Lehenbrief (Bergbau)

Lehenbrief (Bergbau)

Ein Lehenbrief, auch Lehnbrief, ist eine Urkunde, die einem Muter von der Bergbehörde bei der Verleihung einer gemuteten Grube zugestellt wurde. Diese Urkunde wird deshalb auch Verleihungsurkunde genannt.

Formalitäten

Bevor der Lehenbrief verliehen wurde, musste die Fundgrube oder das Längenfeld vom Bergmeister befahren werden. Stollen, die ins Bergfreie gefallen waren und neu gemutet wurden, mussten freigefahren werden, bevor eine neue Verleihungsurkunde ausgestellt werden durfte. Die Verleihungsurkunde musste gemäß den bergrechtlichen Bestimmungen folgende Angaben beinhalten:[1]

  • Namen, Wohnort und Stand des Lehenträgers
  • Namen des Bergwerks
  • Begrenzung des Feldes und den Flächeninhalt unter Bezugnahme auf den Situationsriss
  • Namen des Regierungsbezirks, des Kreises und der Gemeinde, sowie des Oberbergamtsbezirkes, in welchem das Feld liegt
  • Genaue Bezeichnung des Minerals oder der Mineralien, auf die das Bergwerkseigentum verliehen wird
  • Datum der Verleihung
  • Unterschrift des Bergmeisters und Siegel des Oberbergamtes

Zwar gehörte zur äußeren Form des Lehenbriefes das Datum und die Unterschrift des Bergamtsleiters, wodurch er seine Rechtsgültigkeit erhielt. Es war jedoch nicht zwingend erforderlich, dass der Lehenbrief gestempelt werden musste. Die Ausstellung der Verleihungsurkunde sollte nach Möglichkeit nach der Erledigung des Freifahrungsprotokolls erfolgen. Kam es zu Einwendungen durch die Grundstückseigentümer, musste das Berggericht über die Zulässigkeit oder Nichtzulässigkeit der Einwendungen entscheiden. Nach erlangter Rechtskraft wurde die Genehmigung und der Lehenbrief erteilt. Die Ausstellung der Urkunde war gebührenpflichtig. Die Formalitäten für den Lehenbrief waren in den preußischen und in den österreichischen Bergordnungen des 19. Jahrhunderts geregelt.

Literatur

  • Franz Xaver Schneider: Lehrbuch des Bergrechtes für die gesammten Länder der österreichischen Monarchie. Gedruckt bei K. Gerzabel, Prag 1848

Einzelnachweise

  1. Heinrich Veith: Deutsches Bergwörterbuch mit Belegen. Verlag von Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1871

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Lehenschein (Bergbau) — Ein Lehenschein, auch Lehnschein genannt, war im frühen Bergbau eine Bescheinigung die der Bergmeister nach Belehnung einer gemuteten Lagerstätte erstellte. Dieser Lehenschein wurde anschließend an den Gegenschreiber geschickt und von diesem… …   Deutsch Wikipedia

  • Berechtsame — Als Berechtsame (auch Abbaugerechtigkeit) bezeichnet man im Bergbau das Nutzungsrecht an bestimmten Grubenfeldern.[1] Der Begriff stammt aus dem alten Preußischen Allgemeinen Berggesetz von 1865 und wird auch heute noch im Bergbau verwendet.… …   Deutsch Wikipedia

  • Berechtsamsurkunde — Die Berechtsamsurkunde ist ein bergrechtliches Dokument, das einem Bergbautreibenden bei der Verleihung von Bergwerkseigentum überreicht wird. Sie besteht aus der Urkunde über die Verleihung, die sogenannte Verleihungsurkunde, und einer… …   Deutsch Wikipedia

  • Bergmannssprache — Bergleute im Gespräch Die Bergmannssprache ist eine berufsgruppenspezifische Fachsprache (Soziolekt) im Bergbau. Sie zeichnet sich durch Schaffung und Entwicklung eigenständiger oder abgewandelter Termi …   Deutsch Wikipedia

  • Bergbuch — Zechenbuch der Grube Blücher Napoleon im Bensberger Erzrevier von 1855 Das Bergbuch, auch Bergamtsbuch genannt, ist ein Buch, das beim Bergamt geführt wird und in das alle Rechtsgeschäfte des Bergamts eingetragen wurden.[1] In das Buch werden… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”