Leuchtturm Hohe Weg

Leuchtturm Hohe Weg
Leuchtturm Hohe Weg
Leuchtturm Hohe Weg
Leuchtturm Hohe Weg
Ort: Mellum, Butjadingen
Lage: Außenweser
Geographische Lage 53° 42′ 7″ N, 8° 14′ 6″ O53.7019444444448.23536Koordinaten: 53° 42′ 7″ N, 8° 14′ 6″ O
Höhe Turmbasis: 36 m ü. NN
Leuchtturm Hohe Weg (Niedersachsen)
Leuchtturm Hohe Weg
Kennung: F. WRG
Optik: Gürteloptik
Funktion: Leitfeuer für die Hohewegrinne, Orientierungsfeuer, Antennenträger für eine Station der Landradarkette Außenweser
Bauzeit: 1854 bis 1856
Betriebszeit: seit 1856

Der 36 Meter hohe Leuchtturm Hohe Weg ist das älteste feste Leuchtfeuer und eine der wichtigsten Navigationshilfen am westlichen Fahrwasserrand der Außenweser. Er befindet sich 25 Kilometer nordwestlich von Bremerhaven und drei Kilometer östlich der Vogelinsel Mellum am Rand des Wattenmeers auf der gleichnamigen Sandbank Hohe Weg vor der Küste Butjadingens. Bei Flut ist der Leuchtturm komplett vom Wasser umgeben und bei Ebbe fällt die Sandbank Hohe Weg trocken. Der achteckige aus Hartbranntziegeln bestehende Turm besteht aus einem Fundament in Pfahlbauweise, einem gemauerten Fuß, zwei stählernen Galeriegängen, einer in grün lackierten aus Stahl bestehenden Laterne und ist mit rot lackierten Aluminiumplatten verkleidet. Im Turm befinden sich eine Zisterne, Lagerräume und mehrere Stuben für die bis 1973 auf dem Turm eingesetzten Leuchtturmwärter. Aufgrund der Lage können diese Räumlichkeiten von in Not geratenen Wattwanderern genutzt werden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Geschichte der Seezeichen auf der Sandbank Hohe Weg reicht bis in das Jahr 1783 zurück. In diesem Jahr wurde nach Genehmigung des Herzogtums Oldenburg, welches die Wesermündung beanspruchte, mit der „Bremer Bake“ die erste Bake aus Holz errichtet. Aufgrund des stetig wachsenden Schiffsverkehrs begannen 1824 Planungen für den Bau eines Leuchtturms. In dieser Zeit legte die Hansestadt Bremen zur Sicherung ein Feuerschiff aus.

Mit der 1840 einsetzenden Dampfschifffahrt auf der Außenweser bis zum Hafenplatz Bremerhaven änderten sich die Anforderungen an die Fahrwasserbezeichnung grundlegend. Die „Bremer Bake“, die bis dahin ausgelegten Fahrwassertonnen und das auf der Sandbank Hohe Weg liegende Feuerschiff genügten nicht mehr den Sicherheitsansprüchen der Schifffahrt. Aus diesem Grund war die Stadt Bremen bereit, die beiden Schifffahrtszeichen durch ein Festfeuer in Form eines Leuchtturms zu ersetzen, der gegenüber einem Feuerschiff wesentlich geringere Betriebskosten entstehen lässt.[1]

Johannes Jacobus wurde 1854 mit dem Bau des Leuchtturms beauftragt, Jacobus Johannes van Ronzelen, der erste Baumeister und Hafenbaudirektor Bremerhavens, übernahm ab 1855 den Bau des Turmes.[1][2] Für die damalige Zeit stellte der Bau eine große Herausforderung dar, denn an den Fundamenten konnte nur bei Ebbe gearbeitet werden und das gesamte Baumaterial sowie die Unterkünfte der mit dem Bau beauftragten Arbeiter mussten auf 120 je 4,5 Meter weit in den Wattboden hineinragenden Pfählen gelagert und errichtet werden. Während der Bauzeit waren die Quartiere der bis zu 70 Bauarbeiter in der benachbarten Bremer Bake untergebracht. Die Bauzeit betrug insgesamt 15 Monate, so dass der Turm 1856 seinen Dienst aufnehmen konnte. Ab 1858 wurde auf dem Turm der Telegraphenbetrieb aufgenomomen. Im Jahr 1893 wurde eine an der südwestlichen Seite eine Anlegebrücke und ein mit Leinen vom Turm aus zu bedienender Windanzeiger (Semaphor) errichtet. Der Semaphor auf der Anlegebrücke zeigte den vorbeifahrenden Schiffen die aktuelle Windrichtung und -stärke auf Borkum und Helgoland an und wurde aufgrund der über die Telegraphie erhaltenen Daten entsprechend von Hand eingestellt. Heute steht der Semaphor restauriert in Bremerhaven. Die erste Lichtquelle des Turms war ein Petroleumglühlicht in einem Fresnelschen Linsenapparat.

