Kettner (Unternehmen)

Kettner (Unternehmen)
Kettner International GmbH
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Rechtsform GmbH
Gründung 1884
Sitz Köln
Leitung Arnaud van Robais
Branche Jagdbedarf und Sportschützenhandel
Website www.kettner.de

Die Kettner International GmbH (auch Eduard Kettner) ist das älteste bekannte Waffenhandelsunternehmen (gegründet 1884), das Jagd- und Sportwaffen einschließlich Zubehör und Funktionsbekleidung vertreibt. Unternehmenszentrale ist Köln. Kettner hat Tochtergesellschaften und Vertriebspartner in allen wichtigen Märkten West- und Osteuropas. Neben dem Kataloggeschäft unterhält Kettner drei Stammfilialen (Berlin, Köln, Oldenburg). Hinzu kommen frühere Filialen, die heute von Franchise-Partnern geführt werden (z. B. Göttingen).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Am 23. Januar 1884 wurde die Firma Eduard Kettner ins Cölner Handelsregister eingetragen und im Herzen der Domstadt wurde das erste Kettner Jagdfachgeschäft eröffnet. Anfang des 20. Jahrhunderts zählte Kettner zu den ersten Versandunternehmen in Deutschland. Kettner erwarb Fabriken in Suhl (Thüringen) und Porz (Köln), in denen Tausende von Jagdwaffen produziert und anschließend exportiert wurden.

1925 kaufte die Familie Bühring Kettner und vergrößerte den Stammsitz in Köln. Die Firma wurde zuerst von Friedrich Bührings Schwiegervater, dem bekannten „Patronen-Dornheim“ geleitet. Er war Inhaber der G.C. Dornheim AG aus Lippstadt, einer Waffen - und Munitionsgroßhandlung mit sieben Niederlassungen im In- und Ausland.

Gleichwohl blieb auf der Hohestrasse 109 in Köln das Geschäft "Franz Kettner" erhalten, dass bis heute von Eduard Kettner (geb. 1908 - gest. 2006) und seinen Nachkommen erfolgreich geführt wird.

1943 stand Kettner aufgrund des Krieges vor dem Ende. Kurz nach Kriegsende begann Helmut Bühring mit dem Wiederaufbau der Firma und errichtete zunächst eine Reparaturwerkstatt in den Trümmern. Gehandelt wurde mit allem, was sich verkaufen ließ, zum Beispiel Kleiderbügel aus eisernen Luftgewehrputzstöcken. Aus den ersten Angebotsblättern wurden umfangreiche Preislisten und schon bald folgte ein bebilderter Produktkatalog.

Die Firmenzentrale zog 1969 samt Verwaltung und Lager aus der Innenstadt von Köln nach Köln-Ossendorf.

Erste Insolvenz

2001 verkaufte die Familie Bühring das Unternehmen nach jahrelangem wirtschaftlichem Niedergang für einen symbolischen Preis an die Investmentfirma Deutsche Investors Capital (DIC) des Unternehmensberaters Dröge.[1] Auch Dröge vermochte das Unternehmen nicht zu retten. Kettner musste trotz erheblicher Investitionen 2003 wegen weiter rückläufiger Geschäfte Insolvenz anmelden.

Dröge hatte für die Übernahme des Unternehmens zunächst die Bankverbindlichkeiten von Kettner in zweistelliger Millionenhöhe zum halben Nennwert erworben. Von Bühring hatte Dröge sodann den Kommanditanteil erworben, der zuvor durch Umwandlung dessen Kapitalkontos als Komplementär in einen Kommanditanteil gebildet worden war. Insolvenzverwalter Hans-Gerd Jauch beanstandete, dass das in Millionenhöhe eingetragene Kommanditkapital nicht wirklich in die Gesellschaft geleistet worden sei, sondern bei Eintragung nur den tags darauf tatsächlich von Dröge dafür gezahlten einen Euro Wert gehabt habe. Dröge gab in einem Vergleich sämtliche von den Banken erworbenen Forderungen und Sicherungsrechte am Gesellschaftsvermögen auf und zahlte einen siebenstelligen Betrag an den Insolvenzverwalter.

