Kanitz (Adelsgeschlecht)

Kanitz (Adelsgeschlecht)
Das Wappen derer von Kanitz

Kanitz oder auch Canitz ist der Name eines alten Adelsgeschlechts slawischer Herkunft aus der Markgrafschaft Meißen, Schlesien und der Oberlausitz. Ihr Stammsitz Canitz im Stift Wurzen liegt in einem alten Siedlungsgebiet der Sorben-Wenden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Markgrafschaft Meißen

Den Namen Canitz erhielt die Familie vom gleichnamigen Dorf Canitz, wo auch ihr Rittersitz errichtet wurde. Als erster aus diesem Haus wurde Marcellus de Canitz urkundlich 1185 erwähnt.[1] Das Geschlecht erscheint früh in zwei Stämmen, deren näherer Zusammenhang nicht feststeht. 1458 wurde Ullrich von Kanitz als Gutsherr von Treben genannt, der dem sächsischen Kurfürsten Friedrich II. das Gut Rothenfeld zum Kauf anbot. Johann von Kanitz wurde 1520 als Propst auf dem Sankt-Peters-Berg erwähnt, der den Kurfürsten Friedrich III. 1522 an seinem Festhalten an der Reformation bekräftigte. Auch standen viele deren von Kanitz den sächsischen Kurfürsten im Dreißigjährigen Krieg und im Großen Nordischen Krieg zur Seite. Um 1740 besaß die Familie Kanitz die Güter Treben, Mutzschen, Waldingen, Streuben und Sachsendorf[2]. Im 16. Jahrhundert erbauten die Herren von Canitz das neue Schloss in Thallwitz bei Canitz im damals üblichen Renaissancestil. Der 1664 in den Reichsfreiherrnstand erhobene Zweig der Familie (reichsfreiherrlicher Zweig) führt demzufolge den Namen von Canitz und Dallwitz. Diesem Zweig entstammt der preußische General und Staatsmann Karl Ernst Wilhelm von Canitz und Dallwitz (1787-1850).

Oberlausitz

Schon im 14. Jahrhundert war das Adelsgeschlecht auch in der Oberlausitz präsent. Dort finden sich die ersten Spuren derer von Kanitz im Görlitzer Raum, wo sie im Stadtrat vertreten waren. So waren Merkwürd Bernhardten von Kanitz um 1399 und Andrea von Kanitz um 1458 Bürgermeister von Görlitz. Auch besaß die Familie im Umland einige Güter, bis sie im 17. Jahrhundert beim deutschen Kaiser Ferdinand II. in Ungnade fiel und alle Ländereien verlor. Erst durch Otto Ludwig von Kanitz und später Samuel Friedrich von Kanitz gelangte das Adelsgeschlecht wieder vorübergehend an Besitzungen in der Oberlausitz.

Schlesien

In Schlesien teilte sich das Haus in die Linien Urschka und Karschütz auf. Mitte des 16. Jahrhunderts war die Familie dort so wohlhabend und einflussreich, dass von Herzog Johann von Münsterberg berichtet wird, er habe sein gesamtes Herzogtum an vier Herren von Kanitz verpfändet.

