Klaus Schreiner (Historiker)

Klaus Schreiner (Historiker)

Klaus Schreiner (* 22. April 1931 in Bad Friedrichshall-Jagstfeld) ist ein deutscher Historiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schreiners Vater war Sekretär der christlichen Gewerkschaften in Württemberg. 1933 wurde er arbeitslos, weil er sich von der Deutschen Arbeitsfront nicht vereinnahmen ließ.

In Heilbronn legte Schreiner im Sommer 1950 die Reifeprüfung ab. Vom Wintersemester 1951/1952 bis zum Sommersemester 1958 studierte er an den Universitäten Tübingen und München Geschichte und historische Hilfswissenschaften sowie katholische Theologie und lateinische Philologie. Im Sommer 1961 promovierte er an der Philosophischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen mit einer Arbeit über Sozial- und standesgeschichtliche Untersuchungen zu den Benediktinerkonventen im östlichen Schwarzwald. Von 1961 bis 1968 war Schreiner als wissenschaftlicher Assistent am Institut für geschichtliche Landeskunde und historische Hilfswissenschaften der Universität Tübingen tätig. 1968/1969 habilitierte er sich an der Philosophischen Fakultät der Universität Tübingen mit der Arbeit De nobilitate. Begriff, Ethos und Selbstverständnis des Adels im Spiegel spätmittelalterlicher Adelstraktate.

Als Universitätsdozent und außerplanmäßiger Professor erfüllte Schreiner von 1968 bis 1975 Lehr- und Forschungsaufgaben am Institut für Geschichtliche Landeskunde und historische Hilfswissenschaften. Im Wintersemester 1975/1976 nahm er einen Ruf auf den Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte und Geschichte des Mittelalters an der Universität Bielefeld an. Einen Ruf nach Tübingen lehnte er im Jahre 1982 ab. 1996 wurde er emeritiert. Im Sommer 1999 hatte er als Gastprofessor die Otto-von-Freising- Professur an der Katholischen Universität Eichstätt inne. Im Jahre 2001 verlegte er seinen Wohnsitz und Arbeitsplatz von Bielefeld nach München.

Gutachtertätigkeit, Stipendien und "Wissenschaftspreis zur Geschichte Oberschwabens"

Für die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Alexander von Humboldt-Stiftung war er als Fachgutachter für die Geschichte des Mittelalters tätig. Außerdem war er Mitglied des wissenschaftlichen Fachausschusses beim Deutschen Historischen Museum in Berlin. Schreiner war Stipendiat des Historischen Kollegs in München (1987/88); die Volkswagen-Stiftung gewährte ihm ein Akademiestipendium (1991). Im November 2003 erhielt er in Anerkennung und Würdigung seiner Verdienste um die Erforschung der Geschichte Oberschwabens den "Friedrich Schiedel Wissenschaftspreis zur Geschichte Oberschwabens".

Forschung

Schreiners Forschungen beruhen auf vielseitigen Interessen. In den bearbeiteten Themen zeichnen sich folgende Forschungsschwerpunkte ab: Sozial-, Verfassungs- und Geistesgeschichte des mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Mönchtums,Geschichte ritueller und symbolischer Handlungsformen, Geschichte der Frömmigkeit in politisch-sozialen Kontexten, Buch- und Lesekultur, Begriffs- und Mentalitätsgeschichte, historische Ikonographie, Wissenschaftsgeschichte, rezeptions- und wirkungsgeschichtliche Studien zur Gegenwärtigkeit des Mittelalters in der modernen Welt.

