- Joseph-Görres-Denkmal (Koblenz)
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Das Joseph-Görres-Denkmal in Koblenz ist ein Denkmal zu Ehren des in der Stadt geborenen Publizisten Joseph Görres. Es befindet sich hinter dem Kurfürstlichen Schloss in den Rheinanlagen und wurde am 24. Juni 1928 eingeweiht.
Seit 2002 ist das Joseph-Görres-Denkmal Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Erste Pläne zur Errichtung eines Denkmals kamen bereits nach dem Tod von Joseph Görres im Jahr 1848 auf und fanden Unterstützer im Koblenzer Stadtrat. Doch diese scheiterten an den Behörden, denn der Publizist war in dieser Zeit noch politisch höchst umstritten, so untersagte der preußische Innenminister diese Ehrung. Diese Einstellung änderte sich erst fast achtzig Jahre später. Eine erneute Anregung zu einem Denkmalbau kam 1923 von dem Koblenzer Oberbürgermeister Karl Russell und wurde von der preußischen Regierung sowie auch von der Reichsregierung unterstützt. Koblenz und das Rheinland waren in den 1920er Jahren von den Alliierten besetzt und so war der Bau diese Denkmals eine willkommene Demonstration, dass das Rheinland zu Deutschland gehört.
Die französische Militärregierung hatte keine Einwände gegen den Denkmalbau. Im September 1924 wurde ein Denkmalausschuss gebildet, der von der Görres-Gesellschaft unterstützt wurde und dem Persönlichkeiten wie Reichspräsident Friedrich Ebert, Reichskanzler Wilhelm Marx und der Kölner Erzbischof Kardinal Karl Joseph Schulte angehörten. Der folgende Aufruf nach Spenden war jedoch ein Fehlschlag, denn die wirtschaftliche Not in der Bevölkerung war zu groß. Die Finanzierung stützte sich deshalb fast ausschließlich auf Fördergelder der preußischen und Reichsregierung.
Vom Ortsausschuss der Görres-Gesellschaft war am 150. Jahrestag der Geburt von Görres folgender Aufruf in Koblenz ergangen:
- „Am 25. Januar 1926 sind hundertfünfzig Jahre verflossen, dass zu Coblenz [...] Joseph Görres geboren wurde. Kein Denkmal erinnert heute in deutschen Landen an ihn. Die Zeiten sind vorüber, wo das Charakterbild diese gewaltigen Geisteshelden in der Geschichte schwankte. Der Herausgeber des ´Rheinischen Merkurs`, der ersten politischen Tageszeitung großen Stils, gilt heute überall als ein Vorkämpfer nationaler, politischer und regionaler Freiheit. [...] Heute mehr denn je ist es Pflicht, die Vorkämpfer deutscher Einigkeit zu unterstützen. [...] ´Wenig vermag freilich der einzelne, aber vieler Zusammenwirken fördert das Werk`!“
Zur Errichtung des Denkmals erhielten die Entwürfe des Düsseldorfer Künstlers Richard Langer am 29. Juni 1926 den Zuschlag. Vom 11. bis 16. September 1926 fand die 50. Generalversammlung der Görres-Gesellschaft, anlässlich ihres Jubiläums und des 150. Geburtstages von Joseph Görres, in Koblenz statt. Höhepunkt war dabei die feierliche Grundsteinlegung des Denkmals am 15. September 1926. Der Kundgebung wohnten zahlreiche Gäste aus Politik und Gesellschaft bei. Zu den Ehrengästen zählten Mitglieder von Görres-Gesellschaft, Stadtverwaltung und Stadtrat sowie der preußische Oberpräsident Johannes Fuchs, Reichskommissar Ernst Langwerth von Simmern, der Rektor der Bonner Universität Adolf Dyroff, Äbte von Maria Laach und Marienstatt und der Schöpfer Richard Langer. Eine besondere Bedeutung der Feierlichkeit lag in der Betonung der Zugehörigkeit des Rheinlandes zu Deutschland. Diesen Aspekt, der schließlich die Finanzierung des Denkmalbaus erst ermöglichte, brachte der Koblenzer Oberbürgermeister Karl Russell mit folgenden Worten seiner Eröffnungsrede zum Ausdruck:
- „Heute in Zeiten tiefster Erniedrigung Deutschlands, weigert kein Deutscher, wie auch immer er religiös-politisch eingestellt sein mag, dem großen Deutschen den ihm schuldigen Dank und die Huldigung für die reckenhafte Vertretung deutscher Art am Rhein.“
Auch der Text auf der Gedächtnisurkunde, die in den Grundstein mit Unterschriften der anwesenden Gäste und gängige Münzen von fünf Reichsmark bis einem Reichspfennig eingemauert wurde, spiegelt den rheinischen Patriotismus wider. Hier heißt es:
- „In Gottes Namen! Zum Ehrenmal des Josef Görres, des Herolds vom Rhein, des Vorkämpfers für Wahrheit, Freiheit und Recht, wurde am 15. September 1926 der Grundstein gelegt, an einem Tage, an dem noch nicht die Sonne der vollen Freiheit dem Rhein und Deutschland leuchtete. In der Hoffnung, daß zur Freiheit des Rheins ein neuer Görres erstehe, wird dieses Denkmal errichtet.“
Selbst zu diesem Zeitpunkt war noch nicht einmal die gesamte Finanzierung des Projektes gesichert. Nur etwa die Hälfte der geschätzten Baukosten in Höhe von 65.000 bis 70.000 Reichsmark waren durch Spenden und Beiträge der Provinzverwaltung und der Stadt Koblenz selbst zusammen gekommen, was die endgültige Fertigstellung des Denkmals verzögerte. Der geplante Einweihungstermin musste immer wieder verschoben werden, bis mit weiteren öffentlichen Mitteln alle Finanzlücken geschlossen werden konnten. Das fertiggestellte Denkmal wurde schließlich am 24. Juni 1928 in einem weiteren Festakt vom preußischen Kultusminister Carl Heinrich Becker der Öffentlichkeit übergeben, einem Jahr vor Abzug der französischen Truppen aus dem Rheinland. Auch hier wurde wieder die Gelegenheit zur provokativen Betonung der deutschen Einheit genutzt. Die gereizte Reaktion der Franzosen war das durch Hochkommissar Paul Tirard erlassene Verbot zur Übertragung der Reden im Rundfunk.
