- Klosterkirche (Cottbus)
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Die Klosterkirche in Cottbus (Brandenburg) ist die im gotischen Stil errichtete Kirche eines ehemaligen Franziskanerklosters und der älteste Sakralbau der Stadt. Sie befindet sich zwischen Kloster- und Münzstraße im Nordwesten der Altstadt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Klosteraufbau
Die freistehende Klosterkirche befindet sich zwischen Kloster- und Münzstraße im Nordwesten der Altstadt. Die Südseite mit Hauptzugängen und Turm ist der Stadt zugewandt, während sich nördlich der Stadtmauer das Klausurgebäude anschloss. Ebenfalls sollen an der Nordseite Kreuzgang und Westflügel sichtbar gewesen sein, durch Verputz bzw. Neuverblendung sind die letzten authentischen Spuren jedoch verschwunden. Erwähnt werden 1443 die Badestuben des Klosters und 1577 das vermietete Klostergewölbe. Die in ihrer jetzigen Form von 1936 stammende Blendnische befindet sich in der Mitte der Nordmauer und bezeichnet den früheren Übergang von der Kirche zum Kreuzgang.
Letzter Rest des Ostflügels der Klausur ist die Sakristei ganz im Osten der Nordseite der Kirche. Ursprünglich ragte sie etwas über die Ostmauer hinaus und wurde erst 1832 verkürzt. Über Einzelheiten der Klostergebäude ist kaum etwas bekannt. Der letzte Rest soll erst 1852 abgetragen worden sein. Teile der Friedhofsmauer waren bis 1729 im Bereich des jetzigen Klosterplatzes vorhanden.
Kloster- und Kirchengeschichte
Das genaue Gründungsjahr ist, wie bei vielen Franziskanerklöstern, nicht überliefert. Heute wird meist die Zeit um 1290/1300 angenommen. Die Etablierung eines neuen Konvents erfolgte in Nord- und Ostdeutschland oft im Zusammenwirken des Ordens mit der Landesherrschaft. Auf diese Weise entstand während des Landesausbaus ein systematisches Netz von Klöstern. Eine Urkunde Reinhards von Cottbus aus dem Jahre 1470 ist sehr interessant, in der erwähnt wird, dass seine Vorfahren Stifter des Klosters gewesen seien. Dieses geschah wahrscheinlich zur Zeit Fredehelms (erwähnt 1283, † 1307) und Adelheids († 1319). Die noch erhaltene Grabplatte scheint von einer Art Stiftergrab zu stammen.
Im Zuge der planmäßigen Erweiterung stellte der Konvent der Stadt vermutlich das Klosterareal zur Verfügung. Die Franziskaner waren auf Grund ihres Armutsideals auf solche Zuwendungen angewiesen. Nicht vereinbar mit den Prinzipien des Ordens ist die Behauptung von Besitz einer großen Zahl an Dörfern im Umkreis von Cottbus. Von den Mönchen konnten die Orte allenfalls geistlich betreut worden sein.
Kaum etwas ist über das innere Leben des Konvents überliefert. Der Konvent gehörte zur Kustodie Meißen (Regionalorganisation des Franziskanerordens innerhalb der Ordensprovinz Meißen), der ausgedehnten sächsischen Ordensprovinz, und wurde 1489 reformiert. Das Cottbuser Kloster unterhielt Termineien (zum Betteln zugeteilte Bezirke) in Forst und Luckau (erwähnt 1431 bzw. 1524). 1503 tagte im Kloster das Provinzkapitel des Ordens, an dem angeblich 700 Mönche teilnahmen. Diese Versammlung setzte umfangreiche Baulichkeiten voraus, die wahrscheinlich von der nach Cottbus umgesiedelten Universität Frankfurt (Oder) genutzt wurden, die dort wegen der Pest 1516/17 vorübergehend geschlossen war. In der Kirche befanden sich auch Altäre Cottbuser Gewerke (Altar der Brauer 1526 erwähnt). Dem Cottbuser Konvent entstammte Johann Briesemann (1488–1549), er schloss sich Luther an nachdem er in Wittenberg promoviert hatte und verbreitete auch in Cottbus die reformatorische Lehre. Er predigte hier schon 1522 evangelisch und musste noch im selben Jahr die Stadt verlassen. Nachdem 1537 im Landesteil Markgraf Johanns die Reformation eingeführt worden war, verließen die dem alten Glauben treu gebliebenen Franziskaner das Kloster.
