Maternus Bere

Maternus Bere

Maternus (auch Maternos) Bere (* in Osttimor)[1] war der Sub-Commander (Danki) der pro-indonesischen Miliz Laksaur in Suai/Osttimor. Davor war er angeblich Lehrer.[2]

Inhaltsverzeichnis

Vorwürfe

Die Milizen sind verantwortlich für die Gewaltwelle nach dem osttimoresischen Unabhängigkeitsreferendum 1999. Maternus Bere wird unter anderem vorgeworfen am Kirchenmassaker von Suai am 6. September 1999 beteiligt gewesen zu sein, bei dem zwischen 30 und 200 Menschen ums Leben kamen. Außerdem wird ihm die Entführung und Vergewaltigung von Juliana „Alola“ dos Santos angelastet, nach der später die Alola Foundation, eine osttimoresische Organisation für Frauenrechte von Kirsty Sword Gusmão benannt wurde.

Nach dem Eingreifen der internationalen Schutztruppe INTERFET floh Bere nach Atambua/Westtimor und baute sich dort eine neue Existenz auf. Er wurde indonesischer Staatsbürger und Sekretär des indonesischen Subdistrikts Kobalima Timur (Ost-Kobalima) im Regierungsbezirk Belu. Die indonesische Generalstaatsanwaltschaft hatte ihn zuerst auf der Fahndungsliste, nahm ihn aber im April 2001 wieder runter, weil man „ihn nicht hatte finden können“.[2] Im Februar 2003 wurde Bere von der Serious Crimes Unit angeklagt und ein Haftbefehl ausgestellt.

Verhaftung und Skandal um Freilassung

2009 kehrte Bere nach Suai zurück, um an einer Zeremonie für seinen verstorbenen Vater teilzunehmen. Am 8. August erkannten ihn Einwohner Suais, nahmen Bere gefangen, lynchten ihn beinahe und übergaben ihn an die osttimoresischen Behörden. Diese brachten ihn in das Gefängnis nach Dili. Indonesien protestierte bei der Regierung Osttimors gegen die Verhaftung. Auf Anordnung von Staatspräsident José Ramos-Horta und Premierminister Xanana Gusmão, die eine Versöhnungs- und Vergebungspolitik mit der alten Besatzungsmacht betreiben, wurde Bere am 30. August freigelassen. Justizministerin Lúcia Lobato bestätigte, dass die Entlassung aus politischen Gründen erfolgte und bat Indonesien selbst Bere vor Gericht zu stellen.[3] Vereinte Nationen, der katholische Bischof von Baucau Basílio do Nascimento, die Oppositionsparteien und ein großer Teil der Bevölkerung kritisierten heftigst gegen die Freilassung. Das Nationalparlament Osttimors strich aus Protest eine geplante Reise Ramos-Hortas in die USA und nach Dänemark und Deutschland mit 18 gegen 16 Stimmen bei drei Enthaltungen.[4] Ramos-Horta drohte daraufhin mit dem Rücktritt als Staatschef. Das Parlament widerrief deswegen seine Entscheidung mit 31 gegen einer Stimme bei fünf Enthaltungen. 18 Abgeordnete waren nicht anwesend. Nichtregierungsorganisationen forderten erneut die Einsetzung eines Tribunals zur Verfolgung der Verbrechen während der Besetzung Osttimors durch Indonesien.[5][6][7] Der Präsident des obersten osttimoresischen Gerichts Cláudio Ximenes erklärte, die Freilassung die nicht auf Anordnung eines Richters vollzogen worden und ordnete eine Untersuchung an.[8] Den Verantwortlichen droht laut osttimoresischen Recht eine Freiheitsstrafe von zwei bis sechs Jahren. Premierminister Gusmão wird, in Reaktion auf die Androhung durch den Gerichtspräsidenten, mit den Worten zitiert: „Ich weiß, wo das Becora-Gefängnis ist. Wenn Das Gericht mich dahin schickt, werde ich von allein dorthin gehen.“[9] Es folgte eine heftige Diskussion im Nationalparlament Osttimors, die Regierung von Gusmão konnte aber mit den Stimmen der Koalition (38 gegen 25) das Misstrauensvotum abwehren.[10] Ende Oktober begründete Präsident Ramos-Horta die Freilassung Beres damit, der Ex-Milizionär habe massive medizinische Probleme und benötige eine spezielle Versorgung. Ramos-Horta wolle vermeiden, dass Bere in Osttimor stirbt und es dadurch zu Verstimmungen mit Indonesien komme.[11] Am 29. Oktober 2009 wurde Bere in einer geheimen Aktion mit Hilfe der Nationalpolizei Osttimors über den Grenzübergang Mota'ain zurück nach Indonesien abgeschoben.[12]

