Kugelhaus (Dresden)

Kugelhaus (Dresden)
Das Kugelhaus bei Nacht

Das Kugelhaus war ein kugelförmiger Stahlgerüstbau in Dresden auf dem Ausstellungsgelände zwischen Ausstellungspalast und Herkulesallee. Am damaligen Stübelplatz wurde es von Peter Birkenholz im Jahr 1928 gebaut, wie es Claude-Nicolas Ledoux in seiner französischen Revolutionsarchitektur entwickelt hatte.[1] Es beherbergte Ausstellungsräume sowie einen Gastronomiebetrieb und gilt als das erste Kugelhaus der Welt. Es wurde 1938 abgerissen.

Im Frühjahr 2010 soll mit dem Bau eines neuen Kugelhauses am Lennéplatz begonnen werden, das nach Fertigstellung ein Hotel enthalten soll.[2] Ebenfalls dem historischen Kugelhaus nachempfunden ist das Glaskugelhaus Dresden am Wiener Platz vor dem Hauptbahnhof.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Birkenholz: Kugelhaus, Außenansicht (Mai 1930)
Kugelhaus, Innenansicht (Mai 1930)
Kugelhaus

Es entstand im Rahmen der Jahresschau Deutscher Arbeit Dresden – Die Technische Stadt 1928 und hatte einen Durchmesser von 24 Metern. Der Kugelkörper war auf einem Kugelhals von 11,5 Metern Durchmesser und 4 Metern Höhe gelagert. Die Gesamthöhe des Gebäudes betrug 26,5 Meter, bei einer bebauten Fläche von nur 110 Quadratmetern maß der umbaute Raum 7600 Kubikmeter. Es gab sechs Ebenen und einen Personenaufzug. Im Gebäude konnte man durch eine kreisförmige, atriumartige Öffnung nach oben bzw. nach unten blicken. Nur die oberste Etage mit dem Restaurant hatte eine geschlossene Geschoßfläche. Die Fensterfront des Restaurants ermöglichte einen guten Rundblick über das nahe Ausstellungsareal.

Die tragende Konstruktion des Gebäudes war in Stahlskelettbauweise errichtet worden. Die metallische Außenhaut bestand aus Aluminiumblech. Die Aufbauarbeiten übernahm die Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG (Zweigwerk Gustavsburg bei Mainz).

Von 1928 an diente es in mehreren Ausstellungen auf dem Städtischen Ausstellungsgelände als Präsentationsraum für zahlreiche Industriefirmen, meistens aus dem Bereich der Elektrotechnik und Energie. Die letzte nachweisbare Einbindung in ein Ausstellungskonzept geschah innerhalb der Reichsgartenschau von 1936. Hinsichtlich seiner architektonischen Wirkung war es an zentraler Stelle errichtet worden. Das Kugelhaus stand zwischen dem so genannten Brunnen- und Turm-Hof, zwei in sich abgeschlossene Hallenkompexe auf dem Ausstellungsgelände, und gegenüber dem Konzertplatz mit seinem großen Restaurantbereich. Auf diese Weise befand es sich im Schnittpunkt von zwei Hauptachsen der Bebauung und war dadurch ein herausgehobenes Bauwerk innerhalb zahlreicher Blickbeziehungen.

Das Gebäude wurde 1938 abgerissen, weil sich kein Käufer bzw. Betreiber fand. Zuvor war es von der nationalsozialistischen Presse als „entartete Technik“ angegriffen worden. Anderen Quellen zufolge wurde das Kugelhaus 1938 als vermeintlich „undeutsch“ zerstört.[3] Heute befindet sich hier der Bahnhof der Parkeisenbahn und vis à vis der runde Turm der Gläsernen Manufaktur, in dem die Volkswagen AG ihre fertigen VW Phaeton Fahrzeuge lagert. Im Foyer der Gläsernen Manufaktur erinnert ein kugelförmiger Kinosaal an das Kugelhaus.

Weblinks

 Commons: Kugelhaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Fritz Löffler: Das alte Dresden - Geschichte seiner Bauten. E.A.Seemann, Leipzig 1981, ISBN 3-363-00007-3.
  • Holger Gantz: 100 Bauwerke in Dresden: Ein Wegweiser zu Bauwerken von historischem und baukünstlerischem Rang. Schnell und Steiner, Regensburg 1997, ISBN 3-7954-1111-4.

Einzelnachweise

  1. Löffler, S. 424 und Gantz, S. 62f Nr. 62 (Ausstellungshalle Dresden, Straßburger Platz)
  2. Sächsische Zeitung: Dresden baut das Kugelhaus wieder auf
  3. Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Dresden. Deutscher Kunstverlag 2005, S. 103.
51.04413055555613.755177777778

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