MV Agusta 750 Sport America

MV Agusta 750 Sport America
MV Agusta
750 America.JPG

MV Agusta 750 Sport America

MV Agusta 750 Sport America
Hersteller: MV Agusta
Produktionszeitraum: 1975–1977[1]
Klasse: Superbike
Motor: Viertaktmotor, luftgekühlter Vierzylinder-Reihenmotor, DOHC, Nockenwellenantrieb über Stirnräder, zwei Ventile pro Zylinder, Ölsumpfschmierung, vier Dell'Orto-Schiebervergaser mit 26 mm Durchmesser, Spulenzündung
Bohrung (mm): 67,0
Hub (mm): 56,0
Verdichtung: 10,0 : 1
Hubraum (cm³): 789,3
Leistung (kW/PS): 55 (75) bei 8.500 min-1
Drehmoment (Nm): 68,7[2]
Höchstgeschwindigkeit (km/h): 210
Kraftstoff: Benzin
Kraftstoffverbrauch: 8,0
Getriebe: 5-Gang-Getriebe
Antrieb: Kardanwelle
Fahrwerk/Rahmen: Doppelschleifenrohrrahmen, Telegabel vorne, Zweiarmschwinge mit Federbein hinten
Bremsen: vorne: Doppelscheibenbremse 280 mm / hinten: 200 mm Trommelbremse; ab Modell 1976 mit Scheibenbremse 280 mm
Radstand (mm): 1.390
Bereifung vorne: 3.50-18 auf E.M.P. Gussräder
Bereifung hinten: 4.00-18 auf E.M.P. Gussräder
Leergewicht (kg): 240
Tankvolumen (Liter): 19 Liter
Vorgängermodell: MV Agusta 750 S
Nachfolgemodell: keines[3]

Die MV Agusta 750 Sport America auch MV Agusta 750 S America[4], in Deutschland auch MV Agusta 800 S America[5], war ein Motorrad der Firma MV Agusta das von 1975 bis 1977 gebaut wurde.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

1974 kam das Unternehmen MV Agusta in finanzielle Schwierigkeiten und unter staatlicher Verwaltung. 1975 initiierten die US-Amerikaner Chris Garville und Jim Cothermann die Neuauflage der MV Agusta 750 S. Das Erscheinungsbild sollte stärker an die Rennmaschinen angelehnt werden und damit insbesondere die Verkaufzahlen in den USA anheben. Innerhalb von 50 Tagen wurden die Entwürfe der beiden Unternehmer im Werk Gallarate umgesetzt.[6]

Technische Daten

Das Kernstück des Motors, gegenüber dem Vorgängermodell um 2 mm aufgebohrt, bildete das sogenannte Bankett, ein Steuer- und Lagergehäuse; daran waren Kurbeltrieb, Zylinder und Zylinderkopf montiert. Das Bankett nahm die aus neun Teilen zusammengesetzte Kurbelwelle in sechs Lagerböcken auf, ebenso die Stirnräder im Steuerturm für den doppelten Nockenwellenantrieb. Nach dem Lösen von zwölf Muttern konnten die auf dem Bankett montierten Einheiten herausgehoben werden.[7] Einzelne Leichtmetallzylinder, bei der 1100 Grand Prix aus einem Block, mit Gusslaufbuchsen bildeten die Laufbahn für die Borgo-Kolben. Die zwei hängenden Ventile jedes Zylinders wurden über zwei obenliegende zahnradbetriebende Nockenwellen und Tassenstößel betätigt. Die rollengelagerte neunteilige Kurbelwelle wurde in sechs Lagerböcken zentriert. Besonders auffällig war die feine Verrippung der Kühllamellen sowie der überdimensionale Zylinderkopf durch den doppelten Nockenwellenantrieb. Das längs eingebaute Getriebe war mit dem Motor über einen spiralverzahnten Kegelrad-Winkeltrieb verbunden.[8] Der Motor wurde, wie alle Vierzylinder, in Handarbeit von einem Mechaniker zusammengesetzt.[9]

Die Cerani-Teleskopgabel wurde im Standrohrdurchmesser von 35 auf 38 mm erhöht, an allen Modellen Doppelscheibenbremsen an der Teleskopgabel verwendet und auf die übliche Linksschaltung umgestellt. Die rote Lackierung, die Sitzbank mit Wildleder bezogen und klassische Rundinstrumente von Smiths ergaben ein sportlich elegantes Motorrad.[10]

Modellvarianten

  • MV Agusta 800 SS Super America (1976–1978): leistungsgesteigerte Version (60,4 kW/82 PS bei 9000min-1) des Basismotors mit 789 cm³ für den US-Markt, optional mit einer Magni 4-in-1-Auspuffanlage und Magnesiumrädern versehen.[11]
  • MV Agusta 800 SS Super Daytona America (1976–78): Neben einer weiteren Leistungssteigerung durch einen Magni-Kit wurde zusätzlich eine Vollverkleidung angeboten.
  • MV Agusta 850 SS Monza oder MV Agusta 850 SS Boxer (1977–78)[12]: Dabei handelte es sich um eine aufgebohrte (837 cm³ Hubraum, 69er Bohrung) und mit Magni-Motorkit leistungsgesteigerte (66 kW/90 PS bei 9000 min-1) Version mit Vollverkleidung, die nicht in Deutschland erhältlich war. Von diesem Motorrad wurden insgesamt 27 Exemplare gefertigt.[13]