Evangelische Lieder und Schriften wurden nach der Reformation ins Sorbische übertragen und es wurde auch sorbisch gepredigt. Johannes Lüdicke wirkte hier seit 1537 auf Empfehlung Luthers als erster Geistlicher. Während der Rat das Besatzungsrecht für die Stellen erwarb, verblieb das Patronatsrecht offiziell beim Landesherrn. Die ehemalige Klosterkirche ist seit 1537 evangelische Pfarrkirche und war zuständig für den wendischen Teil der Bevölkerung und zahlreiche umliegende Dörfer (Sandow, Brunschwig, Ostrow, Schmellwitz, zur Hälfte Döbbrick, Anfang des 17.Jh. auch Branitz, Dissenchen, Merzdorf, Lakoma, Willmersdorf, ganz Döbbrick, Maiberg, Skadow, Saspow, Zahsow und Stöbitz). Heute gehören Willmersdorf, Ströbitz, Schmellwitz und Döbbrick zur Klosterkirchengemeinde.
Baubeschreibung und -geschichte
Die Kirche ist ein 55,22 Meter langer längsrechteckiger Backsteinbau. Das Äußere der Kirche ist schlicht gehalten und besteht aus einem langgestreckten und eingewölbten Hauptschiff mit durchgehendem Satteldach und einem in der Mitte der Südseite angefügten schmalen asymmetrischen Seitenschiff mit parallelem Satteldach. An der Südostecke befindet sich ein schlanker Turm auf einem vierkantigen Unterbau und in der östlichen Nordseite die Sakristei.
Das äußere Erscheinungsbild der Kirche ist das Ergebnis mehrfacher Erweiterungen bis zum Ende des Mittelalters, danach wurden vor allem im Inneren Änderungen vorgenommen. Die Klärung der Baugeschichte wird dabei durch Überformungen und wenig aussagekräftige Quellen erschwert. Der älteste Bestandteil der Kirche ist der Ostteil des Hauptschiffes (vermutlich Anfang des 14.Jh.). Die Erweiterung des Hauptschiffes erfolgte wohl noch im 14. Jahrhundert, es gibt aber kaum Unterschiede zum Ostteil. Der Bau des Turmes gehört möglicherweise auch in diese Phase, weil dabei, wie beim Mittel- und Westteil des Hauptschiffes, Raseneisenstein im Läufer-Läufer-Binder-Verband verwendet wurde.
Der Anbau des Seitenschiffs erfolgte dann während des 15. Jahrhunderts. Die Mauern des Anbaus bestehen aus Backsteinen im Läufer-Binder-Läufer-Binder-Verband. Die bis heute erhaltenen Dachwerke der Kirche entstanden im Zuge der Wiederherstellung nach dem Stadtbrand 1671. Im Jahre 1804 kam es zur Ausweißung der Kirche; spätestens zu der Zeit wurde auch die Nordseite des Turmunterbaus abgetragen, um die Lichtführung für das südliche Ostfenster zu verbessern. Die Sakristei wurde 1832 um ein Joch verkürzt und ragt nun nicht mehr über Ostmauer des Hauptschiffes hinaus. Im Jahre 1835 wurde das alte Südportal zugemauert und im westlichsten Joch ein neuer Eingang geschaffen.
In den Jahren 1907/08 erfolgte die erste umfassende, einheitlichen Grundsätzen folgende Kirchenerneuerung seit Jahrhunderten. Das Bauprogramm umfasste den Einbau neuer Emporen und Gestühle, einer Dampfheizung und elektrischer Beleuchtung. Neu entstanden sind im Zuge dieser Maßnahmen die Emporen im Westen und im Seitenschiff, die Orgel, Gestühl, Türen, Windfänge und Fußbodenbelag. Der Altar und die Kanzel wurden farblich dem renovierten Raum angepasst, außerdem wurde die Kanzel an die Nordseite des Hauptschiffes versetzt. Zum Schluss wurde das Außenmauerwerk ausgebessert: Neuverfugung, Auswechslung verwitterter Steine, Ergänzungen an der architektonischen Verzierung. Die Erneuerung der Nordseite fand 1936/37 statt, dabei wurde das Mauerwerk neu verblendet.
Den Zweiten Weltkrieg überstand die Kirche ohne größere Schäden. In den 1950er Jahren wurden Teile der Dächer neu gedeckt und eine Luftheizung eingebaut.
Die letzte Restaurierung des Äußeren fand 1991/92 statt. Dabei wurden der Turmhelm, die Brüstung, die Fenstergewände und Blenden weiß geputzt.
