Matthias von Held

Matthias von Held

Matthias von Held (* um 1490 in Arlon; † 1563 in Köln) war Jurist und Reichsvizekanzler des Heiligen Römischen Reiches zur Zeit Karl V. Er plädierte für eine kompromisslose Politik gegenüber dem Protestantismus.

Leben

Über seine Herkunft und Ausbildung ist wenig bekannt. Der Vater war Niklas Held (Heldt) von Arlé. Niklas. Diesem wurde zusammen mit seinem Sohn am 14. Dezember 1532 der von Kaiser Maximilian verliehene Adelstitel bestätigt sowie eine Wappenbesserung durch Wappenvereinigung mit dem des erloschenen Geschlechts der Beger genehmigt.[1] In der Literatur ist dagegen erst für 1536 die Erhebung in den Reichsadelsstand angegeben.

Held muss Rechtswissenschaften studiert haben, da er seit 1527 auf Präsentation des Kurfürstentums Brandenburg Assessor am Reichskammergericht war. In dieser Zeit erwies er sich als kompromissloser Verteidiger des Katholizismus und juristischer Bekämpfer der reformatorischen Bewegung. Er war einer der Urheber der Religionsprozesse gegen die Protestanten, die nach dem Nürnberger Anstand 1532 eingestellt werden mussten.

Nach dem Tod von Balthasar Merklin wurde er 1531 dessen Nachfolger als Reichsvizekanzler. In dieser Funktion wurde Held einer der wichtigsten Berater für Kaiser Karl V. Weiterhin blieb er für alle mit der Reformation verknüpften Prozesse vor dem Reichskammergericht verantwortlich.

Entgegenkommen gegenüber den protestantischen Ständen lehnte er ab. Dem Schmalkaldischen Bund hielt er für ein potentiell aggressives Bündnis. Im Gegensatz etwa zu seinem späteren Nachfolger Johann von Naves hielt er ein gewaltsames Vorgehen gegen den Protestantismus für unverzichtbar.

Im Jahr 1536 war er mit einer wichtigen Mission bei den deutschen Reichsständen betraut. Dabei wurde ihm vom Kaiser eine sogenannte deutsche und eine französische Instruktion aufgetragen. In der deutschen Instruktion ging es darum die Stände für Hilfszahlungen gegen die Osmanen und eine mögliche Zweckentfremdung gegen Frankreich zu gewinnen. Außerdem sollte er die Fürsten bewegen ihre Teilnahme an einem vom Papst ausgerichteten Konzil zur Wiederherstellung der Kircheneinheit zu geben. Es ging ferner um die Auslegung des Nürnberger Anstandes sowie das Vorgehen des Reichskammergerichts in Prozessen mit reformatorischen Hintergründen. In der französischen Instruktion sollte Held bei Ferdinand und den Kardinal Kles von Trient ausloten, wie das weitere Vorgehen sein sollte, wenn sich der Papst nicht an einem Konzil beteiligen wolle. Ferdinand verlangte von Held, dass dieser beide Aufträge verbinden und einen endgültigen Bruch mit den Protestanten vermeiden sollte.

Held war 1537 bei dem Bundestag des Schmalkaldischen Bundes anwesend. Dort wies er die Wünsche der Mitglieder derart kompromisslos zurück, dass sich der Schmalkaldische Bund noch enger als zuvor zusammenschloss. Die protestantischen Stände lehnten vor diesem Hintergrund die Teilnahme an einem päpstlichen Konzil ab.

Dieses Ergebnis bestärkte Held in seiner negativen Einschätzung des Bundes und er regte stattdessen die Gründung eines katholischen Bundes an. Nur so meinte er, könne der Frieden erhalten werden. Im gelang es König Ferdinand für diesen Plan zu gewinnen. Und so wurde am 10. Juni 1538 in Nürnberg die katholische Defensivliga gegründet. Die Beteiligung an diesem war indes vergleichsweise gering.

Eine offizielle kaiserliche Bestätigung erfolgte erst 1539, da Karl mit Rücksicht auf die schwierige außenpolitische Lage die kompromisslose Linie Held nicht mittrug und eine Ausgleichspolitik verfolgte, die zum Frankfurter Anstand führte und Voraussetzung für die von Held abgelehnten Religionsgespräche führte.

Nach dieser Niederlage wurde Held von persönlichen und politischen Gegnern aus dem Amt verdrängt. Sein Nachfolger wurde 1541 Johann von Neves, der für eine Politik des Kompromisses stand.

