- Waffenhandel
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Der Waffenhandel bezeichnet alle Vorgänge im Zusammenhang mit der Übereignung einer Waffe. Während Jäger, Sportschützen und Sammler heutzutage unter dem Begriff Waffenhandel Betriebe definieren, die Schusswaffen verkaufen,[1] findet man den Begriff in der Geschichte hauptsächlich im Zusammenhang mit Waffenschmieden und Waffenexporten und aktuell in den Medien mit Rüstungsexporten und illegalem Drogen- und Menschenhandel.[2]
Tausende von Jahren stellten die Menschen ihre Waffen selbst her. Seit der Erfindung des Metalls konzentrierte sich die Waffenherstellung auf bestimmte Orte, die anhand ihrer Rohstofflage (Eisenerz, Kohle, Schifffahrt) prädestiniert waren. Hierzu gehörten im Mittelalter u.a. Nürnberg, Suhl, Steyr, Lüttich, das Ruhrgebiet, Damaskus und Kyoto.
Urkunden belegen, dass bereits im 10. Jahrhundert ein internationaler Waffenhandel existierte, der durch Gesetze und Vorschriften kontrolliert wurde.[3] Der Waffenhandel ist daher unweigerlich mit Waffenexport und Waffenkontrolle verknüpft.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
vor 1800
Abnehmer
Neben Kaufleuten und Reisenden, die Waffen zum Schutz ihrer Handelswege benötigten, sowie Kanonen für ihre Handelsschiffe, kaufte im Mittelalter nur der zur Jagd privilegierte Adel privat Waffen für sich und seine angestellten Berufsjäger, sowie die geistlichen und weltlichen Rentenbezieher.[4] Den Bauern war der Waffenbesitz verboten. Ihre Waffen in den Bauernaufständen waren Werkzeuge wie Sensen und Dreschflegel. Die städtischen Zeughäuser und Zeughöfe erneuerten von Zeit zu Zeit ihre Ausstattung. Die Nachfrage nach Waffen war in Friedenszeiten sehr gering. Im Krieg hingegen stieg die Nachfrage nach Waffen rapide.[5]
Händler
Die Hersteller verkauften direkt vor Ort an Privatleute und die städtischen Zeughäuser. Produktionsüberschusse und Auftragsarbeiten übergaben sie den Reisenden. In Friedenszeiten wurde die geringe private Nachfrage hauptsächlich von privaten Kaufleuten befriedigt.
In Kriegszeiten engagierten sich die Städte bis hin zum Monopolisten. So war die Regierung der Reichsstadt Nürnberg aktiv am Waffenhandel beteiligt. Das städtische Zeughaus hatte dafür zu sorgen, dass die Bestände stets auf dem neuesten Stand der Technik waren. Dies war jedoch nur möglich, indem in regelmäßigen Abständen veraltete Waffen abgestoßen und neue Modelle gekauft wurden. Im Dreißigjährigen Krieg vertrieb das Zeughaus jedoch nicht mehr nur ausrangierte Typen, sondern agierte wie eine private Handelsfirma. Glaubt man den Quellen, war der öffentliche Anteil am Waffenhandel enorm. Zwischen 1621 und 1629 lag der staatliche Handel bei 4% bis 36%, zwischen 1630 und 1635 stieg er auf 78% bis 100%.[6]
Nach 1800
Abnehmer
Bis zur bürgerlichen Revolution im Jahre 1848 war in Mitteleuropa die Jagd und der Waffenbesitz ein Privileg des Adels. Entsprechend gering war der Bedarf an Jagdwaffen, die in technischer Hinsicht damals mit den Militärgewehren noch völlig identisch waren. 1848 wurde die Jagd allgemein frei gegeben und dem Bürgertum der Besitz von Gewehren erlaubt. Dies spiegelt sich u.a. durch die Ausgabe der Anzahl der ausgegebenen Jagdscheine dar, die sich von 1878 bis 1923 auf 250.000 Stück verdoppetelte[7] und somit für mehr Nachfrage sorgte.
