961 starb seine Frau Liselotte (geb. Braschoss).
Wirken
In seinen privaten Unterlagen immer wieder auftauchende Information lassen sich über seine Arbeit für den Nordpark Düsseldorf und der damit verbundenen Propagandaausstellung „Schaffendes Volk“, eine Garten-, Industrie- und Siedlungsschau im Jahr 1937, finden. Schon im Vorfeld der Planung des Barock anmutenden Parks, dessen Wasserachse von zwölf lebensgroßen Skulpturen aus den Volks- und Ständegruppen des nationalsozialistischen Ideals umsäumt werden sollte, gab es zahlreiche Konflikte zwischen Künstlern und Auftraggebern.
Differenzen bei der Auftragsvergabe streuten Zwietracht zwischen Künstlern und Planungskomitee der Ausstellung. Letztendlich wurden neun Düsseldorfer Künstler, zu denen auch der Bruder von Arno Breker, Hans Breker, gehörte, bestimmt und mit der Gestaltung der zwölf Skulpturen beauftragt, die mehrmals nach den Wunschvorstellungen der Kunstkommission abgeändert werden mussten. Josef Sommer übernahm hier die Gestaltung der „Musikanten“ mit den Vorgaben, sie mit „straffen Gesichtern“ und „bewegten Einzelheiten“ zu erschaffen.
Trotz strenger Bestimmungen beauftragte die künstlerische Oberleitung schließlich die Steinmetze Haigis und Voegele, die Skulpturen vor Eröffnung der Ausstellung nochmals zu überarbeiten. Heutzutage sind nur sechs der ehemals „Zwölf Ständischen“ übrig geblieben, die restlichen sechs gelten als verschollen.
Eine weitere Skulptur von Sommer, von der jedoch weder Bilder noch Beschreibungen vorhanden sind, war eine Gruppe „Bund Deutscher Mädel“ die vor dem Hitlerjugend-Heim in Düsseldorf platziert wurde. Ähnlich wie die „Zwölf Ständischen“ lässt sich die Skulptur der BDM heutzutage nicht mehr zurückverfolgen.
Eine weitere wichtige Station in Bezug auf sein Wirken als Künstler ist seine Arbeit als Juror bei der großen Deutschen Kunstausstellung 1937 in München. Zusammen mit anderen aktuellen deutschen Künstlern, wie seinem Vertrauten Arno Breker, oblag es der Jury, die Künstler und Kunstwerke für die Ausstellung im Haus der Kunst in München auszuwählen. Mit den Worten „Denn der Künstler schafft nicht nur für den Künstler, sondern er schafft genauso wie alle anderen für das Volk!“ aus Hitlers Eröffnungsrede wird die allgemeine Stellung der Künstler zu dieser Zeit deutlich. Repräsentativ für die Kunst des Nationalsozialismus waren auf der großen deutschen Kunstausstellung, die von 1937 bis 1940 geplant war, hauptsächlich die politischen Ideale in Form von Malerei und Plastik vertreten. Im „Haus der deutschen Kunst“, in dem auch Sommer schon ausgestellt hatte, wurden Akt- und Genrebilder, Stillleben, Landschaften, mythologische Szenen sowie Arbeiter- und Industriebilder von deutschen Künstlern ausgestellt und für das Volk zugänglich gemacht. Die Teilnahme an einer Ausstellung dieser „Kunstschau“ von 1937 bis 1944 war für die Karriere eines Künstlers im nationalsozialistischen Deutschland nahezu unverzichtbar.
Lehrer an der Kunstakademie Düsseldorf
Da zahlreiche seiner Kunstwerke Kirchen, öffentliche Gebäude, Parkanlangen und Berge (Fliegerdenkmal auf der Wasserkuppe) schmücken, wird Josef Sommer an die Kunstakademie Düsseldorf (KAD) als Leiter der Bildhauerklasse berufen und promoviert in diesem Fach. An der Universität in Düsseldorf, die sich heutzutage Einrichtung des Landes Nordrhein-Westfalen und Körperschaft des öffentlichen Rechts nennen darf, an der er selbst das Fach der Bildhauerei im Alter von rund 20 Jahren erlernte, brachte er nun Neulingen, vermutlich seit etwa 1925, die Kunst näher. Trotz seines ungemeinen Engagement und seiner Lehrtätigkeit an der Kunstakademie Düsseldorf blieb der Kunstprofessor in Bezug auf seinen eigenen künstlerischen Arbeiten nicht untätig und erstellte auch während seiner Mitgliedschaft im Lehrkörper zahlreiche Plastiken. Mit der Zunahme seiner Arbeit für Ausstellungen, wie z. B. die große deutsche Kunstausstellung 1937, wurde die Lehrtätigkeit an der Akademie für ihn zunehmend unmöglicher. Am 13. September 1938 schied Josef Sommer letztendlich aus dem Lehrkörper der KAD aus.
