Klüppel

Klüppel

Klüppel war die Bezeichnung von zwei ehemaligen Gebäuden des 15. Jahrhunderts in Aachen.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Der „Große“ und „Kleine Klüppel“ befanden sich in der Ursulinerstraße 17 und 19 an der Ecke zur Edelstraße ehemals Eselstraße und Eyselsstraisse[1] genannt, der heutigen Buchkremer Straße. Ihre Benennung erfolgte nach dem ersten Besitzer. Familie Klüppel war laut Hermann Friedrich Macco im 15. Jahrhundert eine sehr angesehene Aachener Familie. 1385 lebte ein Hermann Cluppel in der Aachener Krämerstraße.[2] Haus Klüppel stellt einen jener Einzelfälle dar, die nach der Familie benannt wurden und nicht umgekehrt. Bis Ende des 16. Jahrhunderts war es ein Wohnhaus.

Der große und kleine Klüppel

Der große Klüppel befand sich rechts neben dem Haus Pfau, dem Pauwe, in der Eselstraße, der kleine nächst dem Aldegundistor, auch als Ursulinertor bezeichnet. 1464 bewohnte Matthias Klüppel das Haus, 1472 gehörte der Klüppel in der Ursulinerstraße dem Bierwirt Peter von dem Bischofstabe, der das Gebäude am Sonntag, den 17. Juli 1470 Johann von Guilich, einem Aachener Rentmeister, verkaufte. Zu dieser Zeit existierte nur ein Klüppel Haus. Erst 1490 kaufte der Jülicher Meier Johann Lentz für Johann von Guilich, welcher der Schwiegervater seines Bruders war, das Nebenhaus, das fortan als der kleine Klüppel bezeichnet wurde.[3] Gleiche Hausnamen mit dem Zusatz „groß“ und „klein“ finden sich laut Arnold öfters.[4] Ein weiteres Aachener Beispiel war der Große und kleine Bau.

Der große Klüppel war außen und innen schmucklos und in einer massiven Bauweise ausgeführt. Er bestand 1497 aus Bruchsteinen, rombusförmigen Quadern, einer Zinnenbekrönung und einem Stall. Mit Stall kann laut Macco an dieser Stelle ein Werkhaus gemeint sein. Seine Umfassungs- und Grundmauern waren 0,95 bis 1 m dick und sein hinterer Keller mit Kreuzgewölbe erbaut. Die Rückseite hatte drei Rundbogenfenster von 1,20 m Breite und 3 m Höhe mit kleinen Blei gefassten Scheiben, den Butzenscheiben, als Verglasung bis nach 1880. Die zwei straßenwärtigen Fenster im ersten Stock waren 1598 mit Wappen und Inschriften verziert und gehörten zu dem Raum neben dem Fleischsöller.[5] Arnold wies auf die Besonderheit des Portals vom Klüppel Ursulinerstraße 17 hin. Die Seitenlisenen sind „von vorspringenden Quadern durchschossen“.[6]

Der kleine Klüppel befand sich 1497 „neest Pickelliers panhuis“, in den Häusern war eine Verbindungstür. Der Keller des kleinen Klüppel war unter dem großen. Hinter beiden Häusern verlief ein tunel, dies war laut Macco ein Tunnel, nach Arnold ein Zaun. Es kann sich aber auch auf den hinter den Häusern verlaufenden Wassergraben beziehen. 1608 wurde die Pumpe des Hinterhauses, das Achterhuis von dem kleinen Klüppel aus dem Wassergraben gespeist. Von dem Achterhaus führte ein Ablauf in den Wassergraben.

Neubau großer Klüppel Ende 16. Jahrhundert

Ende des 16. Jahrhunderts wurde der große Klüppel neu erbaut und zeitweilig als der neue Klüppel bezeichnet. 1588 wurde der große Klüppel als Gebetshaus an die deutsch reformierte Gemeinde in Aachen für 2.400 Thaler verkauft, 1597 der kleine Klüppel. 1598 wurde der große Klüppel von der Stadt beschlagnahmt. 1599 der kleine Klüppel von der reformierten Gemeinde an den Bierwirt Wilhelm Decker vermietet. Am Donnerstag, den 14. Februar 1608 verkaufte die Stadt den großen und kleinen Klüppel an das Ehepaar Jakob Moll und Margarethe Braumann.

Wiederaufbau nach 1656 und lokale Kunstschmiedearbeit

Nach dem Stadtbrand von Aachen waren nur noch die Umfassungsmauern erhalten. Nach dem Wiederaufbau mit einer Geländevergrößerung schmückte den kleinen Klüppel lokales Kunstschmiedewerk. Dabei handelt es sich um zwei spiegelbildliche Fenstergitter von circa 0,70 m Breite, 20 cm Tiefe und 1,20 m Höhe und einem circa 40 cm hohen barocken Giebelaufsatz mit einer Maske zwischen rankenden Gitterblättern, seitlich je eine Blütenkelch-Darstellung und als Bekrönung eine Fruchtknospe zwischen vier großen Blättern aus schwerem groben Gusseisen. Der dargestellte Schmuck des Fenstergitters besteht aus zwei großen Spiralen mit einer größeren querliegenden Maske zwischen den Spiralen, die von rankenden Blätterstengeln gebildet werden und in die Ecken mit je einer kleinen Spirale auslaufen. Jede Spirale hat eine weitere Maske. Die untere ziert die Darstellung einer Meerjungfrau.[7] Die beiden schmiedeeisernern kunstvollen Fenstergitter von Ursulinerstraße 19, dem kleinen Klüppel wurden nach dem Abriss der Klüppelhäuser bei einem Neubau 1930 auf der Eupener Straße 322 als Spolien wiederverwendet. Sie wurden 1977 in das Denkmäler-Verzeichnis vom Landeskonservator Rheinland aufgenommen[8] und sind 2011 erhalten. Sie flankieren wie am kleinen Klüppel die Eingangstür. Der Architekt hat diese Fenster nach den Maßen der Spolien erbaut.

