Justus Hecker (Medizinhistoriker)

Justus Hecker (Medizinhistoriker)

Justus (Friedrich Karl) Hecker (* 5. Januar 1795 in Erfurt; † 11. Mai 1850 in Berlin) war ein deutscher Medizinhistoriker. Seine besondere Bedeutung liegt in der Verbindung von Literatur und Medizingeschichte.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Er war ein Sohn des Arztes August Friedrich Hecker (1763–1811). 1805 übersiedelte die Familie von Erfurt, wo der Vater seit 1790 Professor für Medizin war, nach Berlin, wo der Vater eine Professur für Medizin antrat. An der Universität Berlin studierte Justus Hecker Medizin und war beim Corps Marchia I aktiv.[1]

1813 nahm er als Freiwilliger an den Befreiungskriegen gegen Frankreich teil. Nach Kriegsende setzte er sein Studium in Berlin fort und promovierte im Juli 1817.[2] Im November desselben Jahres (!) habilitierte er sich und wurde Privatdozent.[3] 1822 wurde er zum Extraordinarius und 1834 zum o. Professor für Geschichte der Medizin ernannt. Diese Stelle bekleidete er bis zu seinem Tode.

Er arbeitete an dem von den Professoren der „medicinischen Fakultät zu Berlin“ herausgegebenen Encyclopädischen Wörterbuch der medicinischen Wissenschaften mit.

Der Gynäkologe Karl von Hecker (1827–1882) war sein Sohn.[4]

Historische Pathologie

Hecker gilt als Begründer der Historischen Pathologie, der Seuchengeschichte. Seine erste bedeutende Arbeit auf diesem Gebiet war Der schwarze Tod im 14. Jahrhundert (1832) und Die Tanzwuth, eine Volkskrankheit im Mittelalter (1832).[5] Zwei Jahre später veröffentlichte er Der englische Schweiß. Ein ärztlicher Beitrag zur Geschichte des 15. und 16. Jahrhunderts, dann die kleine Arbeit De peste Antoniniana (1835).[6]

Werke

  • Geschichte der Heilkunde. Nach den Quellen bearbeitet. Enslin, Berlin 1822–1829. (umfasst die Zeit von 2000 v. Chr. bis zum Untergang des griechischen Kaisertums 1453), Band 1, Band 2
  • Die Tanzwuth, eine Volkskrankheit im Mittelalter: nach den Quellen für Aerzte und gebildete Nichtärzte bearbeitet. Enslin, Berlin 1832 – Hecker, Justus Friedrich Carl (1832)
  • Der schwarze Tod im vierzehnten Jahrhundert: Nach den Quellen für Ärzte und gebildete Nichtärzte bearbeitet. Herbig, Berlin 1832. Englische Ausgabe 1833
  • Ueber die Volkskrankheiten. Eine Rede. Enslin, Berlin 1832.
  • Der englische Schweiß. Ein ärztlicher Beitrag zur Geschichte des fünfzehnten und sechszehnten Jahrhunderts. Berlin 1834.
  • Geschichte der neueren Heilkunde, Enslin 1839, Online
  • Kinderfahrten. Eine historisch-pathologische Skizze. Schade, Berlin 1845.
  • Ueber Sympathieen (1846)
  • Ueber Visionen (Psychologische Studie zur Geschichte der Jeanne d’Arc). Eine Vorlesung gehalten im wissenschaftlichen Verein zu Berlin am 29. Januar 1848. Enslin, Berlin 1848.
  • Die großen Volkskrankheiten des Mittelalters. Historisch-pathologische Untersuchungen. Gesammelt und in erweiterter Bearbeitung herausgegeben von Dr. August Hirsch. Enslin, Berlin 1865. – Hecker, Justus Friedrich Carl (1865) in der Wikiversity, Online
  • The black death and the dancing mania, Cassell 1888, Online bei Gutenberg

Die späteren Schriften sind genannt in Engelmann: Bibliotheca medico-chirurgica 1848, S. 231 und 1868, S. 100. Ein vollständiges Verzeichnis von Heckers Schriften bis 1839 findet sich in Callisen: Medizinisches Schriftstellerlexikon, Bd. VIII. S. 235 und Bd. XXVIII. S. 424.

Ehrungen

Literatur

Weblinks

 Wikisource: Justus Friedrich Karl Hecker – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Kösener Korps-Listen 1910, 10, 61
  2. Dissertation: Antiquitates hydrocephali
  3. Habilitationsschrift: Sphygmologiae Galenicae specimen
  4. Franz von WinckelHecker, Karl von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 50, Duncker & Humblot, Leipzig 1905, S. 95 f.
  5. Beide Schriften sind ins Englische, die zweite auch ins Französische und Italienische übersetzt worden.
  6. Die Antoninische Pest war wahrscheinlich eine Pockenepidemie

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