Im 19. Jahrhundert schlossen sich auch viele Schützenvereine[8] zu Dachverbänden zusammen: Die Société Suisse des Carabiniers 1824 in der Schweiz, die British National Rifle Association 1859 in England, der Deutsche Schützenbund 1861 in Deutschland und die National Rifle Association of America 1871 in den USA. Das Sportschießen wurde 1896 olympisch[9] und steigerte wie auch die nationalen Meisterschaften zur Erringung der Olympiaqualifikation die Nachfrage nach zivilen Schusswaffen.[10]
Das Deutsche Heer wäre der größte Abnehmer von Schusswaffen gewesen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts hatten deutsche Staaten mehrfach Krieg geführt, die Armeestärke im Kaisereich bis 1890 auf 1% der Bevölkerung ausgeweitet und kurz hintereinander drei verschiedene Ordonanzwaffen eingeführt: Zündnadelgewehr, Gewehr 88 und Gewehr 98. Jedoch ließ das Deutsche Heer diese Waffen in staatlichen Gewehrfabriken produzieren und vergab Direktaufträge an Mauser, Steyr, FN und Zastava. Der Handel war nicht beteiligt.
Händler
Die gestiegene Nachfrage nach Jagd- und Sportwaffen aus dem Bürgertum und der Boom aus der Gründerzeit führten dazu, dass sich einige Waffenhersteller, wie z.B. Sauer und Merkel, bereits frühzeitig auf zivile Waffen konzentrierten und diese über Waffenhändler an die Kunden absetzten. Waren die Waffenhändler vor 1850 meist Büchsenmacherbetriebe, so kamen nun auch Kolonialwarenhäuser dazu.
Auch wanderte viele Büchsenmacher aus dem Thüringer Wald aus, um sich verteilt im ganzen Reich als selbständige Waffenhändler mit Büchsenmacherwerkstatt niederzulassen. Das Museum der Beschussanstalt Zella-Mehlis vermerkt hierzu: „Bis zum 19. Jh. fertigten hier Vertreter Zellaer und Mehliser Büchsenmacherfamilien wie die der Anschütz, Bader, Barthelmes, Böhner, Bosler, Büchel, Capell, Diem, Diemar, Ditzel, Döll, Drechsler, Ernst, Fischer, Glantz, Gräfenstein, Gressmann, Happ, Helfricht, Hengelhaupt, Hoepfel, Kehl, Keiner, Kind, Klett, Kneifel, Kolb, Kommer, König, Lämmermann, Langenhan, Lepper, Lesch, Luck, Mangler, Marr, Moritz, Muth, Reuss, Ritz, Sauerbrey, Schindler, Schneider, Schilling, Schlütter, Schramm, Schübler, Sontag, Spörer, Stockmar, Triebel, Weihrauch, Weiß, Will, Wirsing, Wolf, Zerr oder Zöller.“[11]
Liste von aktuellen Waffenhändlern, deren Gründung vor dem zweiten Weltkrieg war, sortiert nach Gründungsjahr:
- 1640: Kuchenreuter, gegründet in Regensburg, seit 1824 in Cham
- 1750: Triebel, gegründet in Suhl, seit 1905 in Berlin [12]
- 1752: Hambrusch, in Ferlach (Österreich) [13]
- 1790: Le Hanne, in Crefeld, seit 1910 im Besitz der Familie Giesen [14]
- 1809: Hoerning, in Hamburg [15]
- 1820: Wertgarner in Wells (Österreich) [16]
- 1831: Winkler, gegründet in Traunstein von Strassberger [17]
- 1836: Joh. Springer’s Erben, in Wien (Österreich)
- 1843: Knappworst, in Braunschweig [18]
- 1848: Daurer, in Rosenheim [19]
- 1865: Meyer, in Wolfenbüttel [20]
- 1873: Dorfner, in Wien als Metallwarengeschäft, seit 1979 reiner Waffenhandel [21]
- 1879: Mayor, in Genf (Schweiz) [22]
- 1881: Krausser, in München [23]
- 1884: Schmithüsen, in Xanten [24]
- 1884: Kettner
- 189?: Kümmet, in Kronach [25]
- 1903: Schumacher, in Düren [26]
- 1906: Völker, in Weiden [27]
- 1908: Frankonia
- 1908: Halbach, in Aachen [28]
- 1908: Volber, in Uelzen [29]
- 1909: Kratz, in Lemgo [30]
- 190?: Dittmann, in Garlstorf [31]
- 190?: Will, in Hannover [32]
- 1911: Bader, in Hanau [33]
- 1912: Piel, in Hollwede [34]
- 1913: Becker, in Hagen [35]
- 1913: Binarsch, in Braunschweig [36]
- 1913: Bassing, in Mainz [37]
- 1921: Adamy, in Suhl [38]
- 1921: Hammer, in Passau, gegründet von Nöbauer, seit 1961 im Besitz der Familie Hammer [39]
- 1922: Grünig&Elmiger, gegründet als Waffenfabrik vom Onkel Walter Lienhard in Kriens (Schweiz), seit 1968 in Malters [40]
- 1922: Schmitt, in Goch [41]
- 1924: Tramm und Hinners, in Hamburg, [42]
- 1925: Merkle, in Backnang [43]
- 1927 Kruschitz, gegründet in Ferlach, seit 1938 in Wien [44]
Waffenhandel heute
Die Privilegien und Beschränkungen der mittelalterlichen Stände (Adel, Bürgertum, Klerus und Bauern) wurden abgelöst durch nationale Waffengesetze, deren Ansätze noch heute gelten. Zudem schränken internationale Verträge und Vereinbarungen das nationale Waffenrecht ein.