Preußen

Die Familie gelangte insbesondere in Preußen zu Ansehen, wo der seit Mitte des 15. Jhd. im Ordensland Preußen ansässige Zweig 1798 vom preußischen König in den Grafenstand erhoben wurde (gräflicher Zweig). Dieser Zweig führt sich auf Hans von Kanitz zurück, der vom Deutschen Ritterorden zur Abgeltung rückständiger Soldforderungen - im Tausch gegen den Pfandbesitz an der Stadt Allenburg - 1491 mit dem Gut Mednicken (Kreis Fischhausen, nahe Königsberg) belehnt wurde, das sich bis 1945 im Besitz der Familie befand. Im 16. Jhd. konnte die Familie ihren samländischen Landbesitz durch Zuerwerb benachbarter Güter (Mühlfeld, Boxinen, Placklauken, Katzenblick, Saggehnen, Strittkeim, Kattersgut, Dommelkeim, Wilgaiten und Schreinen) zunächst ganz erheblich erweitern, dieser ging jedoch - vorwiegend bedingt durch Erbteilungen - in der Folge zu wesentlichen Teilen wieder verloren. Die Herren von Kanitz waren zu Zeiten Amtshauptleute von Barten, Balga, Rastenburg und Riesenburg und dienten den Kurfürsten von Brandenburg und später den preußischen Königen als Diplomaten, Tribunalsräte und Offiziere. Hervorzuheben ist der 1698 vom Kaiser Leopold II. in den Reichsfreiherrnstand erhobene preußische Diplomat und Dichter Friedrich Rudolph Ludwig von Canitz (1654-1699). Ferner zu erwähnen ist der Generalmajor Christoph Albrecht von Kanitz (1653 - 1711), welcher in den oberitalienischen Kampagnen des spanischen Erbfolgekrieges der Jahre 1710/11 das kurfürstlich-brandenburgische Kontingent führte. Sein Sohn, der preußische Kammerherr Samuel Friedrich von Kanitz (1689-1762), war unter Beibehaltung seiner preußischen Besitzungen in der Oberlausitz ansässig, der seine Frau (Christiane Tugendreich von Kyaw) entstammte, deren Besitz Hainewalde bei Görlitz er von dieser käuflich erworben hatte. Er war dabei seinem Onkel, dem kursächsischen Obristen Otto Ludwig von Kanitz (1661-1724) gefolgt, dessen rege Bautätigkeit in Hainewalde Samuel Friedrich durch die Errichtung des Neuen Schlosses fortsetzte. Einer testamentarischen Anordnung von Samuel Friedrich folgend fielen seine preußischen Besitzungen (Mednicken pp), die Gegenstand eines von ihm gestifteten Fideicommisses waren, nach dem frühen Tode seines Sohnes, der ohne eigene Nachkommen geblieben war, 1778 an die jüngere preußische Linie, die auf den kurbrandenburgischen Obristen Elias von Kanitz (1622-1674) zurückgeht, der 1663 den Besitz Podangen (bei Wormditt) erworben hatte. Sein Sohn, Friedrich Wilhelm von Kanitz (1656-1719), bekleidete zunächst das Amt des Landratsdiektors und Hauptmanns zu Brandenburg, wurde 1706 zum Wirklich Geheimen Rat und Obermarschall und sodann im Jahr 1711 zum Oberburggrafen im Königreich Preußen ernannt. Er erbaute 1701 das Herrenhaus in Podangen. Einer seiner Söhne war der preußische Generalmajor Hans Wilhelm von Kanitz (1692-1775), dessen Infanterieregiment im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) an den Schlachten bei Groß-Jägersdorf, Zorndorf, Kay, Kunersdorf, Torgau und Freiberg beteiligt war, ein Enkel der (1798 in den Grafenstand erhobene) Carl Wilhelm Alexander Graf von Kanitz (1745-1824). Einer von dessen Söhnen war der preußische Generalleutnant August Wilhelm Karl Graf von Kanitz (1783-1852), der nach der Märzrevolution 1848 auf Drängen von König Wilhelm IV. als Kriegsminister in das neugebildete bürgerlich geführte Kabinett Camphausen-Hansemann berufen wurde, das in seiner ursprünglichen Zusammensetzung allerdings nur kurze Zeit bestand. In der Politik hervorgetreten sind der namhafte Reichstagsabgeordnete der Deutsch-Konservativen Partei Hans Graf von Kanitz (1841-1913) sowie dessen Sohn Gerhard Graf von Kanitz (1885-1949), der in den Jahren 1923-1926 als Reichsernährungsminister den Kabinetten Stresemann, Marx und Luther als parteiloses Mitglied angehörte. Ein älterer Halbbruder des Ministers war der in geheimer Mission des deutschen Generalstabs 1916 in Persien umgekommene außerordentliche Militärattaché Georg Karl Emil Graf von Kanitz (1877-1916), ein jüngerer Bruder der Generalmajor Hans Theodor Friedrich Karl Graf von Kanitz (1893-1968), der als führende Persönlichkeit eines Kreises christlicher Offiziere und Versender der sogenannten "Sternbriefe" hervorgetreten ist, was ihm nach dem Attentat des 20.Juli 1944 die Verhaftung durch die Gestapo eintrug.

Nach dem Genealogischen Handbuch des Adels (GHdA) teilt sich der gräfliche Zweig der Familie nunmehr in drei Linien: die ältere, ursprünglich auf Podangen und Mednicken ansässige "Linie Mednicken", die auf den Reichstagsabgeordneten Hans Graf von Kanitz zurückgeht, die "mecklenburgische Linie", die von dessen jüngerem Bruder Konrad Erich Rudolf Graf von Kanitz (1844 - 1901), Melkhof (Landkreis Ludwigslust-Parchim, Mecklenburg-Vorpommern), begründet wurde, sowie die "Linie Cappenberg", deren Stammvater der Generalleutnant Alexander Karl Richard Graf von Kanitz (1848 - 1940), ein weiterer Bruder des Erstgenannten, war. Letzterer war auf Saskoschin und Dommachau bei Danzig ansässig. Ihren Namen verdankt diese Linie dem Umstand, dass die Freiherrlich vom und zum Stein´schen Besitzungen (diese umfassen neben einem Waldgut in Nassau (Lahn), dem Stammsitz der Reichsfreiherrn vom und zum Stein, und einem Weingut in Lorch (Rheingau) in erster Linie das Waldgut Cappenberg bei Lünen, Westfalen) in der folgenden Generation im Wege der Erbfolge erworben wurden.

Wappen

Das Stammwappen zeigt in Silber ein rotes Burgundisches Andreaskreuz mit vier roten Rosen in den Zwischenräumen der Balken. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein mit Hermelin gestulpter roter Turnierhut, darauf ein mit acht goldenen Fackeln bestecktes goldenes Rad.[3]

Persönlichkeiten

Literatur

Weblinks

 Commons: Kanitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. codex diplom. Saxoniae regiae, 1. Hauptteil, 2. Band, Leipzig 1889, S. 351
  2. Johann Friedrich Gauhe: Des Heil. Röm. Reichs Genealogisch-Historisches Adels-Lexicon: Darinnen die älteste und ansehnlichste adeliche, freyherrliche und gräfliche Familien nach ihrem Alterthum, Ursprunge, Vertheilungen in unterschiedene Häuser etc. nebst den Leben derer daraus entsprossenen berühmtesten ..., Band 1, Gleditsch, 1740, S. 320
  3. *Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band II, Band 58 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1974

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