Werke
Auseinandersetzung mit nationalsozialistischer Kunst
Unter anderem setzt sich der Bildschnitzer Josef Daniel Sommer zwischen Erstem und Zweitem Weltkrieg mit der Kunst des Nationalsozialismus auseinander.
Ein wichtiges Indiz dafür sind seine Arbeiten für die Propagandaausstellung „Schaffendes Volk“ in Düsseldorf. Weitere Denkmäler, wie eine Tafel mit Namen von Verschollenen und Gefallenen des Ersten Weltkrieges im Landeskulturamt der Stadt Düsseldorf, zählen zu ersten öffentlichen Arbeiten Sommers. Motive des nationalsozialistischen Ideals, Bauern und Soldaten, sowie Darstellungen, die dem „Bund Deutscher Mädel“ anmuten, stellen zeitweise seinen thematischen Schwerpunkt dar.
Eine Skulptur der Künstlers, die er aus Düsseldorf ins Kloster Schlehdorf mitbrachte, zeugt von solchen Merkmalen. Die Fahne, die das rechte der beiden Mädchen ehemals trug, wurde nachträglich entfernt. Laut Inschrift entstanden die aus Holz geschnitzten Figuren im Jahre 1940 und haben eine Höhe von knapp einen Meter.
Ganz klassisch sind die Frisuren der beiden jungen Frauen, sowie die einheitliche Kleidung. Die aufrechte Haltung und der stolze, nach vorne gerichtete Blick, repräsentieren die Contenance und das Grundideal der Vereinigung.
Ähnliche Motive des Bundes deutscher Mädel lassen sich auf Reliefs des Künstlers und in weiteren Skulpturen wiederfinden. Auch politische Symbole, wie Darstellungen des Reichsadlers, gehören zu seinen Arbeiten.
Plastiken
Neben seinen Denkmälern nach dem Ersten Weltkrieg, den nationalsozialistischen Motiven und seinen christlich anmutenden Werken für das Kloster Schlehdorf finden sich in Josef Daniel Sommers persönlich Unterlagen zahlreiche Fotografien und Informationen über weitere Plastiken und Stilrichtungen des Künstlers.
Arbeiten für das Kloster Schlehdorf
Im Verlauf seines Lebens und künstlerischen Schaffen geht Sommer mehr und mehr zu „weicheren“ Motiven über. Statt symbolisch gewichtiger Darstellungen von Soldaten und ständischen Motiven, zeigt sich spätestens mit seinem Wohnortwechsel nach Schlehdorf in Bayern, eine neue Richtung. Christliche, religiöse Motive stehen nun im Vordergrund seiner künstlerischen und vielleicht auch persönlichen Thematik. Abgewandt von seiner Heimat Düsseldorf und dem dortigen künstlerischen Treiben, arbeitet er in seinem Atelier teilweise auch für das Kloster. Als Beispiel ist hier der von ihm erstellt Kreuzweg des Klosters anzuführen, der die Stationen des Leidens und der Aufopferung von Jesus Christus vor und während der Kreuzigung in 14 Stationen verbildlicht. Diese 14 Stationen zum Gedenken an den Leidensweg von Jesus Christus, hat der Künstler auf dem Gelände des Klosters in 14 Holzschnitte á 20 × 28 cm im Hochformat transferiert. Weitere Werke im Kloster sind ein lebensgroßer „Heiliger“ aus Holz, der 1956 kurz nach J.D. Sommers Einzug ins Kloster entstand. Die Büste der „Katharina von Sienna“ von 1957 aus Holz stellt die Patronin des Kloster Schlehdorfs dar, die sozusagen als „Vorbildfrauenfigur“ angesehen werden kann. Die Verbildlichung dieser emanzipierten Frauenfigur zeigt, dass Josef Sommer zu seiner Zeit ein äußerst fortschrittliches Denken in Bezug auf die Emanzipation hatte und den Frauen in einer sehr archaisch geprägten Welt großen Respekt entgegen brachte. Auch die Führungsqualitäten und die Autorität der Frauen des Kloster Schlehdorfs, die bis heute das Kloster und eine Realschule führen, wurden von ihm nie angezweifelt.
Des Weiteren lassen sich zwei großformatige Holzreliefs mit christlichen Motiven einer „Erntehelferin“ (Maße 44,0 × 79,0 cm, Hochformat), die eine der 14 heiligen Helfer symbolisiert und ein „Heiliger mit Schützlingen“ (Maße 49,0 × 60,0 cm), auf den Fluren des Klostergebäudes finden.
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