Werner Kirchert

Werner Kirchert

Werner Kirchert (* 4. Oktober 1906 in Halle an der Saale; † unbekannt) war ein deutscher Arzt, SS-Obersturmbannführer (1942) und leitender Mediziner beim Inspekteur der Konzentrationslager.

Leben

Kirchert besuchte das Humanistische Stadtgymnasium in Halle und legte 1927 das Abitur ab. Danach studierte er drei Semester Meteorologie und danach Medizin. Das Studium schloss Kirchert Ende 1933 ab und erhielt am 28. Dezember 1934 seine Approbation.[1] Seine Dissertation mit dem Titel: Zur Differentialdiagnose des Chloroms und des Sympathogonioms erschien 1934. Am 5. Januar 1935 wurde Kirchert zum Dr. med. promoviert.[1]

Am 1. November 1933 trat er der SS (Mitgliedsnr. 245.540) bei, für die er nebenamtlich als SS-Arzt tätig wurde. Am 1. Mai 1937 wurde er Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnr. 5.020.760). Ab dem 1. Juni 1936 war Kirchert hauptamtlich als Lagerarzt im KZ Sachsenburg eingesetzt.[1] Kirchert wurde 1937 Lagerarzt in Dachau und wechselte von dort im November 1937 als Standortarzt in das KZ Buchenwald, wo er bis Ende November 1938 tätig war. Eugen Kogon schildert ihn neben Hans Eisele als einen der schlimmsten Lagerärzte in Buchenwald.[2] Kirchert führte ab 1. Mai 1937 stellvertretend die 1. Sanitätsstaffel der SS-Totenkopfverbände Oberbayern und leitete ab 1. November 1937 die Sanitätsstaffel der SS-Totenkopfverbände Thüringen. Am 1. Dezember 1938 übernahm er ein Kommando an der Nervenklinik der Berliner Charité.[1] Kirchert lehnte 1939 den Posten eines Direktors der NS-Tötungsanstalt Grafeneck ab. Auf Kircherts Vorschlag wurde sein ehemaliger Schulkamerad Horst Schumann dortiger Leiter.[3]

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde er im Oktober 1939 zur SS-Division Totenkopf versetzt, wo er die 2. Sanitätskompanie leitete. Ab 1. April 1940 war er bei der Inspektion der Konzentrationslager (IKL) als leitender Arzt eingesetzt und kehrte im August 1940 zur SS-Division Totenkopf zurück, wo er bis Februar 1941 eingesetzt war.[1] Im Mai 1941 zum persönlichen Referenten von Reichsärzteführer Leonardo Conti. Anfang Januar 1943 wurde er Chefarzt im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) und war zudem Stellvertreter des Leiters im Kriminalbiologischen Institut der Reichskriminalpolizei.[2] Zusätzlich war Kirchert ab dem 17. September 1943 als leitender Arzt beim Höheren SS- und Polizeiführer (HSSPF) Elbe eingesetzt. Kirchert war ab Mitte November 1944 bei der Einsatzgruppe H in Pressburg als Gruppenarzt eingesetzt.[1]

Nach Kriegsende wurde Kirchert im Arbeits- und Festhaltelager Eichstätt interniert.[4] Vor dem Schwurgericht am Landgericht München wurde Kirchert am 11. Juni 1953 zu viereinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Später wurde er Geschäftsführer bei der O.W.G-Chemie in Kiel. Ein von der Staatsanwaltschaft Würzburg eingeleitetes Ermittlungsverfahren wurde 1995 nach dem Tod Kircherts eingestellt.[2]

Literatur

  • Ernst Klee: Was sie taten – Was sie wurden. Ärzte, Juristen und andere Beteiligte am Kranken- oder Judenmord. 12 Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-596-24364-5. 
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8. 
  • Johannes Tuchel: Konzentrationslager. Band 39 von Konzentrationslager: Organisationsgeschichte und Funktion der Inspektion der Konzentrationslager 1934-1938. H. Boldt, Boppard am Rhein 1991, ISBN 3764619023.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Johannes Tuchel: Konzentrationslager. Band 39 von Konzentrationslager: Organisationsgeschichte und Funktion der Inspektion der Konzentrationslager 1934-1938. H. Boldt, 1991, ISBN 3764619023, S. 379.
  2. a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 310.
  3. Ernst Klee: Was sie taten – Was sie wurden. Ärzte, Juristen und andere Beteiligte am Kranken- oder Judenmord. 12.Auflage. Fischer-TB, Frankfurt/M. 2004, ISBN 3-596-24364-5, S. 98f.
  4. Ernst Klee: Was sie taten – Was sie wurden. Ärzte, Juristen und andere Beteiligte am Kranken- oder Judenmord. 12. Auflage. Fischer-TB, Frankfurt/M. 2004, ISBN 3-596-24364-5, S. 281.

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