In dem Schlussstein über dem Torbogen des großen Klüppel war die Jahreszahl 1656 zu lesen. Zweck entsprechend erfolgte der Wiederaufbau in ursprünglicher Einfachheit. Die Vorrichtung des großen Speicherfensters mit Flaschenzug ließ auf die Lagernutzung schließen.

Stadtwaage

In dem Gebäude befanden sich große Lager, Arbeitsräume und die Wohnung für den Malzwaagdiener zur Straße hin. Die Stadtwaage wurde nach dem Stadtbrand 1656 vom Hühnermarkt 19[9] in den „alten Klüppel Ursulinerstraße 17“ verlegt. Der große Klüppel wurde nun auch als „die Waag“ bezeichnet. 1717 zog die Stadtwaage in das „Große Haus“ in der Pontstraße, das von Laurenz Mefferdatis umgebaut worden war.

Weinlokal Klüppel

1806 kaufte Giesen den kleinen Klüppel und 1816 den großen. Anfang des 18. Jahrhunderts eröffnete Joseph Giesen, ein Weinwirt, seine Gastwirtschaft im kleinen Klüppel und bezeichnete dieses Restaurant an der mittleren Stadtmauer als „Klüppel“. Der kleine Klüppel gehörte zu den ersten Lokalen der Stadt Aachen, die eine Gasbeleuchtung erhielten. Der Klüppel war eine beliebte Restauration erster Klasse, besonders während des Monarchenkongresses 1818. Albert Offermann, ein Kaufmann, mietete den kleinen Klüppel seit 1837 und erwarb ihn am Donnerstag, den 28. Dezember 1865. Während dessen zog Giesen mit seinem Weinlokal „Klüppel“ auf den Stadtwall, dem heutigen Holzgraben. David Hansemann war dort zu Gast.[10]

Lagerhaus Klüppel

Der große Klüppel wurde seit 1817 bis 1837 von Giesen an verschiedene Firmen als Wollmagazin vermietet, u.a. David Hansemann, den Wollhändler und späteren Minister. 1836 kaufte die Speditionsfirma Charlier & Trüpel den großen Klüppel für 5.620 preußische Thaler. 1858 war der „Große Klüppel“ Ursulinerstraße 17 Lagerhaus von F. Wilhelm Charlier.[11] 1858 erwarb ihn Albert Offermann. Offermann hatte ein Kolonialwarengeschäft und benötigte den Klüppel als Lager. Dies übernahm sein Sohn Emil. 1877 gehörten Ursulinerstraße 17 und 19 den Kaufleuten Emil und Rudolph Offermann.

Schräg gegenüber in Ursulinerstraße 8 führte Johann Werner Lambertz, der Vater von Henry Joseph Napoléon Lambertz von 1839 bis zu seinem Tod Mittwoch, den 30. Mai 1866 seine Konditorei, die von seiner Witwe bis 1876 weitergeführt wurde. Um 1900 war Ursulinerstraße 17 laut Inschrift auf der Abbildung von Erb ein Salzlager.[12]

Abriss der Klüppelhäuser

Seit 1930 waren die Klüppel Häuser unbewohnbar. 1934 erfolgte laut Erb der Abriss dieser traditionsreichen Aachener Gebäude, deren Geschichte nachweislich bis ins 15. Jahrhundert ging. An der Stelle des großen Klüppel befindet sich heute ein Spielwarengeschäft.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Quix: Eintheilung, Häuser= und Einwohnerzahl, Strassen, Gewässer etc. In: Christian Quix: Historisch-topographische Beschreibung der Stadt Aachen. Köln/Aachen 1829, S. 3ff.
  2. Familie Cluppel s. Macco AAV 16, S. 12f. Der Cluppel Zweig endete 1478. 1423 wird ein Clois Clüppel erwähnt als Bewohner eines Hauses auf dem Tzymmergraven, dem heutigen Kapuzinergraben. s. Harduinstor Dieser wird von Macco nicht genannt, ob er einer andern Familie angehörte, ist ungewiss.
  3. Macco
  4. Arnold, S.56f.
  5. Macco
  6. Prof. E. Ph. Arnold: Das Altaachener Wohnhaus. Aachen 1930. Verlag des Aachener Geschichtsvereins. (Arnold), S. 199, 33, 217, Anm.3., 227f. Arnold bezeichnet Ursulinerstr. 17 als kleinen Klüppel.
  7. Abb. Macco S. 11.
  8. Landeskonservator Rheinland. Denkmälerverzeichnis. 1.1 Aachen Innenstadt mit Frankenberger Viertel. Unter Mitwirkung von Hans Königs, bearb. v. Volker Osteneck. Rheinland Verlag, Köln 1977, S. 70.
  9. Arnold, S. 42.
  10. Helmut A. Crous: Aachen so wie es war. Droste, Düsseldorf 1971, S. 45. Inserat des Restaurants Klüppel auf dem Holzgraben in: Echo der Gegenwart. 1892.
  11. Nach der Aachen Karte von 1860 existierte Ursulinerstraße 17 zweimal und wurde von der Edelstraße getrennt. F. Wilhelm Charlier: Ursulinerstr. 15 (Wohnhaus) u. 17 (Lager). Konkordanz 1858.
  12. Franz Erb, Rolf Marcus: Im Wandel der Zeiten. Aachen. Ein Vergleich alter und neuer Ansichten. Born, Wuppertal 1988, Abb. 34.

Weblink

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