- Magnetkonten-Computer
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Magnetkonten-Computer (abgekürzt: MKC) sind auf Buchungsvorgänge spezialisierte Computersysteme aus der Mittleren Datentechnik. Sie stellten eine grundlegende Neuentwicklung der Buchungsmaschine auf Basis eines Elektronenrechners dar und boten erstmals die Möglichkeit zur elektronischen Speicherung und Verarbeitung von Buchungsdaten. Als Speichermedium diente das Magnetkonto, im Wesentlichen ein herkömmliches Buchblatt (auch: Konto), auf dessen Vorder/Rückseite zusätzlich die Daten sowie Betriebsparameter der jeweiligen Maschine auf einem Magnetstreifen gespeichert wurden.
Inhaltsverzeichnis
Technik
Ein Magentkonten-Computer besteht aus:
- Rechner,
- Tastatur,
- Druckwerk,
- Magnetkontokartenleser,
- Anzeige (nur modernere Modelle, Luxusaustattung).
Auf dem Rechner lief ein für den jeweiligen Zweck angepasstes Programm, das zum größten Teil meist in einem Ringkernspeicher fest abgelegt war. Der variable Teil der Software konnte über den Magnetkontokartenleser eingelesen werden. Die Daten hierfür waren auf mehreren Magnetkontokarten verteilt und mussten nacheinander eingelegt werden. Da dies häufig sehr viel Zeit in Anspruch nahm, wurden die Maschinen selten ausgeschaltet. Die Anzahl der Spuren und auch die Kapazität der Magnetkontokarten variierte von Hersteller zu Hersteller. Über die Tastatur konnte mit dem Programm interagiert werden und die Buchungsdaten konnten hierüber eingegeben werden. Als Druckwerk wurden verschiedenste Systeme eingesetzt, deren Technik sich analog mit der Schreibmaschine entwickelte. Wurden anfänglich Typenhebel verwendet, waren es später Kugelkopf und zuletzt Nadeldrucker. Manche bessere Geräte verfügten wenigstens über eine zumindest einzeilige Anzeige. In der Regel wurden Daten jedoch blind eingegeben.
Die gesamte Maschine war meist fest in eine Art Tisch eingebaut.
In der Form eines kompletten Systems mit an einen bestimmten Zweck gebundener Hard- und Software, zählt der Magnetkonten-Computer als Klassiker der Mittleren Datentechnik. Zur Blütezeit der Magnetkonten-Computer zwischen 1960 und 1980 etablierten sich zahlreiche Systemhäuser als Dienstleister auf diesem Gebiet.
Verwendung
Die ersten Maschinen dieser Art verwendeten herkömmliche Buchblätter (Kontokarten) die zusätzlich mit einem Magnetstreifen auf der Rückseite versehen waren um Daten in elektronischer Form darauf speichern zu können (eine sogenannte „Magnetkontokarte“). Dem Buchhalter blieb hiermit das gewohnte gedruckte Buchblatt erhalten, von welchem gegebenenfalls der Saldo auch visuell ablesen konnte. Der Buchungsvorgang blieb zudem weitestgehend identisch mit dem rein mechanischen Buchen. Die Magnetkontokarte wurden in einen Schlitz eingelegt und die Daten vom Magentstreifen auf der Rückseite eingelesen. Gespeicherte Daten waren typischerweise die Kontonummer, der Saldo und die Zeilennummer der letzten Buchung. Durch das Auslesen des Saldos vom Magnetstreifen entfiel das manuelle Eintippen des Saldos in die Buchungsmaschine. Zudem konnte der Magnetkonten-Computer mit diesen Daten direkt rechnen und das Ergebnis selbsttätig auf die Magnetkontokarte drucken. Um das Buchblatt auf die nächste freie beschreibbare Zeile zu positionieren kerben Buchungsmaschinen die Kontokarte am Rand ein, um die bereits bedruckten Zeilen zu markieren. Auf Magnetkontokarten wird auch die Zeilennummer der letzten Buchung elektronisch gespeichert. Das Druckwerk fährt automatisch die erste freie Zeile an um hier die Buchung vorzunehmen. Wird der Buchungsvorgang abgeschlossen, werden die Daten mit dem neuen Saldo und der letzten Zeilennummer aktualisiert und zurück auf den Magnetstreifen geschrieben. Die Karte wird über den Schlitz wieder ausgeworfen.