Im Zuge des Aufbaus der Landradarkette Außenweser zur Optimierung der Sicherheit wurde der Turm in den Jahren 1960 und 1961 mit einem neuen Laternengehäuse, einer Radaranlage und Richtfunkantennen ausgestattet, die 1984 modernisiert wurde. Bei den erforderlichen Umbaumaßnahmen wurde die alte, 2,4 m hohe Gürteloptik durch eine kleinere ersetzt. Die alte Optik, die bis 1941 mit einem Petroleumglühlicht betrieben wurde, ist heute im Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven ausgestellt. Im Jahr 1973 wurde der Leuchtturm als letztes aktive Leuchtfeuer voll automatisiert und die Leuchtturmwärter abgezogen. Seitdem wird der Turm von Bremerhaven aus fernüberwacht. 1996 erhielt der Turm eine achteckige Aluminiumverkleidung aus rot lackierten Elementen. Anfang des 21. Jahrhunderts erhielt der Turm eine neue Lichttechnische Ausrüstung mit 4-fach-Lampenwechsler und Halogenglühlampen mit 1000 Watt und einer Leuchtstärke von 126.000 cd.[3]

Semaphor

Der rekonstruierte Semaphor im Hafen von Bremerhaven

Semophoren (gr. Zeichenträger) wurden ab 1873 an markanten Küstenpunkten des Deutschen Reiches als optischer Windanzeiger für die Schifffahrt gebraucht. Der 19,3 m hohe Semaphor des Leuchtturms Hohe Weg wurde 1893 als Signalgerüst auf der Anlegebrücke des Turms errichtet. Er stellte vor der Einführung der elektronischen Kommunikation ein wichtiges Informationsmittel dar. Der Semaphor zeigt mit zwei jeweils 4,5 Meter langen Zeigern die Windrichtung auf Borkum (B) und Helgoland (H) an. Sechs je 1,5 Meter lange Zeiger zeigen wie ein Formsignal im Bahnverkehr die Windstärken Eins bis Zwölf an. Dabei steht ein Zeiger jeweils für zwei Windstärken. Im Jahr 1972 erfolgte aufgrund des starken Rostbefalls die Stilllegung des Semaphors; 1976 erfolgte die Demontage. Dabei wurden einige Teile im Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven eingelagert. Die Stadt Bremerhaven ließ den Semaphor zum Windjammer-Treff „Sail“ auf Initiative der Schiffahrtsgeschichtlichen Gesellschaft Bremerhaven und der Bremerhavener Entwicklungsgesellschaft im Jahr 2005 mit Verwendung der erhaltenen Originalteile rekonstruieren. Er steht seitdem an der Bremerhavener Nordmole zur Einfahrt zum Neuen Hafen und übernimmt seine Funktion der Anzeige der Winddaten. Die Daten zur Anzeige werden alle zwei Stunden kostenfrei vom Deutsche Wetterdienst gesendet und optisch sichtbar angezeigt. Dabei werden die Daten mit Getriebemotoren auf die einzelnen Zeiger übertragen.[4][5] Ein vergleichbarer Semaphor steht im Hafen von Cuxhaven.[6]

Sonstiges

Am 10. August 2006 wurde anlässlich des 150. Bestehens ein Motiv des Turms für die 55 Cent-Sonderbriefmarke im Rahmen der Serie „Leuchttürme“ der Deutschen Post AG veröffentlicht.

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Dipl.-Ing. Rolf Seedorf; Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nordwest (Hrsg.): Zwischen Weser und Ems – 150 Jahre Leuchtturm Hohe Weg. Position: Außenweser, 53° 42,7' N, 08° 14,6' E (WGS 84). Aurich 2006, S. 96–101 (Online-Dokument PDF; 420 KB).
  • Dipl.-Ing. Gerhard Schiwy; Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nordwest (Hrsg.): Zwischen Weser und Ems – Radar auf dem Leuchtturm Hohe Weg. Aurich 2006, S. 108–114 (Online-Dokument PDF; 948 KB).
  • Birgit Toussaint, Frank Toussaint, Matthias Hünsch: Leuchttürme an der deutschen Nordseeküste. Edition Maritim, Bielefeld 2009, ISBN 3-89225-606-3.
  • Birgit Toussaint, Frank Toussaint, Matthias Hünsch: Deutsche Leuchtfeuer: Alle Leuchttürme unserer Küsten. Edition Maritim, Bielefeld 2005, ISBN 3-89225-530-X.
  • Friedrich-Karl Zemke: Deutsche Leuchttürme einst und jetzt. 3 Auflage. Koehlers Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg 2000, ISBN 3-7822-0769-6.

Einzelnachweise und Quellenangaben

  1. a b Hoheweg. Wasser- und Schifffahrtsamt Bremerhaven (5. Mai 2009). Abgerufen am 6. März 2010.
  2. Otto Franzius; Wasser- und Schiffahrtsamt Emden (WSA) (Hrsg.): 100 Jahre Leuchtturm Norderney 1874 – 1974. Selbstverlag, 1974, S. 5.
  3. C. Mauel und F. Hermann (17. Mai 2009): Modernisierung der leuchtfeuertechnichen Einrichtung des Leuchtturms Hohe Weg (WSA Bremerhaven). Fachstelle der WSV für Verkehrstechniken. Abgerufen am 6. März 2010.
  4. Semaphor. Stadt Bremerhaven. Abgerufen am 6. März 2010.
  5. Hinrich Gravert (17. Juli 2008): Wiederaufbau des Semaphors vom Leuchtturm Hohe Weg. Schiffahrtsgeschichtliche Gesellschaft Bremerhaven e. V.. Abgerufen am 6. März 2010.
  6. Impressionen vom Cuxhavener Hafen. Thomas Saevert (19. Juli 2007). Abgerufen am 6. März 2010.

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