Jauch setze den Geschäftsbetrieb fort und veräußerte ihn mit der Mehrzahl der Tochtergesellschaften an eine von Michael Lüke und Thomas Ortmeier - den Inhabern u.a. der Firmen Blaser, Sauer und Mauser - kontrollierte Gesellschaft, die Kettner Deutschland GmbH.[2][3] Die Investoren schafften es ebenso wenig wie zuvor Dröge, die Gewinnzone zu erreichen.

Kettner Österreich wurde abgestoßen.[4] Weitere Firmen und Filialen wurden an andere Investoren verkauft.[5]

2006 übernahm die Kettner International GmbH, hinter der die französische Financiere A.V.R. von Arnaud van Robais stand, den Betrieb der Firma Kettner von der Kettner Deutschland GmbH, darunter den Stammsitz in Köln-Ossendorf sowie die Filialen in Berlin und Oldenburg, später auch die Geschäfte in Münster und in Hemer.[6] Als zweites Standbein wurde der Vertrieb über Vertriebspartner im In- und Ausland aufgebaut.

Zweite Insolvenz

Van Robais verlor sein Vermögen mit dem Investment. 2008 wurde auch über die Kettner International ein Insolvenzeröffnungsverfahren eingeleitet und erneut Hans-Gerd Jauch zum Verwalter bestellt. Jauch entschied wiederum, den Geschäftsbetrieb fortzuführen. Er druckte den bereits erstellten Katalog und vereinbarte mit den Lieferanten, ihn auf Kommission zu beliefern, da die Gemeinschuldnerin nicht über die Mittel verfügte, ihren Wareneinkauf zu finanzieren.

Kettner heute

2009 erwarb die Schmid Industrie Holding von Jauch den verbliebenen Teil der Kettner-Gruppe aus der Insolvenz.[7] Die Investorin erwarb zudem Kettner Österreich und führte die beiden Unternehmen wieder zusammen.

2010 schloss Kettner den Versandhandel in Deutschland und beliefert die Versandhandelskunden seitdem aus Österreich.

Literatur

  • W. Biertümpel, H.-J. Köhler: Eduard Kettner Jagdwaffenkunde. Okahandja Verlag, Mülheim/R. 1984.
  • Eduard Kettner: Neuer Kurs der Gruppe. In: Waffenmarkt-Intern. 2002.
  • Karlfranz Perey: Der neue Kettner und der Waffenhandel in Europa. In: Waffenmarkt-Intern. 9/2004, S. 4.
  • Eugen Weber: Eduard Kettner Leitfaden der Jagdwaffenkunde. München 1973.

Einzelnachweise

  1. Brigitte Hertmanni (TextilWirtschaft): Kettner-Gruppe mit neuer Führung. 8.September 2001, abgerufen am 18.Januar 2011.
  2. Andreas Wildhagen (Wirtschaftswoche): Jagdausrüster Kettner verkauft. 9. Juni 2003, abgerufen am 13.Januar 2011.
  3. Brigitte Hertmanni (TextilWirtschaft): Lüke und Ortmeier führen neue Kettner-Gruppe. 7.August 2003, abgerufen am 18.Januar 2011.
  4. Redaktion Hubertus: Neuer Schwung im alten Laden. 22.September 2006, abgerufen am 18.Januar 2011.
  5. Falkenklau: Kettner wird umstrukturiert. 9.März 2006, abgerufen am 18.Januar 2011.
  6. Visier: Parlez-vous francais? Kettner wechselt den Besitzer ... 20.Juli 2006, abgerufen am 18.Januar 2011.
  7. Leo Himmelbauer (Wirtschaftsblatt): Waidmanns Heil, Friedrich Schmid! Industrieller kauft Jagdaustatter Eduard Kettner. 23. September 2008, abgerufen am 13.Januar 2011.

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