Josef Paul Sauvigny

Josef Paul Sauvigny
Wohnhaus von Sauvigny

Josef Paul Sauvigny (* in Brilon) war Bürgermeister der Stadt Brilon von 1917 bis 1937, erst Zentrumspartei, dann NSDAP.

Sein Vater war der Gutsbesitzer Karl Sauvigny, seine Mutter die Tochter des Briloner Amtsgerichtsrats Köster. Er besuchte in Brilon die Volksschule und das Gymnasium Petrinum. In Bonn, Würzburg und Heidelberg studierte er Jura. Ab Oktober 1915 war er 2. Beigeordneter, ab April 1916 1. Beigeordneter der Stadt Brilon.[1]


Von 1917 bis 1933 war er Bürgermeister als Parteiangehöriger der Zentrumspartei. Auf dem Briloner Borberg, der altgermanischen Thingstätte, fand 1931 ein Friedenstreffen mit mehreren hundert Teilnehmern und Abbé Franz Stock zusammen mit einer Gruppe Franzosen statt. Dieses Treffen wurde von etlichen Braunhemden aus der Umgebung lautstark gestört. Sauvigny ließ die Parteigenossen vom Platz entfernen.[2]

In die NSDAP wechselte er, wie 95 % der Berufsbeamten der Weimarer Republik. Sauvigny stellte sich auf die neue Zeit ein. In flammenden Reden sprach er „von einer Kraft, die uns leitet“, beschwor „den Willen der uns eint“ und von einem „Führer, der uns ruft, vergessend des Parteienhasses von gestern“. Am 1. Mai 1933 hielt er eine Jubelrede auf den Führer, die in vielen alten Zeitungen nachzulesen ist.[3] Er trat 1933 der SA der Reserve bei und wurde 1935 zum Oberscharführer befördert. Er war Mitglied in der NS-Volkswohlfahrt, im NS-Reichskriegerbund und im NS-Rechtswahrerbund.

Während seiner Amtszeit ließ er zwei Straßen in „Adolf-Hitler-Straße“ und „Hermann-Göring-Straße“ umbenennen.[4]

Sauvigny wurde 1937 mit einem offiziellen Lob in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Somit war er davor in seiner Funktion als Bürgermeister in Brilon für die Durchsetzung der Nürnberger Gesetze verantwortlich.

Er wurde in seinem Entnazifizierungsverfahren 1947 als Minderbelasteter in die Kategorie 3 eingestuft. Wegen dieser Einstufung bekam er nur noch 60 % seiner Pension, und es wurde ihm verboten, öffentliche Ämter zu übernehmen. Er selbst nannte dies ein „schreiendes Unrecht“; er sagte: „Eine persönliche Schuld kommt bei mir nicht in Frage“. Er berief sich darauf, dass die Nazis ihn zwangspensioniert hätten. Er sei daher ein Nazigeschädigter.

Sauvigny hatte mit seinen Protesten und Rechtfertigungen Erfolg. Zu den Opfern des nationalsozialistischen Terrors schwieg er sich allerdings in seinen Protestschreiben an den Berufungsausschuss aus. Er wurde 1948 in einem Berufungsverfahren als Mitläufer in die Kategorie 4 herabgestuft und erhielt wieder seine volle Pension. Die Begründung des Ausschusses lautete: „Sein Eintritt in die SA erfolgte unter Druck, da S. sonst seine Stellung als Bürgermeister verloren hätte. (…) Innerlich stand er dem Nazismus ablehnend gegenüber.“

Sauvigny war Großvater des CDU-Politikers Friedrich Merz.

Weblinks

http://www.beucker.de/2004/juwo04-01-28.htm

Einzelnachweise

  1. Alfred Bruns: Brilon 1816–1918. Verlag Diethelm Krüger, Brilon 1988, ISBN 3-923013-08-6, S. 145.
  2. Briloner Heimatbuch, Band VI, Hrsg. Briloner Heimatbund, S. 26.
  3. Toralf Staud: „Opa war okay“, Zeit Online, 22. Januar 2004.
  4. Patrik Schwarz: „Nicht der Opa ist das Problem: Der seltsame Stolz des Friedrich Merz“, haGalil onLine, 19. Januar 2004.

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