Held zog sich ins Privatleben zurück und lebte fortan in Köln. Sein im Amt erworbenes Vermögen war so beträchtlich, dass er 1549 die Herrschaft Zähringen erwerben konnte. Er lebte mit der ehemaligen Dienstmagd Magdalena Brandis zusammen, mit der er insgesamt fünf Kinder hatte. Erst ein Jahr vor seinem Tod hat er sie 1563 geheiratet.

Matthias von Helds Tochter Margaretha Heltin († 1600)[2] setzte den Kölner Stadtsyndikus Dr. jur. utr. Wilhelm Hackstein († 1623)[3] als Alleinerben ein[4] und vermachte ihr Haus „Im Großen Spiegel“ im Filzengraben[5] den 1578 aus Brielle in Holland und aus Seeland vertriebenen „Armen Klarissen“.[6]. Auf dem Heldschen Grundstück entstand 1612/13 die spätgotische St. Lucia-Kapelle, die 1857 niedergelegt und zur Trinitatiskirche umgebaut wurde.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Eintrag in österreichisches Staatsarchiv
  2. Vgl. Historisches Archiv der Stadt Köln (Reichskammergericht Bestand 310H, A 47 u. a.).
  3. Kölner Syndikus seit 1585, 1608 bis 1622 Bürgermeister.
  4. Vgl. Historisches Archiv der Stadt Köln (Bestand 223 Jesuiten; A 439, A 896, A 897 und U 2/445).
  5. Vgl. Historisches Archiv der Stadt Köln (Reichskammergericht Bestand 310G, A 28; Bestand 310H, A 46).
  6. Vgl. L. Ennen: a. a. O., S. 150f.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Matthias von Kemnat — Seite aus einer der Chronikhandschriften, um 1480 Matthias von Kemnat (eigentlich Matthias Widmann; * um 1430 in Kemnath (Oberpfalz); † 1. April 1476 in Heidelberg) war ein deutscher Geschichtsschreiber und in Heidelberg lehrender Frühhumanist …   Deutsch Wikipedia

  • Held (Familienname) — Held (auch: Heldt) ist ein deutscher Familienname. Herkunft und Bedeutung Held kann vom althochdeutschen helido abgeleitet werden im Sinne von „heldenhaft“. Bekannte Namensträger Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M …   Deutsch Wikipedia

  • Matthias of Neuenburg — was a chronicler, born in 1295, possibly in Neuenburg am Rhein, in Baden; died between 1364 and 1370, probably in Strasbourg, in Alsace. He studied jurisprudence at Bologna, and later received minor orders, but never became a priest. In 1327 he… …   Wikipedia

  • Matthias of Neuburg — Matthias of Neuenburg was a chronicler, born towards the close of the thirteenth century, possibly in Neuburg, in Baden; died between 1364 and 1370, probably in Strasbourg, in Alsace. He studied jurisprudence at Bologna, and later received minor… …   Wikipedia

  • Anna von Palant — Johanna bzw. Anna von Palant zu Breitenbend[1] und Reuland oder Anna Pallantia (* um 1550, vermutlich auf Burg Reuland[2] in der Eifel im heutigen deutschsprachigen Teil Ostbelgiens; † Mitte November, begraben am 17. November 1599 in Köln), war… …   Deutsch Wikipedia

  • Matthias Praxenthaler — Matthias Anton Praxenthaler (* 27. Februar 1971 in Bonn) ist ein deutscher Schriftsteller. Leben und Wirken Praxenthaler wuchs in Troisdorf auf, besuchte mehrere Schulen und die Universität. Inzwischen hat er sein Studium beendet und lebt wieder… …   Deutsch Wikipedia

  • Matthias Steiner — Personal information Nationality  German …   Wikipedia

  • Matthias Wittekindt — (* 28. Mai 1958 in Bonn) ist ein deutscher Schriftsteller und Dramatiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben …   Deutsch Wikipedia

  • Held [2] — Held, 1) Matthias, Rat Karls V., geboren gegen Ende des 15. Jahrh. zu Arlon in Luxemburg, gest. 1563, studierte die Rechte, ward 1527 Assessor beim Reichskammergericht in Speyer und trat 1530 als Vizekanzler in die Dienste Kaiser Karls V. Als… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Liste von Persönlichkeiten der Ardennen — Diese Liste enthält Persönlichkeiten, die in den Ardennen geboren wurden oder einen engen Bezug zu den Ardennen besitzen (geordnet nach Geburtsjahr): Lage der Ardennen Inhaltsverzeichnis 1 bis 999 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”