Kakaki

Kakaki

Kakaki ist eine lange, endgeblasene Naturtrompete aus Metall der Haussa und benachbarter Volksgruppen, deren Siedlungsgebiet im Norden Nigerias und im Süden von Niger liegt. Seit Jahrhunderten wird die kakaki an den Herrscherhöfen in der zeremoniellen Musik und als Signalinstrument eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Bauform und Spielweise

Die kakaki besteht aus einem dünnen, 1,5 bis 3 Meter langen, geraden Rohr aus Messing, Kupfer oder in jüngerer Zeit meist aus dem Blech von Petroleumkanistern. Das Ende des in zwei Teile zerlegbaren zylindrischen Rohrs erweitert sich zu einem Schalltrichter. Das Mundstück ist trichterförmig mit schmalem Rand und ist direkt mit dem Rohr verbunden. Die kakaki kann zwei tiefe Töne etwa im Quintabstand produzieren, der untere der beiden Töne liegt etwa bei C. Ein dritter Ton liegt einen Halbton tiefer, er wird aber selten gebraucht.

Kakakis werden im Palastorchester üblicherweise paarweise zusammen mit der Trommel gangan und der algaita, einem mit den asiatischen surnais verwandten Doppelrohrblattinstrument gespielt. Solo-Spiel ist selten, häufiger treten vier oder mehr Trompeten zugleich auf. In diesem Fall übernimmt eine um einen Halbton tiefer gestimmte Trompete die Leitung, während die anderen im Chor antworten. Farai ist eine andere, endgeblasene Trompete der Hausa aus Holz, die meist mit Trommeln oder im Ensemble mit der kakaki gespielt wird. Hinzu kommen noch die seitengeblasene Trompete kaho und die klöppellose, mit einem Holzschlägel angeschlagene Eisenglocke kuge.

Herkunft und Verbreitung

Seit dem 15. Jahrhundert lautet die Bezeichnung für die längste westafrikanische Metalltrompete kakaki oder ähnlich. Als Zeremonialinstrument wird die Trompete im Osten und Süden des Niger, im Norden und der Mitte Nigerias, um den Tschadsee und in Teilen der Zentralafrikanischen Republik gespielt. Metalltompeten haben ihren Ursprung im Vorderen Orient. Die römische Tuba aus dem 1. Jahrhundert und Metalltrompeten ägyptischer Militärkapellen aus dem 14. Jahrhundert könnten den Abbildungen nach Vorläufer der afrikanischen Instrumente sein.

Die afrikanischen Trompeten haben ihre zeremonielle Funktion im Repräsentationsorchester vermutlich mit der Einrichtung islamischer Sultanate erhalten. Im 15. und 16. Jahrhundert gelangte die kakaki mit der Ausbreitung des Songhai-Reiches von seiner Hauptstadt Gao am Niger nach Osten ins Siedlungsgebiet der Hausa und bis an den Tschadsee. Im 17. Jahrhundert übernahmen die Herrscher in den Hausa-Staaten die kakaki in ihre Hofzeremonien. Nachdem der Fulbe-Anführer Usman dan Fodio Anfang 19. Jahrhundert die Hausa-Staaten gewaltsam erobert hatte, fanden die kakaki und die dazugehörenden Zeremonien den Weg zu den Herrschern der Fulbe. Die kakaki ersetzte frühere Trompeten aus Holz oder Rohr oder wurde mit diesen zusammen gespielt.[1]

Der Name kakaki dürfte lautmalerisch von der kräftigen, abgehackten Spielweise abgeleitet sein.[2] In Nigeria benutzen Nupe das Wort kakati, die Edo sagen kaki, ähnliche Wortbildungen bei den Kanuri am Tschadsee und den Fulani im Norden Kameruns lauten kaschi, gaschi, gachi und gatschi. Eine in Form und Funktion vergleichbare, zwei Meter lange Trompete in Benin heißt kankangui oder kankanki.

Die kakaki ist in Bauform und Klang mit der marokkanischen, 1,5 Meter langen Trompete nafir verwandt, die dort seit dem 11. Jahrhundert mit diesem Namen bekannt ist, ebenso mit der langen zentralasiatischen Messingtrompete karna.[3] Die nafir brachten die Mauren von Spanien im 14. Jahrhundert nach Fès. Das Instrument aus der Militärmusik erhielt mit der Zeit eine religiöse Funktion, indem es während des Ramadan nachs von den Minaretten erschallte. Im Unterschied zur kakaki erzeugt die nafir nur einen Ton.

Kulturelle Bedeutung

Allgemein sind Trompeten im nördlichen islamisierten Afrika ein Symbol der Herrscherwürde und stehen mit dem Königtum in Beziehung. Sie werden ausschließlich von Männern und nur zu rituellen Anlässen wie der Ankündigung des Herrschers gespielt. Sie sind an die Person eines Oberhauptes gebunden, der über das Orchester mit Trompeten und Trommeln verfügt.

Die kakaki und andere afrikanische Trompeten sind von den in Westafrika gespielten Blechblasinstrumenten zu unterscheiden, die mit der europäischen Kolonialisierung eingeführt worden sind und die seither in großen Blechblasorchestern an lokalen Herrscherhäusern ähnliche repräsentative Funktionen erfüllen. Zu Ehren des Sultans und als Versicherung seiner politischen Autorität wurden die kakakis zu bestimmten höfischen Zeremonien von berittenen Musikern geblasen. Diese Ehre kann auch dem Emir, Dorfoberhäuptern und sonstigen Würdenträgern zukommen. In Tschad heißt die auf ähnliche Weise zeremoniell eingesetzte Trompete derselben Bauart waza; auch mit der hölzernen, einen Meter langen Trompete malakat in Äthiopien wurde früher die Ankunft des Königs gemeldet. An islamischen Herrscherhäusern gab es neben den kakaki-Musikern weitere Hofensembles mit anderen Instrumenten, die den Tagesablauf strukturierten (angefangen von morgendlichen Trommel-Weckern für den Herrscher), für Zeremonien gebraucht wurden und zur Unterhaltung beschäftigt waren.

Mit den beiden Tönen der kakaki wird in Nigeria eine musikalische Tonsprache gebildet, die sich in Worte übersetzen lässt. Es handelt sich um Lobgesänge für das Oberhaupt, in einfachster Form ergibt sich durch die Tonfolge tief-tief-hoch der Ausruf ga sirki („Hier ist der König“), der von der kakaki mehrfach wiederholt wird. Die Worte ga-schi („seht ihn!“), bei der Ankunft eines hohen Besuchs geblasen, waren möglicherweise für die Trompete gaschi namensgebend. Dieser musikalische Ruf wurde erstmals 1857 von Heinrich Barth beschrieben.[4] Um ebenso standesgemäß die Ankunft mitteilen zu können, ließ ein moderner Emir die Hupe seines Fahrzeugs auf die entsprechenden Töne stimmen.[5]

Literatur

  • Anthony Baines: The Oxford Companion to Musical Instruments. Oxford University Press, Oxford 1992, S. 129, 219
  • Anthony King: Kakaki. In: Stanley Sadie (Hrsg.): The New Groove Dictionary of Music and Musicians. Vol. 13. Macmillan Publishers, London 2001, S. 317f

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Anthony King, S. 317
  2. Anthony Baines: Brass Instruments: Their History and Development. Dover Publications, New York 1993, S. 76, 80
  3. Anthony Baines, 1992, S. 219
  4. Anthony King, S. 317
  5. Beverly B. Mack: Muslim Women Sing: Hausa Popular Song. Indiana University Press, Bloomington 2004, S. 34

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