Die Figur des Denkmals, die mit dem „Vater Rhein-Mutter Mosel“-Denkmal, den Haupteingängen des Schlosses und der Schlossstraße bis zur Herz-Jesu-Kirche eine Linie bildet, sollte vierzehn Jahre später als Metallspende für die Kriegsrüstung verwendet werden. Albert Urmes, Leiter des Reichspropagandaamtes Moselland und Landeskulturwart, schrieb im Mai 1942 in einem Brief, dass der „geschichtliche oder künstlerische Wert [...] nicht so hoch angeschlagen werden (kann), dass [...] eine Erhaltung des Denkmals gerechtfertigt erscheint.“ Bei der Bronzefigur rechneten die Nazis mit einem Gewicht von 2 515 Kilogramm, jedoch waren laut einem Erlass des Reichsministers für Wissenschaft und Erziehung Bernhard Rust vom 5. Mai 1942 alle Denkmäler von Kaiser Wilhelm I. und Josef Görres von der Ablieferung befreit.
Den Zweiten Weltkrieg überstand das Joseph-Görres-Denkmal fast unbeschadet und zählt heute zu einem wichtigen Stück Geschichte des Rheinlands und der Stadt Koblenz. Zur Bundesgartenschau 2011 wurden die Rheinanlagen und somit der Bereich um das Denkmal umfangreich saniert, vor dem Denkmal zum Rhein hin entstand eine 100 Meter breite Sitztreppenanlage.
Bau
Das expressionistische Joseph-Görres-Denkmal besteht aus einem vier Meter hohen schlichten Sockel aus Rochlitzer Porphyr und einer 5,23 Meter hohen allegorischen Bronzefigur darüber, die einen schreitenden, über den Rhein hinweg blickenden Jüngling mit erhobenem rechten Arm darstellt. Die Figur ist auf der rechten Hand flankiert von einem Adler und ist die Verkörperung einer Interpretation der mahnenden Rufe des Joseph Görres für Freiheit und Recht. Auf der dem Rhein zugewandten Seite des Sockels ist ein Profil-Relief von Joseph Görres angebracht. An den Seitenwänden sind seine Worte „Der Rhein ist Teutschlands hochschlagende Pulsader und lernet Gerechtigkeit. Ihr seid gewarnt und nicht versuchet die Gottheit.“ eingemeißelt. Auf der Rückseite, dem Kurfürstlichen Schloss zugewandt, steht Joseph Görres, sowie sein Geburts- und Sterbejahr.
Siehe auch
Literatur
- Energieversorgung Mittelrhein GmbH (Hrsg.): Geschichte der Stadt Koblenz. Gesamtredaktion: Ingrid Bátori in Verbindung mit Dieter Kerber und Hans Josef Schmidt
- Bd. 1: Von den Anfängen bis zum Ende der kurfürstlichen Zeit. Theiss, Stuttgart 1992, ISBN 3-8062-0876-X.
- Bd. 2: Von der französischen Stadt bis zur Gegenwart. Theiss, Stuttgart 1993, ISBN 3-8062-1036-5.
- Fritz Michel: Die Kunstdenkmäler der Stadt Koblenz. Die profanen Denkmäler und die Vororte. München Berlin 1954, S. 176-180 (Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz Erster Band).
- Herbert Dellwing, Reinhard Kallenbach (Bearb.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz Band 3.2. Stadt Koblenz. Innenstadt. Speyer 2004, ISBN 3-88462-198-X, S. 150.
- H. Bellinghausen: Die Geschichte des Görres-Denkmals. In: Koblenzer General-Anzeiger. Nr. 144 vom 23./24. Juni 1928.
- C. John: Im Schatten Kaiser Wilhelms. Das Koblenzer Denkmal für Joseph Görres und seine Vorgeschichte. In: Koblenzer Beiträge zur Geschichte und Kultur. 7, Koblenz 1997, S. 163-192.
- H. A. Münster: Zur Vorgeschichte des Koblenzer Görresdenkmals. In: Görres-Beiträge. Festgabe zur Jubiläumstagung der Görres-Gesellschaft Koblenz. Koblenz 1926, S. 106 f.
- Presse- und Fremdenverkehrsamt Stadt Koblenz: Die Rheinanlagen Koblenz. Von den Anfängen bis heute. mit Beiträgen von Willi Hörter, Franz-Josef Heyen, Katharina Richter, Detlef Wahl u.a. Koblenz 1992. (Broschüre)
Weblinks
Commons: Joseph-Görres-Denkmal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Der 15. September 1926. Die Grundsteinlegung für das Görres-Denkmal in Koblenz. in: Landeshauptarchiv Koblenz
- Rheinanlagen - Kaiserin Augusta-Anlagen in: regionalgeschichte.net
50.3553611111117.6035833333333Koordinaten: 50° 21′ 19″ N, 7° 36′ 13″ OKategorien:- Denkmal in Koblenz
- Denkmal nach Person
- Bauwerk des Expressionismus in Deutschland
- Erbaut in den 1920er Jahren
- Kulturdenkmal in Koblenz
- Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal
- Bauwerk der Moderne in Rheinland-Pfalz
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