Limehouse Blues

Limehouse Blues
Notenausgabe aus den 1920er Jahren

Limehouse Blues ist ein Popsong, dessen Musik 1922 von Philip Braham geschrieben wurde. Eventuell wurde der Text von Douglas Furber erst 1924 hinzugefügt.[1] Der Song entwickelte sich zum Jazzstandard.

Inhaltsverzeichnis

Thema und Kennzeichen des Songs

Seit dem Mittelalter war Limehouse ein Hafen in London. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wohnten in dem Ortsteil, der zum London Borough of Tower Hamlets gehört, vorrangig Angehörige des Subproletariats. Auch war dort ein Chinesenviertel, das auch in der zeitgenössischen Literatur behandelt wurde, in dem etwa 100 chinesische Familien lebten. Insbesondere die Verfilmung von Thomas Burkes Buch Limehouse Nights durch David Wark Griffith (Dreams Street und Broken Blossoms) machte die Verhältnisse im Viertel weiter bekannt.[2]

Der Text des Songs spielt auf das Elend in diesem Viertel an: In Limehouse, where Orientals love to play/In Limehouse, where you can/Hear the Blues allday/Oh Limehouse Blues/I have the Limehouse blues.[3] Dennoch handelt es sich bei dem Stück keineswegs um einen wirklichen Blues. Vielmehr handelt es sich bei dieser Wehklage um „eine faszinierende Kombination von Worten, Melodie und Harmonien in einer pseudo-chinesischen Weise.“[4]

Der Song ist in der Liedform ABAC und in G-Dur geschrieben. Die A-Teile haben eine lydische Eröffnung; die harmonische Entwicklung im Stück hat mehr mit einem Charleston als mit einem Blues zu tun.[1]

Erste Aufnahmen

Die erste Aufnahme stammt vom Queen’s Dance Orchestra in England, das von Jack Hylton geleitet wurde (und ab 1923 unter seinem Namen auftrat). Doch diese Instrumentalversion war nicht sehr erfolgreich. In Amerika wurde das Lied mit dem Text von Douglas Furber durch Gertrude Lawrence aufgeführt worden, in der Show Andre Charlot’s Revue of 1924.[1] Diese Show lief von Januar bis September 1924 in 298 Vorstellungen auf dem Broadway.[5] Als Reaktion auf den Broadway-Erfolg entstanden amerikanische Aufnahmen des Limehouse Blues. Diese gelangten in die Charts und erwiesen sich als Bestseller:[1]

Verwendung als Filmmusik

Der Song war Namensgeber für den gleichnamigen Kriminalfilm (1934), den Alexander Hall mit George Raft und Anna May Wong drehte. Der Song fand auch Eingang in Musikfilme wie Ziegfeld Follies (mit Fred Astaire und Lucille Bremer in asiatischem Makeup), und Star! (mit Julie Andrews, ebenfalls in asiatischem Makeup). Im antisowjetischen Propaganda-Film GPU (1942) von Karl Ritter wurde der Titel von Freddie Brocksieper und seiner Combo gespielt. Woody Allen verwendete die Einspielung von Jackie Gleason (1960) und von Bert Ambrose (1936) in seinem Film Alice;[6] in Allens Sweet and Lowdown kam eine Version von Howard Alden zum Einsatz.[7]

Der Weg zum Jazzstandard

Der Song gehörte bald als Standardstück zum Repertoire vieler Jazzmusiker. Benny Carter arrangierte eine Up-tempo-Version für das Fletcher Henderson Orchestra, die 1934 eingespielt wurde. Auch Django Reinhardt spielte den Song mit dem Quintette du Hot Club de France ein (1936), Chu Berry bereits bei seinen ersten Aufnahmen unter eigenem Namen (1937). Sidney Bechet nahm 1941 eine virtuose Version mit ihm und Charlie Shavers als Solisten auf. Art Tatum interpretierte den Song 1943. Cannonball Adderley zeigte 1959 (Quintet in Chicago) mit John Coltrane, dass der Song sich auch für Improvisationen im Modern Jazz eignet. Auch Joe Henderson zeigte mit Wynton Kelly 1968 das Potenzial des Limehouse Blues. Nur vereinzelt nahmen sich Jazzsängerinnen wie Rosemary Clooney (1961) des Songs an.

Einzelnachweise

  1. a b c d Songporträt (www.jazzstandards.com
  2. Weija Li China und China-Erfahrung in Leben und Werk von Anna Seghers , S. 65
  3. Diane Holloway, Bob Cheney American History in Song: Lyrics from 1900 to 1945 2001, S. 211
  4. Sigmund Spaeth, zit. n. Peter Stanfield Body and soul: jazz and blues in American film, 1927-63 University of Illinois Press 2005, S. 81
  5. Lawrence nahm das Lied ebenfalls auf, aber erst 1931, nach ihrer Rückkehr nach Großbritannien, auf.
  6. Adam Harvey, Dick Hyman The Soundtracks of Woody Allen: A Complete Guide to the Songs and Music in Every Film, 1969-2005, 2007, S. 13f., 16
  7. Adam Harvey, Dick Hyman The Soundtracks of Woody Allen, S. 141

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