Rechtsvorschriften der EU
Die europäischen Staaten, die dem Schengen-Abkommen beigetreten sind, dazu gehören u.a. die deutschsprachigen Staaten Deutschland, Österreich und die Schweiz, sowie die anderen Staaten der Europäischen Union haben sich darauf verständigt, die EU-Richtlinie zur Harmonisierung des Feuerwaffenrechts[45] von 1991 in ihr nationales Recht zu implementieren.
Im Sinne dieser EU-Richtlinie gilt als Waffenhändler jede natürliche oder juristische Person, deren Beruf oder Gewerbe ganz oder teilweise darin besteht, dass sie Feuerwaffen herstellt, damit Handel treibt oder diese tauscht, vermietet, repariert oder umbaut.[46]
Waffenhändler sollen auf ihre persönlichen und beruflichen Zuverlässigkeit überprüft werden, wenn sie mit Waffen der Kategorie A (verbotenen Feuerwaffen) und B (genehmigungspflichtigen Feuerwaffen) handeln. In Staaten, in denen der Handel mit Waffen der Kategorie C (meldepflichtige Feuerwaffen) und D (sonstige Feuerwaffen) ohne Zulassung möglich ist, soll eine Meldepflicht eingeführt werden.[47] In Deutschland z.B. unterliegen alle vier Waffen-Kategorien einer Zulassung zum Waffenhandel in Form einer Waffenhandelslizenz oder Waffenherstellungslizenz. Diese kann auf bestimmte Schusswaffen- und Munitionsarten beschränkt werden.[48]
Der Händler muss laut EU-Richtlinie für die Waffen der Kategorie A, B und C ein Waffenhandelsbuch führen, aus dem die Art und Menge der Schusswaffen, ihre Herkunft und ihr Verbleib hervorgehen.[49] Diese Handelsbücher müssen auch nach Aufgabe des Handels über zehn Jahre aufbewahrt werden. Mittlerweile erstreckt sich die Aufbewahrungsfrist auf zwanzig Jahre.
Zivile Schusswaffen müssen mit einer Seriennummer gekennzeichnet werden. Mittlerweile müssen auch Herstellungsland und Einfuhrland auf den Schusswaffen markiert werden.[50] Die EU bestimmt in ihrer Richtlinie, dass zivile Waffen der Kategorie B, C und D nur von Personen, die mindestens 18 Jahre alt sind, erworben werden dürfen. Ausnahmen gibt es für Jäger und Sportschützen. Beim Erwerb einer Waffe der Kategorie B (halbautomatische Waffen) müssen die Erwerber zudem eine Rechtfertigung anführen und dürfen sich selbst und die öffentliche Sicherheit nicht gefährden.[51] Die Waffen der Kategorie A sollen lt. EU-Richtlinie verboten werden. Die Staaten können auch strengere oder leichtere Vorschriften erlassen. In Deutschland dürfen z. B. Personen unter 25 Jahren großkalibrige Pistolen und Revolver (Kategorie B) nur mit einem psychologischen Gutachten erwerben. Jäger und Sportschützen dürfen zwar vor Erreichen des 18. Lebensjahres mit einigen Waffen trainieren, sie aber nicht erwerben.[52]
Abnehmer
Endverbraucher
Die Abnehmer fast aller Jagd- und Sportgewehre, sowie vieler Pistolen und Revolver sind private Endverbraucher. Sie kaufen entweder vor Ort beim Einzelhändler, national im Versandhandel oder importieren selber.
