- Wiener Platz (Dresden)
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Der Wiener Platz ist ein Platz in Dresden. Er liegt nördlich vor dem Hauptbahnhof und ist damit einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte im Straßenbahnnetz neben dem Postplatz und dem Albertplatz. Am Wiener Platz beginnt die Prager Straße am so genannten 26er Ring.
Der Platz trug 1974-1991 den Namen Leninplatz.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Der Platz liegt am südlichen Rand der Altstadt im Stadtteil Seevorstadt. Am Wiener Platz beginnend lässt sich eine Achse durch Dresden ziehen, die über die Prager Straße, die Seestraße, den Altmarkt, den Schloßplatz, über die Augustusbrücke, den Neustädter Markt und die Hauptstraße bis zum Albertplatz reicht.
Am Wiener Platz treffen Prager Straße, St. Petersburger Straße, Ammonstraße, Wiener Straße und Fritz-Löffler-Straße aufeinander. Südlich des hier von Ammon- und Wiener Straße markierten 26er Rings befindet sich der Dresdner Hauptbahnhof.
Bebauung
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Dieses Lenindenkmal stand auf dem Platz von 1974[1] bis 1992[2].
Nach der Kriegszerstörung 1945 blieb der Platz für etwa 40 Jahre eine größtenteils begrünte Freifläche. Nach 1990 galt der Platz neben dem Potsdamer Platz in Berlin als zweitgrößte innerstädtische Baustelle Deutschlands. Während einige Gebäude fertiggestellt wurden, ist bei zahlreichen Grundstücken noch unklar wie und durch wen sie bebaut werden. Im Gegensatz zum Neumarkt, der nach historischem Vorbild bebaut wird, ist der Wiener Platz Teil der modernen Bebauung Dresdens. Allerdings werden durch die Gebäude direkt am Platz die alten Proportionen wieder hergestellt.
Im Süden wird der Platz durch die 230 Meter lange Seite des Hauptbahnhofs abgeschlossen. Dem Gegenüber entsteht eine Reihe von würfelförmigen Einzelhäusern. Zwei davon wurden im Zusammenhang mit dem neuen Kugelhaus errichtet.[3] Die Kugel verbindet beide Häuser, nach deren Proportionen bis 2007 drei weitere erbaut wurden. Sowohl an der Front des Hauptbahnhofs als auch an den neuen Gebäuden dominiert der Baustoff Glas. Vom Platz aus ist das neue mit einem Teflongewebe bedeckte Dach des Hauptbahnhofs erkennbar. Seit Herbst 2006 ist auch die alte Eingangskuppel des Bahnhofs wieder mit Glas verkleidet.
Unter dem Wiener Platz befinden sich ein Straßentunnel und eine Tiefgarage über mehrere Etagen. Zwischen Hauptbahnhof und Straßenbahnhaltestelle befinden sich deshalb Aufgänge der Treppenhäuser und Lichtschächte, die in Springbrunnen eingelassen sind.
„Wiener Loch“
Die seit vielen Jahren brachliegende Baugrube auf dem größten und zentralen Grundstück „MK5“ am Eingang zur Prager Straße ist in Dresden als Wiener Loch bekannt. Nachdem eine rein kommerzielle Nutzung jahrelang nicht zustande kam, wurde versucht, einen Neubau mit der Staatsoperette als Ankermieter zu planen. Das diesbezügliche Vergabeverfahren musste die Stadtverwaltung jedoch im Oktober 2007 für gescheitert erklären, da keiner der Interessenten die hochgesteckten Ziele für einen niedrigen Zuschussbedarf des Theaters erfüllte.[4] Im Juli 2008 wurde schließlich entschieden, diese letzte große Lücke mit einem Einkaufszentrum zu bebauen, dessen Fertigstellung im Jahr 2010 sein sollte.[5] Dieses Projekt der HLG Projektmanagement Münster scheiterte aber ebenfalls, nachdem im Frühjahr 2009 die IKB-Bank ihre Finanzierungszusage zurückzog. Im selben Jahr trug der Bund der Steuerzahler das Wiener Loch in sein Schwarzbuch ein, da die Sicherung der Baugrube monatlich rund 30 000 Euro Steuergelder verschlingt.[6]
