- Georg Ledebour
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Georg Ledebour (* 7. März 1850 in Hannover; † 31. März 1947 in Bern) war ein sozialistischer deutscher Politiker und Journalist.
Leben
Ledebour absolvierte eine kaufmännische Lehre, absolvierte seinen Militärdienst während des Krieges 1870/71 als Sanitäter und war zunächst als Privatlehrer und später als Journalist tätig. Er arbeitete 1876 bis 1882 als Auslandskorrespondent der Berliner Blätter in London und danach als Redakteur der linksliberalen Zeitungen Demokratische Blätter und der Berliner Volks-Zeitung. 1882 trat er in die Deutsche Fortschrittspartei ein, beteiligte sich 1886 an der Gründung der Demokratischen Partei Norddeutschlands, wechselte aber 1891 zur SPD, wo er bald zum linken Flügel zählte und war bis 1900 zunächst in der Redaktion des Vorwärts und dann der Sächsischen Arbeiterzeitung in Dresden tätig. Von 1900 bis 1918 gehörte er dem Reichstag an und war als freier Autor und Parteiredner aktiv.
USPD Partei Vorstand am 5. Dez. 1919: Arthur Crispien, Wilhelm Dittmann, Viktor Adler, Richard Lipinski, Wilhelm Bock, Alfred Henke, Eduard Bernstein, Fritz Geyer, Fritz Zubeil, Hugo Haase, Fritz Kunert, Georg Ledebour, Arthur Stadthagen, Emanuel WurmWährend des Ersten Weltkrieges nahm der Antimilitarist Ledebour an den Konferenzen in Zimmerwald und Kiental teil und stand innerhalb der SPD auf der Seite der Gegner des Krieges und der Burgfriedenspolitik, die sich 1915 bis 1917 abspalteten beziehungsweise ausgeschlossen wurden und 1917 die USPD gründeten. Ledebour gehörte deren Vorstand zunächst bis 1919 an und war einer der wenigen Politiker, welcher zum Kreis der Revolutionären Obleute gehörte. Während der Novemberrevolution amtierte er als Mitglied des Vollzugsrates des Arbeiter- und Soldatenrates Berlin, im Januar 1919 rief er mit zum Spartakusaufstand auf und war Führungsmitglied des Revolutionsausschusses. Nach der Niederschlagung des Aufstandes wurde er verhaftet, aber im Juni des gleichen Jahres freigesprochen. Als Vorsitzender der USPD saß er von 1920 bis 1924 erneut im Reichstag, sprach sich aber gegen eine Vereinigung von USPD mit ausschließlich der KPD oder der SPD und für die Einheit aller revolutionären Kräfte aus.
Nachdem sich die USPD-Mitglieder größtenteils mit der KPD (Ende 1920, siehe auch VKPD) und der SPD (September 1922) zusammengeschlossen hatten, führte Ledebour bis Ende 1923 gemeinsam mit Theodor Liebknecht die Rest-USPD weiter, nach einer Auseinandersetzung mit diesem über die Ruhrbesetzung, wo die Mehrheit um Liebknecht den revolutionären Defätismus, die Minderheit um Ledebour die KPD-Parole „Schlagt Poincaré an der Ruhr und Cuno an der Spree!“ propagierte, verließ Ledebour Ende 1923 die Partei und führte eine Abspaltung, den Sozialistischen Bund, bis 1931 weiter. In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre engagierte sich Ledebour darüber hinaus in Vorfeldorganisationen der KPD wie der Weltliga gegen den Imperialismus und der Internationalen Arbeiter-Hilfe (IAH). Im Herbst 1931 schloss er sich der neu gegründeten Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) an, welche ihn für die Reichspräsidentenwahl 1932 erfolglos als Einheitskandidaten aller Arbeiterparteien ins Gespräch zu bringen versuchte. 1933 floh er vor den Nationalsozialisten in die Schweiz, wo er publizistisch gegen den Nationalsozialismus aktiv war. Von dort sprach er sich noch 1946 für den Zusammenschluss von SPD und KPD zur SED aus. Kurz danach starb er hochbetagt nach langem Sanatoriumsaufenthalt.
Literatur
- Martin Schumacher, Katharina Lübbe, Wilhelm Heinz Schröder: M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3. Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1.
Weblinks
- Literatur von und über Georg Ledebour im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Georg Ledebour in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
- Georg Ledebour in den Akten der Reichskanzlei
- Alexander Mühle und Arnulf Scriba: Georg Ledebour auf LeMO
- Ledebour – Zum Fünfundsiebzigsten, ein Gedicht von Kurt Tucholsky
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