Liste der Bundesstaaten des Sudan

Liste der Bundesstaaten des Sudan

Diese Liste der sudanesischen Bundesstaaten zeigt den aktuellen Stand der Bundesstaaten im Sudan sowie des seit 9. Juli 2011 unabhängigen Staates Südsudan und ihre historische Entwicklung auf. Die geschichtliche Darstellung beginnt 1919 mit den ersten Provinzen des Anglo-Ägyptischen Sudan, fährt fort mit den Veränderungen der Verwaltungsgliederung in der unabhängigen Republik Sudan seit 1956 , führt über die Einführung der ersten Bundesstaaten 1991, die 1994 durch die aktuellen Bundesstaaten abgelöst wurden zur aktuellen Situation nach der Unabhängigkeit des Südsudan.

Der Sudan war seit dem Jahr 2005 in 25 Bundesstaaten (arabisch: wilayat) gegliedert, die sich in insgesamt 133 Distrikte unterteilen. Jeder Bundesstaat wird von einem Gouverneur und seinem Ministerrat verwaltet. Dabei werden er und seine Minister direkt vom Präsidenten Sudans ernannt. Eine Ausnahme bildete dabei die autonome Region Südsudan, deren Gouverneure und Minister vom Präsidenten des Südsudans ernannt wurden, der gleichzeitig erster Vize-Präsident des Sudans war. Es ist geplant, die Ernennung durch eine allgemeine Wahl in den Bundesstaaten abzulösen. Seit 9. Juli 2011 bilden die 10 südliche Bundesstaaten den unabhängigen Staat Südsudan. Der Grenzverlauf ist teilweise noch umstritten, insbesondere das Abyei-Gebiet. Gemäß dem Friedensabkommen von 2005 wurde das Gebiet sowohl dem nördlichen Bundesstaat Dschanub Kurdufan als auch dem südsudanesischen Bundesstaat Schamal Bahr al-Ghazal zugerechnet.

Inhaltsverzeichnis

Aktuelle Situation

Am 14. Februar 1994 reorganisierte sich der Sudan und schuf 26 Bundesstaaten. Jeder neue Bundesstaat bildet einen Teil eines Bundesstaates von vor 1994. So bilden zum Beispiel Nord-Darfur, West-Darfur und Süd-Darfur den alten Bundesstaat Darfur. Die Verwaltungsebene der Provinzen wurde abgeschafft und die Anzahl der Distrikte von 281 auf 133 reduziert.

Ende 2005 wurde Westkordofan aufgelöst und sein Gebiet zwischen Nord- und Südkordofan aufgeteilt. Am 15. April 2006 änderte die Regionalregierung des Bundesstaates Bahr al-Dschabal den Namen des Bundesstaates in Al-Istiwa'iyya al-wusta (Zentral-Äquatoria).

Die 10 südlichen Bundesstaaten bilden seit 9. Juli 2011 den unabhängigen Staat Südsudan. Im Unabhängigkeitsreferendum des Südsudan, das entsprechend dem Friedensabkommen vom 9. bis 15. Januar 2011 durchgeführt wurde, sprachen sich rund 99 % der abstimmenden Südsudanesen für die Unabhängigkeit aus.[1] Der sudanesische Staatschef Umar Hasan Ahmad al-Baschir hat dieses Ergebnis anerkannt.[2] Die Unabhängigkeit wurde nach einer Übergangszeit am 9. Juli 2011 erklärt.[3]

In Darfur soll 2011 ebenfalls ein Referendum stattfinden, in dem entschieden wird, ob die drei darfurischen Bundesstaaten wieder vereinigt werden. Zugleich gab die Regierung jedoch Pläne für zwei neue Bundesstaaten in dieser Region bekannt, Bahr al-Arab mit ad-Du'ain als Hauptstadt und Dschabal Marra mit Hauptstadt Zalingei.[4] Anfang Mai 2011 beschloss die Regierung die Schaffung der neuen Bundesstaaten unter den Namen Zentral- und Ost-Darfur. Hierzu würden die bisherigen Bundesstaaten West- und Süd-Darfur verkleinert werden, Nord-Darfur bliebe in seinen Grenzen unverändert.[5]

