Rudolf Keydell

Rudolf Keydell

Max Rudolf Keydell (* 30. März 1887 in Cracau bei Magdeburg; † 21. Mai 1982 in West-Berlin) war ein deutscher klassischer Philologe und Bibliothekar.

Leben

Rudolf Keydell, der Sohn des Eisenbahnbetriebssekretärs Carl Keydell und seiner Ehefrau Minna geb. Jungmann, besuchte die Vorbereitungsschule in Magdeburg und anschließend das Paedagogium Zum Kloster Unserer Lieben Frauen. Nach der Reifeprüfung (Ostern 1905) studierte Keydell Klassische Philologie an der Universität Bonn (bei Franz Bücheler, August Brinkmann und Georg Loeschcke). Im Herbst 1906 wechselte er an die Berliner Universität, wo ihn Eduard Norden, Johannes Vahlen und Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff beeinflussten. Bei Wilamowitz wurde Keydell 1911 mit der Dissertation Quaestiones metricae de epicis Graecis recentioribus promoviert. Nach dem Staatsexamen (1913) trat er als Volontär in den Dienst der Königlichen Bibliothek in Berlin. Von 1915 bis 1918 nahm er am Ersten Weltkrieg teil.

Nach seiner Rückkehr von der Front wurde Keydell an der nunmehrigen Preußischen Staatsbibliothek zum Hilfsbibliothekar ernannt und zwei Jahre später zum Bibliotheksrat befördert. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog er nach West-Berlin, wo er bis 1951 im Dienst der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz (West-Teil der Staatsbibliothek) verblieb. Im Ruhestand arbeitete Keydell als Lehrbeauftragter, seit 1961 als Honorarprofessor für Klassische Philologie an der Freien Universität Berlin. Erst 1973, im Alter von 85 Jahren, gab er seine Lehrtätigkeit auf.

Als Forscher beschäftigte sich Keydell mit der gesamten griechischen Literatur. Sein Spezialgebiet war die Epik des Hellenismus, der Kaiserzeit und der Spätantike. Er blieb bis an sein Lebensende tätig. Neben zahlreichen Aufsätzen und Rezensionen verfasste er eine kritische Ausgabe der Dionysiaka des Nonnos (1959) und übernahm noch als Achtzigjähriger 1967 die Fortführung der Neuausgabe des Stephanos von Byzanz, die von Felix Jacoby und Ernst Grumach begonnen worden war. Nach seinem Tod übernahm Margarethe Billerbeck die Ausgabe, deren erster Band 2006 erschien.

In Anerkennung seiner Verdienste als Forscher wählte die British Academy Keydell 1973 zum korrespondierenden Mitglied. Zu seinem 90. Geburtstag erschien zu seinen Ehren eine Festschrift, die Beiträge von Hartmut Erbse, Ernst Heitsch, Volkmar Schmidt, Rudolf Kassel, Winfried Bühler, Hans Gärtner, Hugh Lloyd-Jones, Martin Litchfield West, Hans-Georg Beck, Athanasios Kambylis und Werner Peek enthielt.

Literatur

  • Hans-Georg Beck, Athanasios Kambylis, Paul Moraux (Hrsg.): Kyklos. Griechisches und Byzantinisches. Rudolf Keydell zum neunzigsten Geburtstag. Berlin/New York 1978 (mit Bild, Schriftenverzeichnis und Kurzbiografie).
  • Werner Peek (Hrsg.): Rudolf Keydell. Kleine Schriften zur hellenistischen und spätgriechischen Dichtung (1911–1976). Leipzig 1982.
  • Bernd Schneider, Wolfhart Unte: Bibliographie Rudolf Keydell, Berlin 1973.

Weblinks


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