Ausstattung
Altar
Der Altar kam 1750 in die Klosterkirche. Er besteht vollständig aus Holz. Eine neue Fassung des Altars ist von 1908. 1960 wurde eine vollständige Reinigung durchgeführt. Der Altar ist ein hoher Ädikulaaufbau aus Holz mit korinthischer Säulenstellung. Die gesamte Ostwand der Kirche füllen rundbogig überwölbte Durchgänge aus. Auf Pfeilern und Freisäulen mit Gebälkstücken befinden sich Engelsfiguren mit Kreuz und Kelch. Die Gemälde aus dem Jahr 1908 vom Abendmahl in der Predella, der Kreuzigung im Hauptfeld und der Himmelfahrt Christi im Auszug werden von Voluten gerahmt.
Kruzifix
Das hölzerne Kruzifix von 1320 ist in seiner eindrücklichen Bescheidenheit ein Kunstwerk der Spätgotik. Dieses überlebensgroße Schnitzwerk, ca. 2,5 Meter hoch, gehört zu den qualitätvollsten seiner Art im Land Brandenburg. Trotz Darstellung der Leiden (plastisch herausgearbeitete Blutstropfen) ist das Kruzifix im Ausdruck verhalten. Auf der Brust befindet sich ein kleines goldenes Reliquienkreuz. Schon im 19.Jh. wurde an der Nordseite das astförmig geschwungene Kreuz am senkrechten Balken angebracht (vielleicht zum Einstecken in den Bodenbalken als Triumphkreuz).
Taufstein
Der Taufstein wurde um 1500 aus spätgotischem steinernen Baldachin und Säulenstumpf gebildet. Als Fuß dient eine gewundene Säule, als Becken ein umgekehrt versetzter, quadratischer Baldachin mit reichem Maßwerkschmuck (Kreuzblumen und Eckfialen abgeschlagen). Um 1908 entstanden wohl auch die auf zwei Seiten zu erkennenden Wappen und die Zellwölbung im Inneren der Taufschale.
Kanzel
Die Kanzel entstand wahrscheinlich erst 1617 nach dem Stadtbrand. Auf Anregung des Provinzialkonservators und Kirchenarchitekten Büttner konnte durch Nutzung einer Wandnische auch die Kanzeltreppe unverändert benutzt werden. Das Holz wurde farbig gefasst und reich geschmückt in Spätrenaissanceform. Die Kanzel besteht aus einem oktogonalen (achteckigen) Korb auf Vierkantfuß, einer Brüstung mit Beschlagwerk und Säulchen vor den Ecken, darüber befinden sich in der Gebälkzone Engelsköpfe und in den Brüstungsfeldern Ölbilder des 19.Jh. (Christus, die vier Evangelisten sowie Paulus); unten befinden sich beschädigte Hängekartuschen. Der Schalldeckel mit Aufsatz hat die Form einer Volutenkrone.
Orgel
Die Orgel aus dem Jahr 1908 wurde als Opus 1019 von Wilhelm Sauer aus Frankfurt (Oder) gebaut. Es ist die einzige erhaltene Sauerorgel in Cottbus. 1922 erfolgte eine Erneuerung der 1917 abgegebenen Prospektpfeifen und der Einbau eines Schwellers und erst im Jahr 2000 die Restaurierung. Das Vorgängerinstrument stammte von Schröther aus Sonnewalde (1848).
Weitere Ausstattung
Die Bronzeglocke von 1927 stammt aus der Gießerei Schilling Apolda, zwei weitere Glocken wurden im Zweiten Weltkrieg abgegeben.
An der Brüstung der Westempore sind zahlreiche Bemalungen mit Blumenschmuck, Seligpreisungen und Bibelversen in sorbischer Sprache zu sehen. Dabei handelt es sich um die ältesten sorbischen Bibelzitate in einer Niederlausitzer Kirche.[1]
Die Südempore ist 1908 an Stelle einer älteren, hinter die Pfeiler zurücktretenden Empore neu angelegt worden; dafür wurde die das Hauptschiff verstellende Nordempore beseitigt. Die Bemalung der Brüstung mit Seligpreisungen, Blumenschmuck und Bibelversen in deutscher Sprache ist Beleg für die Durchsetzung der Zweisprachigkeit auch in der wendischen Kirche.
Das Kastengestühl wurde 1908 zur Hälfte von der Cottbuser Firma Otto Rost sowie vom Spremberger Zimmermeister Richard Mittag gefertigt. Türen und Windfang sind mit reichen Beschlägen in barocken Formen verziert, ebenso auch Wandschrank und Tür der Sakristei.