Bundesstaat englisch deutsch Hauptstadt Anmerkung
A'li an-Nil Upper Nile Obernil Malakal Teil des seit 9. Juli 2011 unabhängigen Staates Südsudan
al-Bahr al-ahmar Red Sea Rotes Meer Bur Sudan
al-Buhairat Lakes Die Seen Rumbik Teil des Südsudan
al-Chartum Khartoum Khartum
al-Dschazira Gezira Die Insel Wad Madani
al-Istiwa'iyya al-wusta Central Equatoria Zentral-Äquatoria Dschuba Teil des Südsudan
al-Qadarif Gedarif al-Qadarif
al-Wahda Unity Einheit Bentiu Teil des Südsudan
an-Nil al-abyad White Nile Weißer Nil Rabak
an-Nil al-azraq Blue Nile Blauer Nil ad-Damazin
asch-Schamaliyya Northern Die Nördliche Dunqula
Dschanub Darfur South Darfur Süd-Darfur Nyala
Dschanub Kurdufan South Kordufan Süd-Kordofan Kaduqli
Dschunqali Jonglei Bur Teil des Südsudan
Gharb al-Istiwa'iyya Western Equatoria West-Äquatoria Yambio Teil des Südsudan
Gharb Bahr al-Ghazal Western Bahr el Ghazal Gazellen-Fluss (West) Waw Teil des Südsudan
Gharb Darfur West Darfur West-Darfur al-Dschunaina
Gharb Kurdufan (wurde 2005 zwischen Nord- und Südkordofan aufgeteilt) West Kordufan West-Kordofan al-Fula
Kassala Kassala
Nahr an-Nil River Nile Nil-Fluss ad-Damir
Sannar Sennar Sannar
Schamal Bahr al-Ghazal Northern Bahr el Ghazal Gazellen-Fluss (Nord) Uwail Teil des Südsudan
Schamal Darfur North Darfur Nord-Darfur al-Faschir
Schamal Kurdufan North Kordufan Nord-Kordofan al-Ubayyid
Scharq al-Istiwa'iyya Eastern Equatoria Ost-Äquatoria Kapoita
Warab Warrap Warab Teil des Südsudan
Verwaltungsgliederung Sudans (Stand 2006)

Bundesstaaten nach Fläche

Rang Bundesstaat Fläche in km²[6] Anteil an der
Gesamtfläche
1 asch-Schamaliyya 348.765 14,17%
2 Schamal Darfur 296.420 12,05%
3 al-Bahr al-ahmar 218.887 8,90%
4 Schamal Kurdufan 185.302 7,53%
5 Dschanub Darfur 127.300 5,17%
6 Dschunqali 122.479 4,98%
7 Nahr an-Nil 122.123 4,96%
8 Gharb Kurdufan 111.373 4,53%
9 Gharb Bahr al-Ghazal 93.900 3,82%
10 Scharq al-Istiwa'iyya 82.542 3,35%
11 Dschanub Kurdufan 79.470 3,23%
12 Gharb Darfur 79.460 3,23%
13 Gharb al-Istiwa'iyya 79.319 3,22%
14 A'ali an-Nil 77.773 3,16%
15 al-Qadarif 75.263 3,06%
16 an-Nil al-azraq 45.844 1,86%
17 al-Buhairat 40.235 1,64%
18 Sannar 37.844 1,54%
19 Kassala 36.710 1,49%
20 al-Wahda 35.956 1,46%
21 Schamal Bahr al-Ghazal 33.558 1,36%
22 Warab 31.027 1,26%
23 an-Nil al-abyad 30.411 1,24%
24 al-Dschazira 23.373 0,95%
25 al-Istiwa'iyya al-wusta 22.956 0,93%
26 al-Chartum 22.142 0,90%
Gesamtfläche 2.460.432 100,00%

Bundesstaaten nach Bevölkerung

Rang Bundesstaat Einwohner
(Berechnung 2006)[6]
Anteil an der
Gesamtbevölkerung
1 al-Chartum 4.350.096 12,14%
2 Dschanub Darfur 2.890.348 8,06%
3 al-Dschazira 2.796.330 7,80%
4 Schamal Kurdufan 2.529.370 7,06%
5 Gharb al-Istiwa'iyya 1.731.341 4,83%
6 Schamal Darfur 1.583.179 4,42%
7 Sannar 1.532.085 4,27%
8 Gharb Bahr al-Ghazal 1.467.870 4,09%
9 al-Qadarif 1.369.300 3,82%
10 Gharb Kurdufan 1.320.405 3,68%
11 A'ali an-Nil 1.212.979 3,38%
12 an-Nil al-azraq 1.193.293 3,33%
13 Dschunqali 1.189.330 3,32%
14 an-Nil al-abyad 1.188.707 3,32%
15 Kassala 1.171.118 3,27%
16 al-Bahr al-ahmar 1.124.473 3,14%
17 Dschanub Kurdufan 1.111.859 3,10%
18 Nahr an-Nil 1.027.534 2,87%
19 Gharb Darfur 1.006.801 2,81%
20 Warab 999.785 2,79%
21 asch-Schamaliyya 833.743 2,33%
22 Schamal Bahr al-Ghazal 826.646 2,31%
23 al-Buhairat 567.329 1,58%
24 al-Istiwa'iyya al-wusta 334.827 0,93%
25 al-Wahda 262.787 0,73%
26 Scharq al-Istiwa'iyya 225.872 0,63%
Gesamtbevölkerung 35.847.407 100,00%

