Joseph Elsner senior

Joseph Elsner senior

Joseph Elsner (* 29. September 1845 in Schlaney, Landkreis Glatz; † 3. März 1933 in München) war ein Architekt und Kirchenausstatter des Historismus sowie Gemeindebevollmächtigter des Münchner Magistrats.

Leben

Übersee am Chiemsee: Innenansicht der Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus

Elsner besuchte die Volksschule in Schlaney und begann 1859 eine Lehre als Kunstschreiner und Bildhauer in der Werkstatt des Franz X. Moschner in Baumgarten bei Frankenstein, wo er auch als Geselle beschäftigt blieb. Auf Anregung von Wilhelm Hauschild, der aus Schlegel stammte und zu der Zeit bereits in München ein berühmter Historienmaler war, begab sich Elsner 1868 nach München. Neben seiner Tätigkeit als Bildhauer und Zeichner besuchte er Feiertags- und Abendklassen und erweiterte seine Kenntnisse als Hospitant an der Königlichen Kunstakademie sowie am Polytechnikum, wo er die Fächer Baukonstruktionslehre für Architekten, Kunstgeschichte und Hochbau belegte. 1878 machte er sich als Architekt selbständig und eröffnete in München ein „Atelier für christliche Kunst“. Einer seiner ersten Schüler war Thomas Buscher, der sich später mit einem Atelier selbständig machte und mehrere Bildhaueraufträge für Joseph Elsner übernahm. 1892 nahm er seinen Neffen Adalbert Wietek bei sich auf, der in den Elsnerschen Werkstätten seine Schreinerlehre fortsetzte und später ebenfalls ein bekannter Architekt wurde.

Elsner arbeitete überwiegend für kirchliche Auftraggeber aus München, Ober- und Niederbayern, dem bayerischen Schwaben und Schlesien. Mehrere Projekte bearbeitete er gemeinsam mit seinem Mentor, dem Münchner Architekten Johann Marggraff. Einzelne Aufträge wurden ihm auch im benachbarten Ausland übertragen. Nach seinen Plänen wurden zahlreiche Kirchen neu errichtet, umgebaut, stilistisch verändert oder renoviert. Aus seiner Werkstatt lieferte er komplette Innenausstattungen oder Einzelteile in allen Formen des Historismus, die nach seinen Zeichnungen hergestellt wurden. Viele seiner historisierenden Kirchenausstattungen wurden um die Mitte des 20. Jahrhunderts entfernt, weil sie nicht mehr dem Zeitgeschmack entsprachen. Dagegen wurde die neugotische St.-Nikolaus-Kirche in Übersee, die 1902–1904 von Elsner gebaut und ausgestattet wurde, vor einigen Jahren originalgetreu restauriert und in die Denkmalliste des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege aufgenommen. Auch die 1903–1905 in den Elsnerschen Werkstätten geschaffene neugotische Innenausstattung der Pfarrkirche St. Joseph im schweizerischen Abtwil gehört zu den herausragenden Werken des Historismus.

Seiner schlesischen Heimat blieb Elsner stets verbunden. Trotz der großen Entfernung baute bzw. stattete er dort mehrere Kirchen aus, u. a. in Bad Reinerz, Neurode, Schlegel, Niedersteine, Maria Schnee und 1909 die Filialkirche Mariä Geburt in seiner Heimatgemeinde Schlaney.

Seit 1875 war Joseph Elsner Mitglied des Vereins für Christliche Kunst in München. In der Wahlperiode 1899–1905 gehörte er als Gemeindebevollmächtigter der Zweiten Kammer des Münchner Magistrats an. Er war zweiter Vorsitzender des Bezirksverbandes der katholischen Männervereine, gehörte seit 1892 dem Verwaltungsrat der Gesellenhausstiftung an und war u. a. Mitglied des Kaufmännischen Vereins Hansa München. Für seine Verdienste erhielt er mehrere Auszeichnungen, u. a. den Orden vom Heiligen Michael, das König Ludwig-Kreuz sowie den päpstlichen Orden Pro Ecclesia et Pontifice.

Joseph Elsner starb in München und wurde im Sendlinger Friedhof bestattet. An der Trauerfeier nahmen u. a. der bayerische Ministerpräsident Heinrich Held und der Münchner Oberbürgermeister Karl Scharnagl sowie Pater Rupert Mayer, der damalige Präses der Marianischen Männer-Kongregation teil.

Joseph Elsner war seit 1876 mit der Münchnerin Walburga Hauser (1857–1924) verheiratet. Der Ehe entstammten 13 Kinder, von denen sechs im Kindesalter starben. Das Geschäft wurde von seinem Sohn Joseph Elsner junior weiter geführt.

Literatur

  • Hildegard Berning: Joseph Elsner (1845−1933). In: Joachim Bahlcke (Hrsg.): Schlesische Lebensbilder, Band 9. Insingen 2007, ISBN 978-3-7686-3506-6, S. 293–304.
  • Verein für christliche Kunst in München (Hrsg.): Festgabe zur Erinnerung an das 50jähr. Jubiläum. Lentner'sche Hofbuchhandlung, München 1910, S. 150.

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