Maria Ernestine Esterházy Starhemberg

Maria Ernestine Esterházy Starhemberg

Maria Ernestine Esterházy Starhemberg (* 7. Juni 1754; † 26. Dezember 1813 in Graz) war eine Angehörige des österreichisch-ungarischen Hochadels, die 1774 den Wiener Gesellschaftsskandal Esterházy-Starhemberg auslöste.

Leben

Maria Ernestine Esterházy Starhemberg wurde 1754 als Tochter des Grafen Gundacker von Starhemberg und seiner Frau, der Gräfin Maria Aloysia geboren. Durch Dekret der Kaiserin Maria Theresia wurde Maria Ernestine im Alter von 16 Jahren am 21. November 1770 mit dem Grafen Ferenc Esterházy de Galántha (1746–1811), einem Günstling der Kaiserin, verheiratet. Aufgrund charakterlicher Eigenheiten lebte sich das Paar bald auseinander. 1773 eskalierten die ehelichen Probleme. Graf Karl von Zinzendorf, der die Geschichte 1785 aus zweiter Hand erzählt bekam, berichtet in seinen Tagebüchern, Graf Ferenc habe die Ehe wegen einer Erkrankung an Syphilis nicht vollzogen. Maria Ernestine sei in seiner Abwesenheit von der Familie misshandelt worden. Ende 1773 begann Maria Ernestine ein Verhältnis mit einem Grafen Schulenburg und wurde schwanger. Zusammen mit Schulenburg versuchte sie von Wien über den Arlberg in die Schweiz zu entkommen, wurde aber in Konstanz festgenommen und in einem Kloster interniert. Von dort aus erneut geflohen, gebar sie in einem direkt am Rhein gelegenen Wirtshaus im vorderösterreichischen Waldshut ein Kind, das sie dort bei ihrer Flucht mit Schulenburg über den Rhein in der Nacht auf den 30. Dezember 1774 zurückließ. Das Kind wurde auf Befehl der Kaiserin in ein schwäbisches Waisenhaus gegeben. Der österreichische Gesandte in Zürich Freiherr von Bartenstein erwirkte die Auslieferung Schulenburgs nach Österreich, der dann in Wien vor das Keuschheitsgericht gestellt und zum Tode verurteilt wurde. Graf Ferenc Esterházy erwirkte von Maria Theresia eine Begnadigung Schulenburgs, der danach aus Wien verbannt wurde. Er sah sich Schulenburg zum Dank verpflichtet sah, da er ihn von seiner zwar schönen aber bösartigen Frau befreit hatte. Maria Ernestine lebte bis zum Tod der Kaiserin unter ärmlichen Verhältnissen bei einem Müller in Le Locle im preußischen Neuchâtel. Danach erlaubte ihr Joseph II. sich unter fremdem Namen in Solothurn niederzulassen. Sie erhielt eine überwiegend von ihrem Mann Grafen Ferenc Esterházy finanzierte Rente von 2000 Gulden im Jahr. Johann Kaspar Lavater berichte 1789 über eine Begegnung mit der unter fremden Namen lebenden Gräfin. In den 90er Jahren versöhnte sich Maria Ernestine wieder mit ihrem Ehemann. Die Ehe blieb bis zum Tod Graf Ferenc Esterházys in Wien an einem Schlaganfall 1811 kinderlos. Maria Ernestine Esterházy Starhemberg verstarb 1813 in Graz. In Johann Schwerdlings Geschichte des Hauses Starhemberg wird Maria Ernestine eine ausgezeichnete Bildung des Geistes nachgesagt.

Literarische Nachwirkung

Der Umstand, dass selbst Zinzendorf, der über beste Verbindungen verfügte, erst 1785 Einzelheiten des Skandals erfuhr, weist auf die effektive Kontrolle der Medien hin. Eine erstmalige literarische Verwendung der Geschichte findet sich in dem historischen Roman von Louise Mühlbach Kaiser Joseph, der Zweite und sein Hof von 1860. Fälschlicherweise wird der Gräfin Esterházy Starhemberg darin der Vornamen Leonore gegeben. Alfons von Czibulka hat das Auslieferungsgesuch des Freiherrn von Bartenstein in einer Novelle behandelt. Zuletzt hat Hermann Mostar den Fall in seiner Weltgeschichte höchst privat aufgegriffen

Literatur

  • Karl von Zinzendorf: Tagebücher, Jahrgang 1785
  • Johann Schwerdling: Die Geschichte des Hauses Starhemberg, Josef Feichtingers Witwe, Linz, 1830, S. 374.
  • Louise Mühlbach: Kaiser Joseph, der Zweite und sein Hof, Otto Franke, Berlin, 1860, Dritter Band.
  • Alfred Michiels: Geheime Geschichte der Oesterreichischen Regierung seit Ferdinand II bis auf unsere Zeit, Opez, Gotha, 1886, S. 297.
  • Josef Schrank: Die Prostitution in Wien in historischer, administrativer und hygienischer Beziehung, im Selbstverlag, Wien 1886, Band 1, S. 169.
  • Rudolf Pestalozzi: Lavaters Fremdenbücher, Beer, Zürich, 1950, S.120.
  • Alfons von Czibulka: Der Tanz ums Leben, Bertelsmann, 1958, S.156.
  • Hermann Mostar Weltgeschichte höchst privat: ein Buch von Liebe, Klatsch und sonstigen Menschlichkeiten, Goverts, Stuttgart, 1962, S. 162

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