Lt. Angaben der Zeitschrift Deutsches Waffen-Journal (DWJ) sind in Deutschland rund 340 000 Jäger. Sie wendeten 2004 etwa 754 Mio. € für Jagd und Jagdschutz auf. In ca. 18.000 Vereinen wird Schießsport von ca. 2,5 Millionen Vereinsmitgliedern betrieben. Inklusive aller Hobbyschützen schätzt das DWJ die Anzahl von Sportschützen auf 5 Millionen.
In allen Rechtsstaaten prüfen die Verkäufer oder Einfuhrzollbehörden die nationale Legitimation des Erwerbers. Innerhalb der EU müssen die Behörden des Verkäufers (Abgangsmitgliedstaat) und die Behörden des Käufers (Bestimmungsmitgliedstaat) vor dem Verkauf ihre Genehmigung erteilen.[53] In Deutschland wird bei einem Kauf im Inland die Legitimation für erlaubnispflichtige Waffen in Form einer Waffenbesitzkarte oder eines Jagdscheins nachgewiesen, bei erlaubnisfreien Waffen durch Vorlage eines Altersnachweises.
Polizei und Militär
Die Streitkräfte, die Polizei und die öffentlichen Dienste unterliegen weder den nationalen Waffengesetzen noch der EU-Richtlinie. Sie dürfen auch Kriegswaffen erwerben.
Bei der Ausrüstung von nationalen Dienststellen wird der gewerbliche Waffenhandel meist umgangen. So wurde die französische Polizei von 2003 bis 2009 mit 250.000 deutschen SIG-Sauer Pistolen direkt vom Hersteller in Eckernförde beliefert.[54][55] Nur bei kleinen, freihändig zu vergebenden Behördenaufträgen werden Waffenhändler aufgefordert, ein Angebot abzugeben
Händler
Großhandel
Großhandel im funktionellen Sinne liegt vor, wenn Marktteilnehmer Waren, die sie in der Regel nicht selbst be- oder verarbeiten (Handelswaren), von Herstellern oder anderen Lieferanten beschaffen und an Wiederverkäufer, Weiterverarbeiter, gewerbliche Verwender (z. B. Behörden) oder an sonstige Institutionen (z. B. Vereine), soweit es sich nicht um private Haushalte handelt, absetzen. Waffengroßhändler sind oft Generalimporteure bestimmter Waffenhersteller oder spezialisiert auf bestimmte Import-Länder oder Sortimente. In der Regel lehnen sie den Handel mit privaten Endverbrauchern ab, beliefern jedoch direkt die staatlichen Behörden und zum Teil auch Endverbraucher in Drittstaaten oder der Europäischen Union.
Die bedeutendsten deutschen Großhändler sind in alphabetischer Reihenfolge AKAH (Österreich und Frankreich)[56], Helmut Hofmann (USA)[57], Manfred Alberts GmbH (Skandinavien und Italien)[58], Schumacher (Osteuropa)[59] und Waimex (Sportwaffen).[60]
Einzelhandel
War früher der Einzelhandel für den regionalen Bedarf von Jägern, Sportschützen oder Behörden zuständig, haben sich heute die modernen Betriebe oftmals auf Nischen des Waffenhandels spezialisiert. So gibt es Firmen, die hauptsächlich Jagdwaffen, Kurzwaffen, Präzisionswaffen, olympische Kleinkaliberwaffen, Großkaliber-Sportwaffen, Sportflinten, Gebrauchtwaffen, Antikwaffen oder Freie Waffen anbieten. Diese spezialisierten Firmen haben oft eine Internet-Präsenz und exportieren weltweit. Im Gegensatz zum Handel mit Sportartikeln, der mittlerweile weltweit von Filialketten beherrscht wird, ist der Waffenhandel weltweit noch überwiegend in privaten Händen. In Deutschland sind zum Beispiel fast 1000 Waffenhändler für „Freie Waffen“ und erwerbsscheinpflichtige Waffen im Verband Deutscher Büchsenmacher und Waffenfachhändler e. V. (VdB)[61] organisiert. In Kanada gibt es ca. 500 Waffenhändler bei ca. 1,8 Millionen Waffenlizenzinhabern.[62] In England gibt es 1800 Schießstände und Fachhändler.[63] 1997 gab es in den USA 250.000 lizenzierte Waffenhändler[64]
Die bedeutendsten Filialketten sind Frankonia und Kettner in Deutschland mit Niederlassungen in den Nachbarländern sowie Cabelas in den USA. Der deutsche Versandhändler Alljagd hat keine Filialen, sondern beliefert als Großhändler die fast 90 beteiligten Einzelhändler, die jeweils ein lokales Ladengeschäft besitzen.[65]
Handwerkshandel
Viele Einzelhändler sind Mischbetriebe. Büchsenmacher mit eigener Werkstatt führen Reparaturen durch, stellen zum Teil selbst Schusswaffen her oder modifizieren Fabrikware nach Kundenwünschen und verkaufen Handelsware.[66] In Deutschland müssen Büchsenmacher in der Handwerksrolle eingetragen sein, um eine Waffenherstellungslizenz zu bekommen. Nur mit dieser Lizenz dürfen sie Waffen herstellen und modifizieren.[48] Diese Mischbetriebe sind in Deutschland Zwangsmitglied in der lokalen Handwerkskammer und Industrie- und Handelskammer und müssen beide Gebühren in voller Höhe abführen, ansonsten verlieren sie ihre Herstellungslizenz und dürfen nur Reparaturen durchführen.
