Matthias Gerhard von Hoesch

Matthias Gerhard von Hoesch

Matthias Gerhard Hoesch (seit 1744 Reichsfreiherr von Hoesch) (* 1698 in Eschweiler; † 1784) war ein Staatsmann und Diplomat in preußischen, kurkölner, kaiserlichen und kurbayerischen Diensten sowie Montanunternehmer im Raum Warstein.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Ausbildung

Matthias Gerhard war der Sohn von Heinrich Hoesch (1669–1738) und der Helena von Recklinghausen (1666–1736) und stammt aus der Stolberger Linie der Unternehmerfamilie Hoesch. Seit dem Erwerb des Junkershammers durch seinen Urgroßvater Jeremias II. Hoesch (1610–1653), auf den Matthias Gerhard auch aufgewachsen ist, war die Familie als Reide- und Kupfermeister tätig. Er selbst entschloss sich aber zu einem Studium der Rechtswissenschaften.

Staatsdienst

Danach trat er 1725 zunächst in den Dienst des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I.[1] Er war clevischer und märkischer Hofgerichtsrat. Im Jahr 1728 wurde er Kreisdirektionsrat des niederrheinisch-westfälischen Reichskreises und Resident des Herzogs von Jülich.[2]

Er trat 1733 in den kurkölner Staatsdienst ein und wurde im August 1735 Hofrat.[3] In der Zeit der Tätigkeit für Kurköln trat er zum Katholizismus über. Im Zuge der Neuorganisation der staatlichen Führung erhielt er 1741 das neu geschaffene Amt eines Hofkanzlers unter Clemens August von Bayern. Neben ihm spielte der Geheime Regierungsrat nur eine untergeordnete Rolle. Protegiert wurde er vom französischen Gesandten Jean-Baptiste-François-Joseph de Sade. Mit dem politischen Kurswechsel des Kurfürsten von der bayerischen-französischen hin zur habsburger Partei verlor er bereits 1742 seinen Einfluss und das später nicht wieder besetzte Amt des Hofkanzlers.[4]

Hoesch wechselte 1743 an den kaiserlichen Hof von Karl VII.. Er wurde zum kaiserlichen geheimen Rat ernannt und 1744 in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Er war unter anderem von 1744–1746 bevollmächtigter kaiserlicher Minister beim fränkischen Reichskreis.[5] Später trat er in kurbayerische Dienste und war ab 1747 bayerischer Gesandter in Kurköln.[6] Bis 1778 war er als Diplomat tätig.

Montanunternehmer

Im Raum Warstein legte er neben Johann Theodor Möller die Grundlage für den wirtschaftlichen Aufschwung. Im Jahr 1739 wurden ihm umfangreiche kurfürstliche Privilegien verliehen. Die Konzession umfasste Eisenschmelzhütten, Eisenhämmer und allgemein die davon abhängige "Eisenfabriquen." Er ließ 1740 bei Suttrop eine Eisenhütte in der Nähe von Eisenlagerstätten im Bereich Oberhagen erbauen. Im Jahr 1744 kaufte er weitere Grundstücke und Waldungen hinzu. Es wurde Eisen verhüttet und Gusswaren hergestellt. Bereits 1740 hatte er auch die Errichtung eines Eisenhammers geplant. Aber erst 1744 konnte das Vorhaben vollendet werden. Es wurden Stab- und Platteneisen hergestellt. In Richtung Belecke wurde ein Zweigwerk Eisenhammer errichtet.

