- Kaspar Muth
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Kaspar Muth (* 15. Januar 1876 in Lovrin, Österreich-Ungarn, heute Rumänien; † 9. Februar 1966 in Timișoara, deutsch Temeswar, Rumänien) war ein Banat-schwäbischer Politiker und Obmann der Schwäbischen Autonomiepartei und des Verbandes der Deutschen in Rumänien.
Leben
Kaspar Muth war ein Nachfahre von Kolonisten, die aus Kirchhausen bei Heilbronn im Verlauf der Schwabenzüge im 18. Jahrhundert in das Banat gelangten und sich dort ansiedelten.
Muth besuchte von 1887–1895 das Piaristengymnasium in Großbetschkerek und ging anschließend (1895–1896) zusammen mit Emmerich Reitter auf Studienreise nach Österreich, Deutschland und Frankreich. Er absolvierte 1996–1901 an der Universität Budapest das Studium für Staats- und Rechtswissenschaften und promovierte 1901 zum Dr. jur. Muth war ab 1901 in Temeswar als Rechtsanwalt tätig, wo er sich politisch der Unabhängigkeitspartei der Magyaren anschloss. Er nahm als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil. Nach der Auflösung der Habsburgermonarchie wandte er sein politisches Augenmerk den Banater Schwaben zu, um sie im Sinne von Woodrow Wilsons 14-Punkte-Programm „als autonome Sprach- und Kulturgemeinschaft zu neuem Leben zu erwecken“.
Kaspar Muth und seine Anhänger beriefen am 20. Oktober 1918 in Temeswar eine Versammlung ein. Im Namen der Banat-schwäbischen Bevölkerung nahm man eine Resolution an, in der man sich für einen unabhängigen ungarischen Staat und die territoriale Integrität der Grenzen des mittelalterlichen Ungarns aussprach. Für die anderen Nationalitäten wurden kulturelle Rechte gefordert. Eine ähnliche Erklärung verabschiedete einstimmig auch der Stadtrat in seiner Sitzung vom 28. Oktober 1918; dieser Erklärung fehlte aber die demokratische Grundlage, weil Rumänen im damaligen Stadtrat nicht vertreten waren.[1]
Muth verfasste das Schwäbische Manifest vom 8. Dezember 1918 in Temeswar, worauf die Gründung der Schwäbischen Autonomiepartei im Januar 1919 folgte. Diese Partei galt als eine moderate Befürworterin einer unabhängigen Banater Republik als Teil Ungarns oder unter ungarisch-französischem Protektorat.
Am 13. März 1923 gründete Kaspar Muth die Deutsch-schwäbische Volksgemeinschaft und wurde einstimmig (auch mit den Stimmen seiner ehemaligen Gegner) zum Obmann der Volksgemeinschaft gewählt und hielt dieses Amt bis 1935 ohne Unterbrechung.
Führende Politiker der älteren Deutschen Volkspartei (unter anderem Karl von Möller, Hans Eschker, Josef Gabriel) schlossen sich Muth an, und auch die katholische Kirche mit Bischof Augustin Pacha bemühte sich um die „Erneuerung des schwäbischen Volkslebens“.
Muth setzte sich mit seiner politischen Organisation unter anderem für das deutsche Presse- und Verlagswesen (Schwäbische Volkspresse später in Banater Deutsche Zeitung umbenannt, Schwäbische Verlags-Aktien-Gesellschaft) ein, richtete konfessionelle Schulen und Bildungsinstitutionen wie die Banatia oder die Ackerbauschule in Wojteg ein und förderte die wirtschaftliche Entwicklung der Volksgemeinschaft durch eigene Genossenschaften und Geldinstitute.
Kaspar Muth trug für „seinen erfolgreichen Kampf um die schwäbische Position und Freiheit im rumänischen Staatsverband“ sowie das „Bestimmen des Geschichtsbildes jener Jahre“ den Beinamen Ungekrönter König des Banats.
1920 und 1921 war er Abgeordneter im rumänischen Parlament und von 1929 bis 1932 Mitglied des rumänischen Senats. Der Verband der Deutschen in Rumänien wählte Muth 1931 als Nachfolger von Rudolf Brandsch zum Obmann. 1935 wurde Muth von Fritz Fabritius in dieser Funktion abgelöst.
Literatur
- Mathias Bernath, Felix von Schroeder, Gerda Bartl; Artikel von Hans Diplich: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas, Volume 3. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1979, ISBN 3486489917, 9783486489910, S. 283.
- Dr. Kaspar Muth: Deutsches Volkswerden im Banat. Reden und Aufsätze. Josef Rieß, Timișoara 1935.
- Nikolaus Hans Hockl: Das Deutsche Banat. Seine geschichtlich-politische Entwicklung und Aufgabe. Josef Rieß, Temeswar 1940, S. 45-55.
- Anton Valentin: Die Banater Schwaben. Kurzgefaßte Geschichte einer südostdeutschen Volksgruppe. München 1959, S. 78-90.
- Anton Peter Petri: Biographisches Lexikon des Banater Deutschtums. Th. Breit Druck+Verlag GmbH, Marquartstein 1959, ISBN 3-922046-76-2.
Einzelnachweise
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