Grabdenkmäler
In und an der Klosterkirche befinden sich mehrere Grabdenkmäler:
- Grabdenkmal für Fredehelm von Cottbus († 1307) und seine Frau Adelheid von Colditz († 1319); 2,22m hohe, 1,05 breite Sandsteinplatte mit Hochrelief mit rahmender Umschrift. Es sind Kissen unter den Köpfen beider Figuren und Löwen unter den Füßen zu sehen. Fredehelm in ritterlicher Ausrüstung mit Schwert und Schild. Auf Brust und Schild ist das Krebswappen der Familie zu sehen, das später zum Stadtwappen wurde. Die eheliche Verbundenheit ist ausgedrückt, indem sein rechter Arm um die Schultern Adelheids gelegt ist. Adelheid ist im faltenreichen Mantel mit zum Gebet erhobenen Händen abgebildet, Krebswappen auf der rechten, Familienwappen auf der linken Schulter. Die Platte gehörte vermutlich zu einem freistehenden Stiftergrab und war später in den Boden im Mittelteil der Kirche eingelassen; darunter befand sich ein Grabgewölbe. Das Grab wurde 1753 geöffnet und mit Gestühl überbaut, die Platte an die Außenmauer versetzt. Im Jahre 1908 wurde die Grabsteinplatte im Inneren in einer Nische der Nordwand aufgestellt.
- Grabdenkmal für Berthold von Madelsloh († 1580);beschädigt, Flachrelief aus Sandstein. Der Verstorbene ist stehend im Profil abgebildet. An den vier Ecken des Reliefs sind Wappen abgebildet. Es befindet sich am vermauerten ehemaligen Hauptportal auf der Südseite der Kirche.
- Grabdenkmal für Christian Gadegast (1592-1664); Diakon der Oberkirche. Die Sandsteinplatte wurde 1665 von seiner Witwe gesetzt. Die Platte war ursprünglich in der Oberkirche untergebracht, später außen. Sie wurde 1906 in einem Garten an der Stadtmauer wiedergefunden und außen an die Nordseite der Sakristei der Klosterkirche versetzt.
- Grabdenkmal an der Nordseite der Kirche; Sandstein aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Es ist ein Säulenstück auf einem Sockel mit Felsimitation, auf dem oben abschließenden Gesims befindet sich eine Urne mit Tuch, und auf dem Schaft eine nicht mehr lesbare Inschrift.
Literatur
- Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Begründet vom Tag für Denkmalpflege 1900, Fortgeführt von Ernst Gall, Neubearbeitung besorgt durch die Dehio-Vereinigung und die Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch: Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum. Brandenburg: bearbeitet von Gerhard Vinken und anderen, 2000, Deutscher Kunstverlag München Berlin, ISBN 3-422-03054-9.
- Irmgard Ackermann, Marcus Cante, Antje Mues und andere, Denkmale in Brandenburg, Stadt Cottbus, Teil 1, Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms am Rhein, 2001, ISBN 3-88462-176-9
Einzelnachweise
- ↑ Katja Atanasov, Alfred Roggan, Simon Alfred Roggan: Niedersorbische/Wendische Beschriftungen in der Niederlausitz. In: Lětopis 58 (2011) 2, S. 3-35, Ludowe nakładnistwo Domowina, Budyšin 2011
Weblinks
Commons: Klosterkirche (Cottbus) – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Kirchengebäude in Cottbus
- Baudenkmal in Cottbus
- Ehemaliges Kloster in Brandenburg
- Franziskanerkloster
- Kirchengebäude der Backsteingotik in Brandenburg
- Grabdenkmal für Fredehelm von Cottbus († 1307) und seine Frau Adelheid von Colditz († 1319); 2,22m hohe, 1,05 breite Sandsteinplatte mit Hochrelief mit rahmender Umschrift. Es sind Kissen unter den Köpfen beider Figuren und Löwen unter den Füßen zu sehen. Fredehelm in ritterlicher Ausrüstung mit Schwert und Schild. Auf Brust und Schild ist das Krebswappen der Familie zu sehen, das später zum Stadtwappen wurde. Die eheliche Verbundenheit ist ausgedrückt, indem sein rechter Arm um die Schultern Adelheids gelegt ist. Adelheid ist im faltenreichen Mantel mit zum Gebet erhobenen Händen abgebildet, Krebswappen auf der rechten, Familienwappen auf der linken Schulter. Die Platte gehörte vermutlich zu einem freistehenden Stiftergrab und war später in den Boden im Mittelteil der Kirche eingelassen; darunter befand sich ein Grabgewölbe. Das Grab wurde 1753 geöffnet und mit Gestühl überbaut, die Platte an die Außenmauer versetzt. Im Jahre 1908 wurde die Grabsteinplatte im Inneren in einer Nische der Nordwand aufgestellt.
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