Pfarrer-Kraus-Anlagen

Pfarrer-Kraus-Anlagen
Plan der Pfarrer-Kraus-Anlagen
Pfarrer Johann Baptist Kraus
Tempel auf hexagonalem Grundriss: „Geißelung Christi“
Christus-Statue „Dornenkrönung“

Die Pfarrer-Kraus-Anlagen sind eine religiöse Parklandschaft in Koblenz-Arenberg. Benannt ist die von 1845 bis 1860 erbaute und europaweit einzigartige Landschaftsbilderbibel nach ihrem Begründer, dem katholischen Pfarrer Johann Baptist Kraus (1805-1893). Im Park befinden sich etwa 60 Kapellen, Grotten und Bildstöcke sowie ein Kreuzweg, die besonders für des Lesens nicht mächtige Menschen des 19. Jahrhunderts geeignet waren. Zur Pflege der Anlagen holte Pfarrer Kraus 1864 die Schwestern der Dominikanerinnen nach Arenberg, die dort das Kloster Arenberg begründeten. Bekannt wurde Arenberg als Wallfahrtsort mit dem Bau der Wallfahrtskirche St. Nikolaus von 1860 bis 1872 in neuromanischem Stil ebenfalls durch Pfarrer Kraus.

Seit 2002 gehören die Pfarrer-Kraus-Anlagen und der Wallfahrtsort als nördlichster Punkt zum UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal.

Beschreibung

In einer Parklandschaft zwischen Arenberg und Immendorf wurde von 1845 bis 1860 durch Pfarrer Kraus die Landschaftsbilderbibel Die heiligen Orte zu Arenberg, genannt Roter Hahn geschaffen, die seit 1987 unter Denkmalschutz steht. Die spätere Kaiserin Augusta war Gönnerin von Pfarrer Kraus und unterstützte den Bau der Anlagen. Die Skulpturen wurden von zeitgenössischen Künstlern aus Trier und Münster im Nazarener-Stil gestaltet. Kirche und Anlagen bescherten Arenberg in der Folgezeit einen hohen Bekanntheitsgrad als Wallfahrtsort.

Der Besucher wird, ausgehend vom Eingangsbereich der Kirche, den nachstehenden Rundweg durch die Pfarrer-Kraus-Anlagen inmitten von dichtem Wald geführt. Dabei wird der Kreuzweg nicht in chronologischer Reihenfolge abgegangen und das Gelände von der L127 durchschnitten.

Hinweg auf einer Strecke von ca. 700 m nach Westen (roter Pfeil):

  • Kreuzweg Stationen 9 und 8, danach Überquerung der Straße
  • Ölberg
  • Mariengarten
  • Kreuzweg (Anfang)

Rückweg nach Osten (gelber Pfeil):

  • Kreuzweg (Stationen 1-6), bei Station 5 geht die Straße zum Kloster ab
  • Abstecher zum Antoniusgarten + Kreuzweg Station 7, Überquerung der Straße
  • Kreuzweg Station 8 und Erlösergarten
  • um die Apsis und die Nordfassade der Kirche herum Kreuzweg Stationen 9-14.

Auf dem Kreuzweg sind alle 14 Stationen einheitlich als Sandsteinreliefs innerhalb einer Felsummantelung ausgestaltet. Unter der Nummer der Station befindet sich immer ein kleines Kreuzchen aus Jerusalemer Olivenholz.

Am Ölberg kommt man zuerst an ein Oktogon aus Quarz und Bergkristall mit einer Engelsstatue vor Glasgemälden, die Stadt Jerusalem darstellend.

Im Garten Gethsemane in einer Spitzkehre befindet sich eine Grotte mit einer Skulpturengruppe der schlafenden Jünger Petrus, Johannes und Jakobus. In der nächsten Grotte kniet Christus mit ausgestreckten Armen vor einem Glasfenster mit Passionsengel. Von hier aus erreicht man über ein paar Stufen die Skulpturengruppe Der Verrat des Judas. Auf dem lang gestreckten Weg geradeaus zum Mariengarten liegen vier Kapellen mit Skulpturen, Szenen aus der Passion Christi thematisierend: Gefangennahme Christi, Verspottung, Geißelung (in einem Hexagon) und Dornenkrönung.

Im Mariengarten liegt das Haus Nazareth mit Szenen rund um die Geburt Christi (Josefsstatue, Grotte mit Skulpturengruppe Mariä Verkündigung). Um das Gebäude herum stehen Häuschen mit Reliefs aus dem Marienleben. Dahinter folgen, bis zum westlichsten Wendepunkt des Rundwegs, Reliefszenen zum Gedächtnis der Schmerzen Mariens. In dieser Tradition stehend, wird dieser Ort auch als „Garten der 7 Schmerzen Mariens“ bezeichnet.

Im Antoniusgarten, der dreiecksförmig hinter der 6. Station vom Kreuzweg abgeht, liegt ein kleiner Weiher. Die Grotte von Lourdes ist hier nachgebaut. Ein Stück weiter ist die Eremitage des Franz von Assisi nachgestaltet. Daneben steht die Antoniuskapelle mit kniender Statue des Heiligen Antonius von Padua. Eine weitere Antonius-Statue steht am See.

Kernstück des Erlösergartens ist die Kapelle mit dem Thema „Erlösung von dem Bösen“. An ihrer Fassade sind zwei Bäume des Paradieses dargestellt, der Baum des Lebens mit Engelsköpfen statt Äpfeln und als Pendant der Baum der Erkenntnis, der Totenköpfe trägt. Die Blendpfeiler der Rundbögen sind die Stämme der Bäume. Das Giebelfeld nimmt die apokalyptische Sonnenfrau aus Kapitel 12 der Offenbarung des Johannes ein, die vom 7-köpfigen Drachen (Satan symbolisierend) bedroht wird. Vor der Kapelle steht eine Skulpturengruppe Vertreibung aus dem Paradies. Im Inneren befindet sich eine barocke Pietà ungeklärter Provenienz, möglicherweise aus der 1794 zerstörten Johanneskirche in Lahnstein; sie wurde von Franz Ittenbach restauriert.

In der Herz-Jesu-Grotte neben der Erlöserkapelle gibt es zwei Christus-Statuen. Eine botanische Attraktion des Erlösergartens ist der 1885 gepflanzte kalifornische Riesenmammutbaum, der 2005 einen Stammesumfang von 4,17 m am Boden erreicht hat.

Bevor man zur Kirche zurückkehrt, findet man die Sandstein-Skulpturengruppe Tod des Heiligen Josef mit Maria und Christus in einer letzten Grotte.

Auf dem Friedhof nördlich der Kirche liegt Pfarrer Kraus begraben.

Literatur

  • Silvia Maria Busch: Graltempelidee und Industrialisierung. St. Nikolaus zu Arenberg. Eine Wallfahrtsanlage der katholischen Spätromantik im Rheinland (1845-1892). Diss. Univ. Frankfurt. - Frankfurt a. M.: Kunstgeschichtliches Institut der Johann Wolfgang Goethe-Universität 1984 (=Frankfurter Fundamente der Kunstgeschichte, Band IV).

Weblinks

 Commons: Pfarrer-Kraus-Anlagen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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