Familie

Bere hat einen Sohn namens Elyseus Kehi.[12]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Indicment, DISTRICT COURT OF DILI, BEFORE THE SPECIAL PANEL FOR SERIOUS CRIMES, CASE NO: 09/CG/TDD/2003 (Englisch)
  2. a b Masters of Terror: Maternus Bere
  3. MSN news, 8. September 2009, ETimor militia leader's release a 'political decision': minister
  4. Radio Australia, 9. September 2009, Timor parliament stops president's travel plans
  5. Earth Times, 9. September 2009, East Timor president threatens to resign
  6. Aceh eye: South China Morning Post, 10. September 2009, East Timor's Release of Former Militia Chief Causes Outcry
  7. Sydney Morning Herald, 17. September 2009, Growing anger at release of man accused of war crimes
  8. Breitbart, 10. September 2009, REFILING: E. Timor parliament approves president's overseas trip
  9. Now Public, 13. September 2009, Subversion of the rule of law in East Timor continues
  10. Associated Press, 12. Oktober 2009, Guido Goulart: East Timor government survives no-confidence vote
  11. Suara Timor Lorosae, 20. Oktober 2009, Timor-Leste Sending Back Maternus Bere
  12. a b Viva News, 30. Oktober 2009, Culprit of Slaughter Repatriated to Indonesia

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Maternus (Begriffsklärung) — Maternus (lat. mütterlich, von der Mutter abstammend) ist der Name von Maternus († um 328), erster geschichtlich bezeugter Bischof von Köln; auch Bischof von Trier, Namensgeber für Maternuskirchen Georg Christian Maternus de Cilano (1696–1773),… …   Deutsch Wikipedia

  • Bere — steht für: Mashava, einen Bergwerksort in Simbabwe Bere oder Beer, Weiler im Parish Aller (Somerset) in Großbritannien Bere Island, Insel in der Bantry Bay im Süden Irlands und ist der Nachname von: Maternus Bere (* 20. Jh.), Milizionär und… …   Deutsch Wikipedia

  • Laksaur — Die Laksaur war eine der pro indonesischen Milizen, die 1999 im besetzten Osttimor die Bevölkerung im Umfeld des Unabhängigkeitsreferendums terrorisierten. Geschichte Laksaur wird für Verbrechen zwischen dem 27. Januar und dem 15. Dezember 1999… …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte Osttimors — Flagge von Osttimor Die Lage Osttimors …   Deutsch Wikipedia

  • Osttimor — Repúblika Demokrátika Timór Loro Sa e (Tetum)[1] Repúblika Demokrátika Timór Leste (Tetum, Alternativname)[2] República Democrática de Timor Leste (port.) Demokratische Republik Timor Leste …   Deutsch Wikipedia

  • Suai — Subdistrikt Suai …   Deutsch Wikipedia

  • Krise in Osttimor 1999 — Ein Graffiti in Tutuala mit dem Wort für „Mörder“ klagt die Verbrechen von 1999 an 1999 kam es im Umfeld des Unabhängigkeitsreferendums in Osttimor zu einer Krise mit zahlreichen Gewalttaten durch pro indonesische Milizen (sogenannte Wanra), die… …   Deutsch Wikipedia

  • Zeittafel Osttimor — Die Zeittafel Osttimor gibt die Ereignisse der Geschichte Osttimors und der Kolonie Portugiesisch Timor wieder. Inhaltsverzeichnis 1 Vorkoloniale Zeit 2 Kolonialzeit 2.1 1511 bis 1769 2.2 …   Deutsch Wikipedia

  • Canons Regular — are members of certain bodies of Canons (priests) living in community under the Augustinian Rule ( regula in Latin), and sharing their property in common as a type of vow of poverty. Distinct from monks, who live a cloistered, contemplative life… …   Wikipedia

  • Canons and Canonesses Regular — • According to St. Thomas Aquinas, a canon regular is essentially a religious cleric Catholic Encyclopedia. Kevin Knight. 2006. Canons and Canonesses Regular     Canons and Canonesses Regular …   Catholic encyclopedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”