Direktvertrieb
Die Hersteller von Militärgütern vertreiben ihre Produkte an die nationalen und internationalen Streitkräfte immer direkt oder über Vermittler. Einige Hersteller von Schusswaffen und Munition umgehen den nationalen Großhandel, indem sie den Einzelhandel direkt beliefern. Hierzu gehören u. a. in alphabetischer Reihenfolge die deutschen Hersteller Blaser, Mauser, Ruag, Sauer, SIG Sauer und Umarex. Bei Exporten beliefern sie ansässige Großhändler oder ihre eigenen ausländischen Tochtergesellschaften. Einige Hersteller von Schusswaffen umgehen den Einzelhandel und beliefern die Endverbraucher direkt. Zu den bedeutendsten internationalen Direktvertreibern an internationale Endverbraucher gehört die Schweizer Firma Grüner & Elmiger[67]
Vermittler
Vermittler bringen Hersteller und Endabnehmer zusammen, ohne selber die Handelsware zu bevorraten. Vermittler treten häufig bei Ausfuhren von Militärgütern auf. In vielen Rechtsstaaten werden sie ebenso wie Waffenhändler auf ihre Zuverlässigkeit überprüft. Dabei ist es unabhängig, ob sie ihren Sitz im Heimatland oder Ausland haben.[68]
Privatverkauf
Gebrauchtwaffen, die sich bereits im Besitz eines berechtigten Endverbrauchers befinden, können direkt an einen anderen berechtigten Endverbraucher verkauft werden. Der Verkauf muss in vielen Ländern gemeldet oder registriert werden.
Waffenhandels-Ausstellung
Einzelhändler, Großhändler und Hersteller treffen sich auf nationalen und internationalen Waffenmessen. Die weltweit bedeutendsten Messen sind die Internationale Waffen-Ausstellung (IWA)[69] in Nürnberg (Deutschland)und die Shot Show[70] in Las Vegas (USA.
Auf der jährlich stattfindenden IWA präsentieren sich über 1000 Aussteller aus über 50 Ländern den über 30.000 Fachbesuchern aus über 100 Ländern.[71]. Diese Messe beschränkt sich ausschließlich auf Jagd- und Sportwaffen, klassische Outdoor-Ausrüstung und Sicherheitsausstattung, wozu auch Behördenbedarf gehört.
2004 fertigten deutsche Hersteller Sport- u. Jagdwaffen für rund 210 Millionen €. In den Export gingen Waren im Wert von etwa 166 Millionen €, die Importe beliefen sich auf rund 42 Millionen €.[72] Ähnliche Werte verkündete das Abendblatt für 2006: Der Produktionswert der deutschen Jagd-, Sportwaffen- und Munitionshersteller liegt bei konstant 212 Millionen Euro. Der Exportanteil stieg auf 185 Millionen Euro.[73] 2009 wurden Jagd- und Sportwaffen im Wert von über 275 Millionen Euro hergestellt. Bei über 250 Millionen Euro lag der Exportwert, während für 66 Millionen Euro Jagd- und Sportwaffen importiert wurden. Über 15.000 Menschen arbeiteten 2009 im Handel.[74] Anhand dieser Meldungen kann davon ausgegangen werden, dass innerhalb Deutschlands Jagd- und Sportwaffen für 70 bis 90 Millionen € jährlich von Händlern eingekauft werden, wobei die Importwaren stetig höhere Werte annehmen.