Sondermodelle Hansen & Schneider

Der Importeur für Deutschland, die Firma Hansen in Baden-Baden, veranlasste im Jahre 1976 mit Einverständnis des Werks, die Anfertigung von Sondermodellen. Dabei handelte es sich um „Luxus-Sportmaschinen“, bei denen man den Eindruck hatte, dass „Motorräder hier mehr als eine Art Hobby und weniger aus kommerziellen Gründen entstanden“.[14] Die Hubraumerweiterung über die werksmäßig angebotenen 837 cm³ hinaus, erfolgte durch weiteres Aufbohren des Motors. Gleichzeitig wurde die Kurbelwelle geändert, Mahle-Kolben eingebaut und eine schärfere Nockenwelle verwendet. Das Serienfahrwerk (Lenkkopfwinkel 63 Grad, Nachlauf 110 mm) mit Ceriani-Gabel vorne (125 mm Federweg) sowie Sebac-Gasdruckfederbeine hinten (70 mm Federweg) wurde beibehalten. Nur die 1000 Agostini bekam den Magni-Rahmen und war damit knapp 20 kg leichter als ein vergleichbares Serienmodell. Die neuen Modellbezeichnungen für Motorräder, die zwar offiziell nur in Deutschland angeboten wurden, über die Firma Hansen jedoch weltweit erhältlich waren lauteten:

  • 900 S Arturo Magni Cento Valli
  • 1000 S Corona
  • 1100 Grand Prix
  • 1000 Agostini

[15]

800 SS Super America 800 SS
Super Daytona America
850 SS Monza 900 S
Arturo Magni
Cento Valli
1000 S Corona 1100 Grand Prix 1000 Agostini
Bauzeitraum 1976–1978 1976–1978 1977–1978 1977–1978[16] 1978–1982 1978–1982 1979−1980
Hubraum 789 cm³ 789 cm³ 837 cm³ 892 cm³ 954 cm³ 1066 cm³ 954 cm³
Bohrung/Hub 67 × 56 mm 67 × 56 mm 69 × 56 mm 70 × 58 mm 70 × 62 mm 74 × 62 mm 70 × 62 mm
Leistung/bei 60 kW/82 PS
9.000 min-1
66 kW/90 PS
10.000 min-1
66 kW/90 PS
9.000 min-1
77 kW/105 PS
10.000 min-1
78 kW/106 PS
10.000 min-1
88 kW/119 PS
10.200 min-1
73 kW/99 PS
9.500 min-1
Sekundärantrieb Kardan Kardan Kardan Kardan Kardan Kette Kette
Radstand 1420 mm 1420 mm 1420 mm 1420 mm 1390 mm 1450 mm 1450 mm
Höchstgeschwindigkeit
in km/h
210 235 221 237 221
Gebaute Exemplare 27 10 12 6 4

[17]

Sondermodelle Magni

Arturo Magni, ehemaliger Rennleiter von MV Agusta, entwickelte eigenständig aus den bestehenden MV-Motoren Motorräder. Der Magni-Kit bestand aus einem 11 kg leichten Rahmen, elektronischer Zündung und 30er bzw. 32er PHF-Vergaser. Angeboten wurden die Modelle Magni 832 (Serienmotor der MV Agusta 850 SS Monza) und Magni 861 (861 cm³ Hubraum, 70 mm Bohrung) ab dem Jahre 1978.[18]

Produktionsende

Mit dem Ausstieg der Firma MV Agusta aus dem Rennsport im Jahre 1976 wurden auch die Aktivitäten im Serienbereich zurückgefahren. Bis 1977 wurde zwar an Prototypen gearbeitet, jedoch aufgrund der finanziellen Lage der Firma – MV arbeitete praktisch ohne Gewinn – nicht umgesetzt.[19] Die Produktion des Modells MV Agusta 750 S America wurde bis 1977 aufrechterhalten, Modellvarianten bis 1978. Die letzten der insgesamt 540 Exemplare wurden offiziell 1980 verkauft. Insgesamt wurden 1276 Reihenvierzylinder in aufwändiger Rennmotorentechnik von 1966 bis 1980 hergestellt.[20]

Literatur

  • Mario Colombo/Roberto Patrignani: MV Agusta. Motorbuch Verlag. Stuttgart 2000. ISBN 3-613-01416-5

Weblinks

Einzelnachweise

  1. MV Agusta Werksmuseum 750 America “221” (abgerufen am 2. September 2011)
  2. MOTORRAD Classic 5/2003, S.14
  3. technischen Daten nach Colombo, S. 194
  4. MV Agusta Werksmuseum 750 America “221” (abgerufen am 2. September 2011)
  5. Ulrich Schwab: Motorräder 1970/1987 in Deutschland. ISBN 3-613-01172-7, S. 63
  6. MOTORRAD Classic 5/2003, S.14
  7. MOTORRAD 14/1979
  8. Colombo, S. 87
  9. Colombo, S. 36
  10. MOTORRAD Classic 5/2003, S.17
  11. thebikemuseum.com MOTORRAD 14/1977 (abgerufen am 1. September 2011)
  12. thebikemuseum.com (abgerufen am 1. September 2011)
  13. MV Agusta Club.de (abgerufen am 1. September 2011)
  14. Erwin Tragatsch: Berühmte Motorräder. ISBN 3-613-02038-6, S. 123
  15. MV Agusta Club.de (abgerufen am 1. September 2011)
  16. Ulrich Schwab: Motorräder 1970/1987 in Deutschland. ISBN 3-613-01172-7, S. 58
  17. MV Agusta Club.de (abgerufen am 1. September 2011)
  18. MV Agusta Club.de (abgerufen am 1. September 2011)
  19. Colombo, S. 39/41
  20. MOTORRAD Classic 5/2003, S.21

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