Bedeutung
Der Magnetkonten-Computer beschleunigte den Buchungsvorgang, eliminierte potentielle Fehlerquellen auf der Anwenderebene und ermöglichte die elektronische Weiterverarbeitung von Buchungsdaten. Der Vielfalt an Möglichkeiten waren keine Grenzen gesetzt. Die ersten Modelle kamen bereits Ende der 1950er Jahre auf den Markt und waren technisch noch sehr beschränkt. Mit dem zunehmenden Einsatz von Computern in den größeren Unternehmen ab Mitte der 1970er Jahre wurden auch die Magnetkonten-Computer immer wieder angepasst und weiter in die Automation von Geschäftsabläufen integriert. Die letzten Modelle verfügten über Schnittstellen zu anderen Rechnersystemen und Massenspeichern, erzeugten aber nach wie vor ein gedrucktes Buchblatt für die Buchhaltung.[1] Der starke Einsatz von Computern ab Mitte der 1970er Jahren führte zu einem Revival der bereits totgesagten Technik, als die Maschinen auch für den Mittelstand erschwinglich und als Einstieg in die EDV interessant wurden.[2] Als ab Ende der 1980er Jahre immer mehr Personal Computer eingesetzt und dadurch auch für das Kleingewerbe erschwinglich wurden, war das mehr als 30 Jahre andauernde Zeitalter der MKC vorbei.
Landesspezifische Besonderheiten
Im internationalen Vergleich sind Magentkonten-Computer vor allem in Europa und hier vor allem in Deutschland und in Österreich im Einsatz gewesen. Ein Grund sind die besonderen Anforderungen der Finanzbehörden zwecks Überprüfbarkeit der Buchführung zu jeder Zeit. Während zum Beispiel in den USA mangels entsprechender restriktiver Gesetze schon gegen Ende der 1950er Jahre nahezu komplett auf elektronische Buchführung mit großen EDV-Anlagen umgestellt wurde, waren in Deutschland noch lange gedruckte Konten für die Buchprüfung zwingend vorgeschrieben. Das Magnetkonto diente de facto lange Zeit als Vermittler zwischen der althergebrachten Buchführung und der modernen elektronischen Datenverarbeitung.
Hersteller und Modelle
- Anker
- IBM
- Kienzle, Modell 6000
- NCR
- Nixdorf, Modell 820[3]
- Ruf
- Siemag, Modelle Data 4000 / Data 8000[4]
- Triumph-Adler, Modell TA 1000
- Robotron, Modelle daro 1750 / daro 1840
Literatur
- Wilfried de Beauclair: Rechnen mit Maschinen: Eine Bildgeschichte der Rechentechnik. Springer Berlin Heidelberg, 2. Auflage 29. März 2005, ISBN 3-5402-4179-5
Einzelnachweise
- ↑ Nur auf dem Magnetkonto sind die Zahlen so schön rot - Computerwoche 27/1976
- ↑ Das Magnetkonto ist noch lange nicht tot - Computerwoche 5/1976
- ↑ Jürgen Gausemeier, Christoph Plass, Christoph Wenzelmann: Zukunftsorientierte Unternehmensgestaltung: Strategien, Geschäftsprozesse und IT-Systems für die Produktion von morgen, Verlag Carl Hanser München Wien, 2009, S.27 - ISBN 978-3-446-41055-8
- ↑ Leonhard Dingwerth: Die Geschichte der Deutschen Schreibmaschinen-fabriken: Band 1 - Grosse und mittlere Hersteller, Verlag Kunstgrafik Dingwerth, 2008, S.160 - ISBN 978-3-921913-38-3
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