Kritik der Waffenhändler an der EU-Richtlinie
Die EU-Richtlinie stellt einen Konsens aus den verschiedenen Waffenrechten der 27 Mitgliedsstaaten dar, der nicht überall auf Zustimmung trifft. Sie schränkt historisch gewachsene Waffenrechte ein. Auch gibt sie Anlass, die Beschränkungen für die nationale Gesetzgebung strikter auszulegen, als die Richtlinie es vorsieht. Zudem werden durch die Richtlinine Maßnahmen veranlasst, die den Handel beschweren, ohne einen Sicherheitsgewinn zu erbringen.
Durch die Information, dass Kleinwaffen ohne Seriennummer illegal gehandelt werden, wurde die Kennzeichnung der Herkunftsländer und Einfuhrländer eingeführt. Dabei wurde jedoch nicht bedacht, dass zivile Waffen immer schon mit Seriennummern gefertigt wurden und diese von den EU-Staaten nachweisbar zu fast 100 % autorisiert exportiert werden.[75] Diese zusätzliche Kennzeichnung führt zu höheren Kosten bei den Händlern und beeinträchtigt die Optik der Waffen, insbesondere bei Kurzwaffen.
Die EU-Richtlinie schränkt den nationalen Absatz ein, in dem sie den EU-Staaten vorschreibt, wer beliefert werden darf und was geliefert werden darf. In immer mehr EU-Ländern wird durch nationale Gesetze, die die Richtlinie impletieren, die Zahl der Abnehmer reduziert. Auch fordert die Richtlinie mehr Dokumentation seitens der Händler und der nationalen Waffenbehörden, was zu höheren Kosten für Händler und Käufer führt.
Erfreulich dagegen ist, dass ein EU-einheitliches Formular für Verbringungen benutzt wird, so dass auf Übersetzungen verzichtet werden kann.
Leider ist die Zusammenfassung der nationalen Gesetze, die den lizenzierten Waffenhändlern und Waffenbehörden vorgelegt werden sollte, auch 20 Jahre nach Verabschiedung der Richtlinie noch nicht erfolgt. Dies erschwert den Verkauf, sofern es sich um Waffen handelt, die im Versenderstaat registrierpflichtig sind, während sie im Empfängerstaat noch nicht einmal meldepflichtig sind.
Illegaler Waffenhandel
Strafbar ist das Überlassen von legalen Schusswaffen und Munition von Berechtigten an Nichtberechtigte, das Überlassen oder Erwerben verbotener Waffen ohne Sondergenehmigung, sowie der Handel ohne Handelserlaubnis.[76]
Illegale Waffen
Gegenstände sind illegale Waffen, wenn sie durch das nationale Waffengesetz verboten sind. In Deutschland z.B. gehören zu den verbotenen Waffen Wurfsterne, Butterflymesser, Stahlruten, Springmesser, getarnte Waffen (Kugelschreiberpistole oder Stockdegen) und vollautomatische Waffen.[77] Wenn der Umbau einer erwerbscheinspflichtigen Waffe in eine Dekorationswaffe nicht den aktuellen Vorgaben des nationalen Gesetzes entspricht, wird daraus eine illegale Waffe.[78] Wer vor einer Waffengesetzänderung legal eine Waffe erworben hat, die durch die Änderung verboten wurde, besitzt eine illegale Waffe. Wer als Waffensammler eine Waffe besitzt, die nicht zu seinem Sammelthema zugehört, besitzt eine illegale Waffe.
Fahrlässig
Fahrlässig handelt ein Käufer oder Verkäufer, wenn er in Unkenntnis des aktuellen Gesetzes mit einem verbotenen Gegenstand handelt oder ohne Erlaubnis handelt. [79]
Vorsätzlich
Wer Waffen in großem Umfang ohne Erlaubnis sammelt,[80][81] handelt vorsätzlich. Auch der Versuch des Kaufs ist strafbar, insbesondere, wenn es sich um Kriegswaffen handelt.[82]
Wer als Inhaber einer Waffenhandelslizenz mit illegalen Waffen handelt, handelt nach dem Gesetz als besonders schwerer Fall.[83] Auch wer echte Waffen mittels gefälschter Gutachten als Dekorationswaffen deklariert und danach funktionsfähig verkauft, handelt mit grobem Vorsatz.[84] Werden die verbotenen Waffen auch noch exportiert, liegt zudem ein Verstoß gegen das Außenwirtschaftsgesetz vor.[85] Mit bis zu zehn Jahre Freiheiststrafe werden Händler und Bandenmitglieder[86] bestraft, wenn sie regelmäßig illegalen Waffenhandel betreiben.[87]
Herkunft
Illegale Waffen stammen aus Altbesitz, werden illegal eingeführt oder illegal hergestellt.