Schriften

  • Sozial- und standesgeschichtliche Untersuchungen zu den Benediktinerkonventen im östlichen Schwarzwald (Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B: Forschungen 31), Stuttgart 1964.
  • Disziplinierte Wissenschaftsfreiheit. Gedankliche Begründung und geschichtliche Praxis freien Forschens, Lehrens und Lernens an der Universität Tübingen (1477 - 1945) (Contubernium 22), Tübingen 1981.
  • 'Sakrale Herrschaft' und 'Heiliger Krieg'. Kaisertum, Kirche und Kreuzzug im Spiegel der spätmittelalterlichen Heinrichstafel (Unterricht in Westfälischen Museen 18), Münster 1985.
  • Hirsau. St. Peter und Paul 1091 - l 991, Teil II. Geschichte, Lebens- und Verfassungsformen eines Reformklosters, bearb. von Klaus Schreiner (Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 10/2), Stuttgart 1991.
  • Laienfrömmigkeit im späten Mittelalter. Formen, Funktionen, politisch-soziale Zusammenhänge, hg. von Klaus Schreiner unter Mitarbeit von Elisabeth Müller-Luckner (Schriften des Historischen Kollegs, Kolloquien 20), München 1992.
  • Gepeinigt, begehrt, vergessen. Symbolik and Sozialbezug des Körpers im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit, hg. von Klaus Schreiner und Norbert Schnitzler, München 1992.
  • Maria. Jungfrau, Mutter, Herrscherin, Hanser, München 1994 ISBN 3-446-17831-7
  • Sozialer Wandel im Mittelalter. Wahrnehmungsformen, Erklärungsmuster, Regelungsmechanismen, hg. von Jürgen Miethke und Klaus Schreiner, Sigmaringen 1994.
  • Bürgerschaft. Rezeption und Innovation der Begrifflichkeit vom Hohen Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert, hg. von Reinhart Koselleck und Klaus Schreiner (Sprache und Geschichte 22), Stuttgart 1994.
  • Zisterziensische Spiritualität. Theologische Grundlagen, funktionale Voraussetzungen und bildhafte Ausprägungen im Mittelalter, hg. von Klaus Schreiner und Clemens Kasper Ocist. (Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige, Ergänzungsband 34), St. Ottilien 1994.
  • Stadtregiment und Bürgerfreiheit. Handlungsspielräume in deutschen und italienischen Städten des Späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit, hg. von Klaus Schreiner und Ulrich Meier, Göttingen 1994
  • Verletzte Ehre. Ehrkonflikte in Gesellschaften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, hg. von Klaus Schreiner und Gerd Schwerhoff, (Norm und Struktur. Studien zum sozialen Wandel in Mittelalter und Früher Neuzeit, Köln - Weimar - Wien 1995.
  • Viva vox und ratio scripta. Mündliche und schriftliche Kommunikationsformen im Mönchtum des Mittelalters, hg. von Clemens M.Kasper und Klaus Schreiner (Vita regularis 5), Münster i. W. 1997.
  • „Nimm lies“. Augustinus als Vorbild (exemplar) und Regel (regula) klösterlicher Buch- und Lesekultur im späten Mittelalter (Schriftenreihe der Akademie der Augustiner-Chorherren von Windesheim 3), Paring 1998.
  • Bilder, Texte, Rituale. Wirklichkeitsbezug und Wirklichkeitskonstruktion politisch-rechtlicher Kommunikationsmedien in Stadt- und Adelsgesellschaften des späten Mittelalters, hg. von Klaus Schreiner und Gabriela Signori (Beiheft 24 der Zeitschrift für historische Forschung) Berlin 2000.
  • Märtyrer, Schlachtenhelfer, Friedenstifter. Krieg und Frieden im Spiegel mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Heiligenverehrung, hg. von Klaus Schreiner (Otto-von-Freising-Vorlesungen der Katholischen Universität Eichstätt 18),Opladen 2000.
  • Frömmigkeit im Mittelalter. Politisch-soziale Kontexte, visuelle Praxis, körperliche Ausdrucksformen, hg. von Klaus Schreiner in Zusammenarbeit mit Marc Müntz, München 2002.
  • Maria. Leben, Legenden, Symbole, München 2003.
  • Calw - Geschichte einer Stadt. Hirsau I. Lebens- und Verfassungsformen eines Schwarzwaldklosters, Calw 2005
  • Heilige Kriege. Religiöse Begründungen militärischer Gewaltanwendung: Judentum, Christentum und Islam im Vergleich, hg. von Klaus Schreiner unter Mitarbeit von Elisabeth Müller - Luckner (Schriften des Historischen Kollegs, Kolloquien 78), München 2008.

Weblinks


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