Historische Entwicklung

Provinzen 1919–1948

Die acht Provinzen des Anglo-Ägyptischen Sudan wurden zunächst nicht klar definiert. Aber mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden die Grenzen eindeutig festgelegt und stellen sich folgendermaßen dar:

Provinz englisch deutsch Hauptstadt
A'li an-Nil Upper Nile Obernil Malakal
al-Chartum Khartoum Khartum Khartum
an-Nil al-azraq Blue Nile Blauer Nil Wad Madani
asch-Schamaliyya Northern Die Nördliche ad-Damir
Equatoria Equatoria Äquatoria Dschuba
Darfur Darfur Darfur al-Faschir
Kassala Kassala Kassala Kassala
Kurdufan Kurdufan Kordofan al-Ubayyid
 

Provinzen 1948–1973

Auf der Dschuba-Konferenz 1947 wurde die administrative Angliederung von Äquatoria an Sudan beschlossen. Als Folge wurde 1948 Bahr al-Ghazal von der Provinz Äquatoria abgespalten, um das Gebiet besser verwalten zu können. Die restlichen Provinzen blieben unverändert. Bei der Unabhängigkeit Sudans 1956 wurden die Provinzen beibehalten.

Provinz englisch deutsch Hauptstadt
A'li an-Nil Upper Nile Obernil Malakal
al-Chartum Khartoum Khartum
an-Nil al-azraq Blue Nile Blauer Nil Wad Madani
asch-Schamaliyya Northern Die Nördliche ad-Damir
Äquatoria Equatoria Dschuba
Bahr al-Ghazal Bahr el Ghazal Gazellenfluss Waw
Darfur Darfur al-Faschir
Kassala Kassala Kassala
Kurdufan Kordofan al-Ubayyid
Verwaltungsgliederung Sudans 1948–1973 (Stand 1956)

Provinzen 1973–1974

Die Provinz al-Bahr al-ahmar (Rotes Meer) wurde 1973 von der Provinz Kassala abgespalten.

Provinzen 1974–1976

Im Jahr 1974 wurden einige Provinzen in kleinere Provinzen geteilt. Die Provinz Darfur wurde in Nord-Darfur und Süd-Darfur aufgeteilt. Die Provinzen al-Dschazira und an-Nil al-abyad (Weißer Nil) wurden von der Provinz an-Nil al-azraq (Blauer Nil) abgespalten. Die Provinz Kurdufan wurde in Nord-Kurdufan und Süd-Kurdufan aufgeteilt. Die Provinz Nahr an-Nil (Nilfluss) wurde aus Teilen von den Provinzen Kassala und asch-Schamaliyya geschaffen.

Provinz englisch deutsch Hauptstadt
A'li an-Nil Upper Nile Obernil Malakal
al-Bahr al-ahmar Red Sea Rotes Meer Bur Sudan
al-Chartum Khartoum Khartum
al-Dschazira El Gezira Die Insel Wad Madani
al-Istiwa'iyya Equatoria Äquatoria Dschuba
an-Nil al-abyad White Nile Weißer Nil ad-Duwaim
an-Nil al-azraq Blue Nile Blauer Nil ad-Damazin
asch-Schamaliyya Northern Die Nördliche Dunqula
Bahr al-Ghazal Bahr el Ghazal Gazellenfluss Waw
Dschanub Darfur Southern Darfur Süd-Darfur Nyala
Dschanub Kurdufan Southern Kordofan Süd-Kurdufan Kaduqli
Kassala Kassala
Nahr an-Nil Nile Nil ad-Damir
Schamal Darfur Northern Darfur Nord-Darfur al-Faschir
Schamal Kurdufan Northern Kordofan Nord-Kurdufan al-Ubayyid
Verwaltungsgliederung Sudans 1974–1976 (Stand 1974)

Provinzen 1976–1991

Im Jahr 1976 wurde eine erneute Zergliederung in kleinere Provinzen vorgenommen. Die Provinz Al-Buhairat (Die Seen) wurde von der Provinz Bahr al-Ghazal abgespalten. Die Provinz Äquatoria wurde in West-Äquatoria und Ost-Äquatoria aufgeteilt. Die Provinz Dschunqali wurde von der Provinz A'li an-Nil (Obernil) abgespalten. Die Provinzaufteilung stellt sich also folgendermaßen dar:

Provinz englisch deutsch Hauptstadt
A'li an-Nil Upper Nile Obernil Malakal
al-Bahr al-ahmar Red Sea Rotes Meer Bur Sudan
al-Buhairat Lakes Die Seen Rumbik
al-Chartum Khartoum Khartum
al-Dschazira El Gezira Die Insel Wad Madani
an-Nil al-abyad White Nile Weißer Nil ad-Duwaim
an-Nil al-azraq Blue Nile Blauer Nil ad-Damazin
asch-Schamaliyya Northern Die Nördliche Dunqula
Bahr al-Ghazal Bahr el Ghazal Gazellenfluss Waw
Dschanub Darfur Southern Darfur Süd-Darfur Nyala
Dschanub Kurdufan Southern Kordofan Süd-Kurdufan Kaduqli
Dschunqali Junglei Bur
Gharb al-Istiwa'iyya Western Equatoria West-Äquatoria Yambio
Kassala Kassala
Nahr an-Nil Nile Nil ad-Damir
Schamal Darfur Northern Darfur Nord-Darfur al-Faschir
Schamal Kurdufan Northern Kordofan Nord-Kurdufan al-Ubayyid
Scharq al-Istiwa'iyya Eastern Equatoria Ost-Äquatoria Dschuba
Verwaltungsgliederung Sudans 1976–1991 (Stand 1976)

Bundesstaaten 1991–1994

1991 wurde ein föderales System mit 9 Bundesstaaten, die den 9 Provinzen von 1948 bis 1973 entsprechen, eingeführt. Die Bundesstaaten wurden weiter in 66 Provinzen und die Provinzen erneut in 281 Distrikte unterteilt. Dabei weichen allerdings die Namen der Bundesstaaten von denen der Provinzen stellenweise ab. So heißt die ehemalige Provinz Kassala jetzt asch-Scharqiyya (arabisch ‏الشرقية‎, deutsch "Die Nördliche"), die Provinz an-Nil al-azraq jetzt al-Wusta (‏الوسطى‎, deutsch die Zentrale) und die Provinz Äquatoria jetzt al-Istiwa'iyya (arabisch ‏الاستوائية‎), was die arabische Übersetzung des Namens der Provinz ist.

Bundesstaat englisch deutsch Hauptstadt
A'li an-Nil Upper Nile Obernil Malakal
al-Istiwa'iyya Equatoria Äquatoria Dschuba
al-Chartum Khartoum Khartum
al-Wusta Central Zentral Wad Madani
asch-Schamaliyya Northern Die Nördliche ad-Damir
asch-Scharqiyya Eastern Die Östliche Kassala
Bahr al-Ghazal Bahr el Ghazal Gazellenfluss Waw
Darfur Darfur al-Faschir
Kurdufan Kordofan al-Ubayyid
Verwaltungsgliederung Sudans 1991–1994 (Stand 1991)

Liste der Bundesstaaten des Sudan (einschließlich des Südsudan) bzgl. der historischen Provinzen

Diese Liste zeigt die geographische Zugehörigkeit der aktuellen Bundesstaaten zu den historischen Provinzen. Dabei stehen die aktuellen Bundesstaaten am weitesten eingerückt und die historischen Provinzen von 1919 bis 1948 an erster Stelle. Als Beispiel sei die erste Provinz Blue Nile erläutert: zur Provinz Blue Nile gehörten die heutigen Bundesstaaten al-Dschazira, an-Nil al-azraq, Sannar und an-Nil al-abyad. Dabei bildeten allerdings die heutigen Bundesstaaten an-Nil al-azraq und Sannar zeitweise die Provinz an-Nil al-azraq.

Karte des Anglo-Ägyptischen Sudan von 1912

Siehe auch

Quellen

  1. Dominic Johnson: Südsudan stimmt für Unabhängigkeit, in: taz.de, 21. Januar 2011.
  2. Weg frei für Unabhängigkeit in: Domradio, 25. Januar 2011.
  3. Simone Schlindwein: Ergebnis besser als im Sozialismus, in: taz.de, 30. Januar 2011.
  4. Sudanese government endorses two more states in Darfur, in: Sudan Tribune, 8. März 2011
  5. Sudan’s government endorses Darfur’s division into five states, in: Sudan Tribune, 6. Mai 2011
  6. a b http://bevoelkerungsstatistik.de/ zu den sudanesischen Bundesstaaten

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