Altbesitz
Trotz Registrierpflicht nach dem 1. Weltkrieg, der Volksentwaffnung nach dem 2. Weltkrieg und der Einführung des ersten bundesdeutschen Waffengesetzes 1972 befinden sich in Deutschland mehrere Millionen illegaler Waffen, die nie angemeldet wurden. Diese wurden als Beutewaffen aus dem Krieg mitgebracht oder vor 1972 erlaubnisfrei erworben. So konnten Volljährige vor 1972 ganz legal Wehrmachtskarabiner K98 oder halbautomatische, maschinenpistolenähnliche Kleinkaliber-Gewehre von Landmann kaufen. Auch der private Waffenbesitz der amerikanischen GIs gelangte bei deren Abzug in deutsche Hände.[88]
Illegale Einfuhr
Im kleinen Umfang werden Waffen illegal eingeführt, wenn der Käufer diese legal im Ausland erwerben kann und unberechtigt mit seinem Gepäck einführt oder im Versandhandel bestellt.
Illegale Waffeneinfuhren in großem Umfang werden größtenteils im „Rahmen der organisierten Kriminalität durchgeführt“, wobei Österreich als Waffentransitland hauptsächlich von und nach Südosteuropa ... gilt.[89]
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion verblieben viele Waffen der russischen Armee in den Satellitenstaaten. Angeblich sollen 29.000 Maschinengewehre in Tschetschenien zurückgelassen worden sein. Von Tschetschenien aus wurden dann in der Folge viele Waffen über die sogenannte Freihandelszone auf dem Weltmarkt verkauft.[90] Gleiches gilt für den Bestand gebrauchter Waffen in der Ukraine. Obwohl die Ukraine kaum Waffen herstellt, gehört sie seit einigen Jahre zu den mittelgroßen Exporteuren von nicht dokumentierten Waffen.[91]
Literatur
- Sean O'Driscoll: Strength in independence. In: Gun Trade World. 2010, Nr. 9, September 2010, S. 66.
Einzelnachweise
- ↑ Unternehmensverzeichnis EUROPAGES Luxus- und Freizeitartikel > Waffen und Munition – eingesehen am 1. Januar 2011
- ↑ Google-Suche nach Waffenhandel lieferte 104.000 Ergebnisse – eingesehen am 1. Januar 2011
- ↑ [Werner Sombat: Der moderner Kapitalismus. Band I. Die Genesis des Kapitalismus, Faksimile der Edition 1902, Duncker & Humblot, Leipzig. Adamant Media Corporation, 2001, ISBN 1-4212-4306-7. Seite 106
- ↑ Werner Sombat: Der moderner Kapitalismus. Band I. Die Genesis des Kapitalismus, Faksimile der Edition 1902, Duncker & Humblot, Leipzig. Adamant Media Corporation, 2001, ISBN 1-4212-4306-7.
- ↑ Arno Schütze: Waffen für Freund und Feind. Der Rüstungsgüterhandel Nürnbergs im Dreißigjährigen Krieg im Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte Ausg.2004/2 : Märkte im vorindustriellen Europa. Akademie-Verlag, 2004, ISBN 978-3050040363.
- ↑ Arno Schütze: Waffen für Freund und Feind. Der Rüstungsgüterhandel Nürnbergs im Dreißigjährigen Krieg im Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte Ausg.2004/2 : Märkte im vorindustriellen Europa. Akademie-Verlag, 2004, ISBN 978-3050040363.
