Konrad von Schmidt-Phiseldeck

Konrad von Schmidt-Phiseldeck

Konrad Georg Friedrich Elias von Schmidt-Phiseldeck (* 3. Juli 1770 in Braunschweig; † 15. November 1832 in Kopenhagen) war ein deutsch-dänischer Publizist, Politiker, Theologe und Philosoph.

Inhaltsverzeichnis

Familie und Beruf

Konrad Friedrich wurde als Sohn des 1789 in den erblichen Adelstand erhobenen Professors Christoph Schmidt-Phiseldeck geboren. Dieser war Hofrat und Archivar. Er besuchte das Gymnasium in Wolfenbüttel und studierte ab 1787 an der Universität in Helmstedt, Theologie und Philosophie. 1789 zog er nach Kopenhagen, wurde Hauslehrer und promovierte in Theologie und Philosophie. Verheirathet war Konrad Friedrich ab 1802 mit Wilhelmine Krohn, einer Tochter des Lübecker Bürgermeisters. Er erwarb die dänische Staatsbürgerschaft und wurde 1812 dänischer Staatsrat und 1813 Direktor der neuen dänischen Reichsbank.

Schmidt-Phiseldeck veröffentlichte in den Jahren 1801 bis 1830 mehrere Bücher, die teilweise auch in anderen Sprachen übersetzt wurden.

Publizist und Politiker

Schmidt-Phiseldeck hatte eine scharfsinnige historische Analyse, denn er erkannte sehr früh die zukünftigen neuen wirtschaftlichen und politischen Veränderungen der Weltordnung und hatte deswegen ein bemerkenswertes Konzept für eine europäische Einigung vorgestellt. Schmidt-Phiseldeck war der erste Europäer, der sozial- ökonomisch differenziert, wobei er das politische sowie geographische Europa ausführlich beschrieb und war der erste, der auf die zu erstarkende zukünftige Weltmacht USA hingewiesen hatte. Er schrieb unter anderem wörtlich: „Der vierte Julius des Jahres 1776 bezeichnet den Eintritt einer neuen Periode der Weltgeschichte […] Von diesem Augenblick kommt der Impuls zu einem neuen Umschwunge der Begebenheiten nicht mehr allein her vom alten Continent“.

Schmidt-Phiseldeck sah, auch wegen der dauerhaften Besetzung durch die Franzosen, die Notwendigkeit einer europäischen Einigung auf der Grundlage eines europäischen Kulturbegriffs. In der politisch-intellektuellen Welt damaliger Zeit, war es auf Grund dessen geradezu naiv, einen europäischen Einigungsgedanken vorzustellen. Für die Staaten in Europa befürchtete er, das es einen zusätzlichen wirtschaftlichen und kulturellen Nachteil, gegenüber der zukünftigen erstarkenden Weltmacht USA geben könnte und nur deshalb sollte durch einen europäischen Staatenbund, die Wirtschaft und Kultur geschützt werden. Er forderte einen europäischen Staatenbund aus souveränen föderalen Staaten, dem alle europäischen Staaten angehören sollten. Als grundlegende Elemente sah er eine Bundesversammlung, ein gemeinsames Gericht und ein gemeinsames Heer mit einer allgemeinen Wehrpflicht.

Schriften

  • „Versuch einer Darstellung des dänischen Neutralitätssystems“ (1801)
  • „Ueber das jetzige Verhältniß der jüdischen Nation zu dem christlichen Bürgervereine“ (1817)
  • „Europa und Amerika oder die künftigen Verhältnisse der civilisirten Welt“ (1820)
  • „Der europäische Bund“ (1821)
  • „Die Politik nach den Grundsätzen der heiligen Allianz“ (1822)
  • „Proben politischer Redekunst“ (1823)
  • „Das Menschengeschlecht auf seinem gegenwärtigen Standpunkte“ (1827)
  • „Die Welt als Automat und das Reich Gottes“ (1829)
  • „Ueber die neuerlichen Aufregungen in den Herzogthümern Schleswig und Holstein“ (1830)

Literatur und Quellen

  • Winfried Schulze, Gerd Helm: Conrad Georg Friedrich Elias von Schmidt-Phiseldeck. In: Europa-Historiker: ein biographisches Handbuch. Band 1, Vandenhoek & Ruprecht, 2006, ISBN 978-3-525-30154-8, S. 107-128 ([1]).
  • Georg Cavallar: Die Europäische Union - von der Utopie zur Friedens- und Wertegemeinschaft. LIT Verlag, Wien 2006, ISBN 3-8258-9367-7, S. 49-55 ([2]).
  • R.H. Foerster: Europa - Geschichte einer politischen Idee. Nr. 785, Nymphenburger Verlagshandlung, München 1967, S. 265–271.
  • Horst-Rüdiger Jarck, Günter Scheel (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 19. und 20. Jahrhundert, Hannover 1996, ISBN 3-7752-5838-8
  • Paul Zimmermann: Schmidt-Phiseldeck, Konrad Friedrich von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 32, Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S. 23 f.

Weblinks


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