KZ Wiesendorf

KZ Wiesendorf

Das Konzentrationslager Wiesendorf war ein Außenlager des elsässischen Vernichtungslagers Natzweiler-Struthof. Es befand sich im Gewann Wiesendorf der damals eigenständigen württembergischen Stadt Wasseralfingen, die heute Teil der Stadt Aalen ist.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Schon vor der Eröffnung des Lagers Wiesendorf existierten in Wasseralfingen mehrere Lager. Kriegsgefangene und deportierte Fremdarbeiter mussten für die Schwäbischen Hüttenwerke und die Maschinenfabrik Alfing Kessler für die Rüstungsindustrie arbeiten. Zu ihrer Unterbringung wurden rund um Wasseralfingen fünf Lager eröffnet:

Lager in Wasseralfingen
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Name, Ort Eröffnung Anzahl d. Baracken für Betrieb
„Südlager“, Stiewingstraße 1941/42 (1943 erweitert) 8 SHW
„Nordlager“, oberhalb Schafgasse 1942 (1943 erweitert) 7 SHW
Lager beim Erzstollen am Braunenberg (unbekannt) (unbekannt) SHW
„Ruckenlager“, nördlich Werksgelände 1942 12 Alfing
„Kappelberglager”, am Kappelberg 1942 10 Alfing

Das KZ Wiesendorf

Im Jahr 1944 wurde ein neues Lager im Gewann Wiesendorf zwischen den heutigen Straßen Moltke-, Braunenberg-, Flieder- und Kolpingstraße gebaut. Dieses war ursprünglich zur Unterbringung weiterer Zwangsarbeiter der Firmen SHW und Alfing und nicht mit der Absicht, dort KZ-Häftlinge unterzubringen, geplant worden. Dennoch wurde am 27. September 1944 ein Außenkommando des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof in Wasseralfingen eröffnet. 400 Häftlinge wurden vom Konzentrationslager Dachau nach Wasseralfingen gebracht. Das neu eröffnete Lager hatte neun Baracken auf einer Fläche von 2,8 Hektar.

Die Bewachung der Insassen wurde von neun SS-Unterführern und 25 SS-Männern sowie drei OT-Unterführern und 30 OT-Männern durchgeführt. Die insgesamt 62 Wachmänner waren also unterschiedlicher militärischer Herkunft.

Die Häftlinge mussten ab dem 29. September 1944 für die von der OT-Oberbauleitung für das Bauvorhaben Nephelin beauftragten Firmen wie zum Beispiel Alfing Kessler in Wasseralfingen arbeiten.

Im November 1944 wurde der Dachauer Häftlingsverband aus Wasseralfingen zurückgezogen. Wohin er versetzt wurde ist unbekannt.[1] Daraufhin wurde das Lager Wiesendorf mit 200 bis 300 neuen Häftlingen belegt. Die meisten von ihnen waren am Warschauer Aufstand beteiligte polnische Juden.

Gedenkstein an der Schillerlinde für die dort hingerichteten Häftlinge

Das Außenkommando wurde zuletzt am 2. Februar 1945 erwähnt. Noch im Februar erfolgte die Auflösung des Lagers; die kranken Häftlinge wurden in das Krankenlager in Vaihingen/Enz, die anderen nach Neckarelz verlegt. Beim Wasseralfinger Standesamt sind 33 tote KZ-Häftlinge registriert. Diese Zahl beinhaltet aber weder die in Krankentransporten verstorbenen noch die bei einem Exekutionskommando an der Schillerlinde am Braunenberg hingerichteten Häftlinge. Insgesamt rechnet man demnach mit mindestens 60 Toten.[2]

Kurz nach der Auflösung wurde das ehemalige Konzentrationslager Wiesendorf von einer SS-Kompanie belegt. Die insgesamt 37 16- bis 17-jährigen SS-Männer fielen bei der Verteidigung des Dorfes Lippach gegen die US-Armee.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden bis 1950 sieben der neun Baracken abgebrochen. Die restlichen zwei wurden 1954 beziehungsweise 1957 ebenfalls abgerissen. Heute sind von dem Wasseralfinger Konzentrationslager nur noch Fundamente im Bereich des heutigen Hauses Moltkestraße 44/46 erhalten.

Einzelnachweise

  1. Karlheinz Bauer: Ein Außenkommando des Konzentrationslagers Natzweiler in Wasseralfingen, S. 368 (siehe Literaturverzeichnis)
  2. Julius Schätzle: Stationen zur Hölle. Konzentrationslager in Baden und Württemberg 1933–1945. 2. Auflage. Röderberg-Verlag, Frankfurt 1980, ISBN 3-87682-035-9, S. 66.

Literatur

  • Karlheinz Bauer: Ein Außenkommando des Konzentrationslagers Natzweiler in Wasseralfingen. In: Geschichts- und Altertumsverein Aalen e.V. (Hrsg.): Aalener Jahrbuch 1984. Konrad-Theiss-Verlag, Stuttgart 1984, ISBN 3-8062-0406-3, S. 345-384.
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