- ↑ Jagdgeschichte eingesehen am 1. Januar 2011
- ↑ Schützengeschicht 1736-1945 Schützenverein Burgstädt e.V - eingesehen am 2. Februar 2011
- ↑ ISSF History - offizielle Webseite
- ↑ Geschichte des Schießsports auf Schuetzenwesen.eu - eingesehen am 1. Februar 2011
- ↑ Beschussanstalt Zella-Mehlis Zella-Mehliser Waffenfirmen - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Triebel Jagd- und Sportwaffen GmbH Firmen-Historie auf der Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Hambrusch Hunting Weapons GmbH Firmen-Historie auf der Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Le Hanne Inh. K. Giesen Firmen-Historie auf der Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Eduard Hoerning & Co Firmen-Historie auf der Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Wilfried Wertgarner Firmen-Historie auf der Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Roman Winkler Firmen-Historie auf der Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Georg Knappworst KG Firmen-Historie auf der Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Anton Daurer Firmen-Historie auf der Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Alfred Meyer GmbH Firmen-Historie auf der Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Waffen Dorfner offizielle Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Ernest Mayor S.A. offizielle Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Waffen-Krausser GmbH & Co KG offizielle Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ H.G. Schmithüsen Firmen-Historie auf der Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Kümmet OHG Firmen-Historie auf der Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Waffen Schumacher Firmen-Historie auf der Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Waffen Völker Firmen-Historie auf der Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Kurt Halbach GmbH & Co., KG Firmen-Historie auf der Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Karl Volber, Inh. Christian Mocek offizielle Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Hans-Dieter Kratz e. K. Firmen-Historie auf der Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ W. & O. Dittmann GmbH & Co.KG Firmen-Historie auf der Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Waffen Will Firmen-Historie auf der Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Franz Bader & Sohn Firmen-Historie auf der Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Wilhelm Piel, e.K. Firmen-Historie auf der Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Waffen-Becker offizielle Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ A. Binarsch Firmen-Historie auf der Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Waffen-Bassing GmbH offizielle Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Gebr. Adamy Jagdwaffen Firmen-Historie auf der Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Peter Hammer eKfm offizielle Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Grünig + Elmiger AG Firmen-Historie auf der Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Waffenschmitt Firmen-Historie auf der Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Tramm & Hinners Firmen-Historie auf der Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Merkle-Tuning Firmen-Historie auf der Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Austrojagd Händler Kruschitz Firmen-Historie auf der Homepage des Händlers - eingesehen am 15. Januar 2011
- ↑ Richtlinie 91/477/EWG über die Kontrolle des Erwerbs und des Besitzes von Waffen - eingesehen am 16. November 2010
- ↑ Ebda. Artikel 1, Satz 2
- ↑ Ebda. Artikel 4
- ↑ a b WaffG § 21 Gewerbsmäßige Waffenherstellung, Waffenhandel
- ↑ WaffG § 23 Waffenbücher
- ↑ WaffG § 24 Kennzeichnungspflicht, Markenanzeigepflicht
- ↑ Richtlinie 91/477/EWG über die Kontrolle des Erwerbs und des Besitzes von Waffen - eingesehen am 26. November 2010
- ↑ WaffG § 2 Grundsätze des Umgangs mit Waffen oder Munition
- ↑ Richtlinie 91/477/EWG über die Kontrolle des Erwerbs und des Besitzes von Waffen - eingesehen am 26. November 2010
- ↑ Small Arms Survey Report 2009: Authorized Small Arms Transfers S. 40, PDF-Datei (2,53 MB)
- ↑ Referenzen SIG Sauer Homepage - eingesehen am 7. November 2010
- ↑ AKAH Webseite - eingesehen am 6. November 2010
- ↑ Helmut Hofmann Webseite - eingesehen am 6. November 2010
- ↑ Manfred Alberts Webseite - eingesehen am 6. November 2010
- ↑ Waffen Schumacher Webseite - eingesehen am 6. November 2010
- ↑ WAIMEX Webseite - eingesehen am 6. November 2010
- ↑ VdB Webseite - eingesehen am 6. November 2010
- ↑ Autor u. a.: Doing Business with. Canada In: Gun Trade World. 2010, Nr. 11, 2010, S. 24–27 ([1])
- ↑ Gun Trade World The United Kingdom vom 6. Oktober 2010 - eingesehen am 18. November 2010
- ↑ [2] Marc Grezlikowski: Waffenbesitz in den Vereinigten Staaten von Amerika. Hausarbeiten.de, Freie Universität Berlin 2008, ISBN 978-3-640-41371-3.
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- ↑ Berufsbild Büchsenmacher/in auf BR-Online mit Video vom 2. Juni 2010 - eingesehen am 18. Januar 2011
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- ↑ Waffenhandel Eva Kreisky, Professorin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien, PDF-Datei, S. 11
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- ↑ Small Arms Survey Report 2009: Authorized Small Arms Transfers S. 39 und 44, PDF-Datei (2,53 MB)
Kategorien:- Handel
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