Darüber hinaus war er auch Besitzer von Schloss Pesch im heutigen Rhein-Kreis Neuss. Durch die Heirat seiner Tochter Henritte Helene († 1808/09) mit Heinrich Theodor von Hallberg (1725–1792) ging der Besitz in die Hände der Familien von Hallberg über. Aus dem Unternehmen bei Warstein ging im 19. Jahrhundert die Warsteiner Gruben- und Hüttenwerke hervor.[7]

Literatur

  • Justus Hashagen/Fritz Brüggemann: Geschichte der Familie Hoesch, 4 Bände, Köln, 1911–1916

Einzelnachweise

  1. Auszug Wilhelm Tacke: Der Eisenhammer
  2. Hermann Friedrich Macco: Geschichte und Genealogie der Familien Peltzer. Aachen, 1901 S.197f.
  3. Rotthoff, Guido Inventar der Sammlung Vielhaber im Stadtarchiv Krefeld, Stadtarchiv Krefeld, Rheinland-Verlag, 1988, S. 139
  4. Rudolf Lill/Erwin Sandmann: Verfassung und Verwaltung des Kurfürstentums und Erzbistums Köln. Im 18. Jahrhunderts. In: Kurfürst Clemens August. Landesherr und Mäzen des 18. Jahrhunderts. Köln, 1961 S.51
  5. Angela Kulenkampff: Österreich und das alte Reich. Die Reichspolitik des Staatskanzlers Kaunitz unter Maria Theresia und Joseph II. Köln, 2005 S.22
  6. Alois Schmid: Max III. Joseph und die europäischen Mächte. Die Aussenpolitik des Kurfürstentums Bayerns von 1745–1765. München, 1987 S.203
  7. Dietmar Lange: Warsteiner Eisenhütte vor 250 Jahren gegründet. 1967 kam das Aus. In: Sauerland 4/1989 S.127

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hoesch — steht für: Hoesch (Familie), eine Familie, die in der Eisenverhüttung tätig war und das Stahl und Montanunternehmen begründete. Hoesch AG, ein Stahl und Montanunternehmen Hoesch Gasometer, ein Gasometer in Dortmund HSP Hoesch Spundwand und Profil …   Deutsch Wikipedia

  • Hoesch (Familie) — Die Familie Hoesch, in manchen alten Schriften auch Husche, Hoisch oder Huesch genannt, ist eine seit mehreren Jahrhunderten bestehende Unternehmerfamilie vorwiegend in der Metallverarbeitung in den Räumen Aachen, Düren und Stolberg/Eschweiler… …   Deutsch Wikipedia

  • Albrecht Graf von Bernstorff — Albrecht Theodor Andreas Graf von Bernstorff (* 6. März 1890 in Berlin; † 23. oder 24. April 1945 in Berlin) war ein deutscher Diplomat und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Er gehörte zu den be …   Deutsch Wikipedia

  • Schloss Pesch — heute, Frontseite des Haupthauses aus Richtung Südwest Das Schloss Pesch ist ein dreiflügeliges Jagdschloss in Meerbusch, auf halbem Wege zwischen den Ortsteilen Strümp und Ossum Bösinghoven. Trotz seiner Lage auf ehemals kurkölnischem Gebiet war …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Persönlichkeiten der Stadt Dortmund — Die folgende Liste beschäftigt sich mit den Persönlichkeiten der Stadt Dortmund. Inhaltsverzeichnis 1 In Dortmund geborene Persönlichkeiten 1.1 13. bis 17. Jahrhundert 1.2 18. Jahrhundert 1.3 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Persönlichkeiten der Stadt Eschweiler — Franz Reuleaux Theo Altmeyer …   Deutsch Wikipedia

  • Junkershammer — war das größte und bedeutendste Reitwerk auf dem Gebiet der heutigen Stadt Stolberg (Rhld.). Der Name geht wahrscheinlich auf die Zweifaller Familie Joncker aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts zurück[1]. Erhalten sind noch ein Wohn und… …   Deutsch Wikipedia

  • Bergbau im Sauerland — Der Bergbau im Sauerland (hier weitgehend im engeren Sinn konzentriert auf das ehemals kölnische Sauerland) auf Eisen und Nichteisenmetalle war eine der Grundlagen der wirtschaftlichen Entwicklung dieser Region von der vorindustriellen bis… …   Deutsch Wikipedia

  • Oberhagen — 51.4504861111118.3614888888889 Koordinaten: 51° 27′ 2″ N, 8° 21′ 41″ O …   Deutsch Wikipedia

  • Warstein — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”