Derzeit (Dezember 2009) plant die Wilfried-Euler-Unternehmensgruppe aus Berlin das Grundstück MK 5 für 4,5 Millionen Euro zu erwerben und darauf ein Geschäftshaus zu errichten.[7]
Auch die Vermarktung der anderen, inzwischen bebauten Grundstücke an Wiener Platz und südlicher Prager Straße entwickelte sich zum finanziellen Desaster für die Landeshauptstadt. Die eigens zur Planung und Erschließung gegründete Aufbaugesellschaft Prager Straße mbH (AGP)[8] vermochte es nicht, die auf den überhöhten Bodenpreisen der frühen 1990er Jahre basierende Prognose auch nur annähernd zu erfüllen. Das Ausbleiben der wegen der besten Innenstadtlage erhofften Einnahmen aus den Grundstücksverkäufen führte für die Stadt Dresden zu hohen Fehlbeträgen. Während ursprünglich vorgesehen war, durch die Vermarktung der darüber- und umliegenden Flächen die aufwändigen unterirdischen Bauwerke (Straßentunnel und Tiefgarage) der 1990er Jahre zu refinanzieren, musste die Stadt schließlich erwartete Gewinne aus zukünftigen Grundstücksverkäufen an die Depfa Bank abtreten, um überhaupt die vollständige Erschließung des gesamten Areals sicherzustellen.[9] Insgesamt kostete das Vorhaben Wiener Platz zwischen 1996 und 2008 etwa 151 Millionen Euro Steuergelder, davon 87 Millionen Dresdner Eigenmittel und 64 Millionen Fördermittel.[6]
Verkehr
Am Wiener Platz befinden sich einige der Haltestellen für den Hauptbahnhof. An diesen verkehren 7 Straßenbahnlinien und 2 Buslinien der Dresdner Verkehrsbetriebe. Der Platz ist dabei streng genommen nur ein Teil eines Umsteigekomplexes, der sich aus mehreren Haltestellen um den Hauptbahnhof herum bildet.
Die Straßenbahnhaltestelle auf dem Wiener Platz ist weitestgehend überdacht und gehört zu den modernsten der Stadt. Den Eisenbahnverkehr erreicht man von dieser Haltestelle ohne Überqueren einer Straße mit wenigen Schritten.
Der Straßenverkehr in ost-westlicher Richtung unterquert den Wiener Platz in einem Tunnel. Damit ist er Teil einer Fußgängerzone, die am Hauptbahnhof beginnt und bis auf zwei kreuzende Straßen bis zum Neumarkt reicht. Auch der stadtwärtige Verkehr auf der Bundesstraße 170 wird so kreuzungsfrei gequert.
Quellen
- ↑ Einweihung des Lenin-Denkmals in Anwesenheit von Hans Modrow (1. Sekretär der SED-Bezirksleitung Dresden) am 6. Oktober 1974 (Vorabend des Jubiläums-Republikgeburtstags „25 Jahre DDR“)
- ↑ Lenin on Tour – 1994 kehrten Teile des Denkmals noch einmal „zu Besuch“ nach Dresden zurück
- ↑ Landeshauptstadt Dresden: Kugelhaus am Wiener Platz eröffnet, 30. Mai 2005
- ↑ Landeshauptstadt Dresden: Vergabeverfahren zum Neubau der Staatsoperette am Wiener Platz gescheitert, 15. Oktober 2007
- ↑ Sächsische Zeitung: Neues Einkaufszentrum am Wiener Platz, 10. Juli 2008
- ↑ a b Bund der Steuerzahler: Schwarzbuch-Eintrag, Oktober 2009
- ↑ Investor will Loch am Wiener Platz bebauen in Sächsische Zeitung vom 16. Dezember 2009 (abgerufen am 18. Dezember 2009)
- ↑ Aufbaugesellschaft Prager Straße mbH
- ↑ Christine Ostrowski im Dresdner Blätt’l 1/2002, Seite 9
Literatur
Claus Kayser: „Hotel am Wiener Platz“, in: Deutsche Architektur, Heft 4, Jahrgang 1968, S. 229.
Weblinks
Commons: Wiener Platz, Dresden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Architekten Heinle, Wischer und Partner: Neugestaltung Wiener Platz Dresden
51.04133333333313.733044444444Koordinaten: 51° 2′ 29″ N, 13° 43′ 59″ OKategorien:- Platz in Dresden
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