- Michel Meyer
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Michel Meyer (* 11. November 1950) ist ein belgischer Philosoph, Begründer der Problematologie und Professor an der Université Libre de Bruxelles sowie an der Universität Mons-Hainaut.
Inhaltsverzeichnis
Biographische Daten
1972 schloss er sein Lizenziatsstudium in Philosophie ab. 1973 erhielt er die Agrégation en Philosophie sowie die Licence en Sciences Economiques. 1975 erhielt er den Titel Master of Arts an der Johns Hopkins University. 1977 promovierte er in Philosophie. Seit 2009 ist er Chevalier des Arts et des Lettres de la République Française. 2011 ist er Professeur invité am Collège de France. Meyer ist zudem Präsident des Centre Européen pour l'Étude de l'Argumentation, Direktor der Revue Internationale de Philosophie sowie Direktor der Collection l' Interrogation Philosophique bei den Presses Universitaires de France.
Als Student von Chaïm Perelman trug Meyer viel zur Verbreitung dessen Lehre bei; er widmete auch einige Arbeiten der analytischen Philosophie, Immanuel Kant sowie an die Ontologie.
Problematologie
De la problématologie: philosophie, science et langage (auf deutsch ‘’’Über die Problematologie’’’ : Philosophie, Wissenschaft und Sprache’’’) ist Michel Meyers Hauptwerk; in ihm wird die Frage in Frage gestellt. Meyer basiert sich auf der aktuellen Krise der Philosophie, Krise welche ihn zum konstanten Dialog[1] mit Plato, Aristoteles, René Descartes, Martin Heidegger und Ludwig Wittgenstein, unter anderen, führt. Der Dialog motiviert sich mittels Fragestellungen welche festen Bestandteil desjenigen Denkens darstellen, das Meyer ‘‘Problematologie‘’ nennt, und womit es sich um nichts anderes handelt als um das „Studium des Fragestellens“.[2] Sein Ausgangsproblem besteht gewissermaßen darin, dass das Fundament seit Descartes der Mensch war, der als Subjekt erachtet wird, das sich selbst, durch seine Freiheit, seine Handlungsnormen und sein Wissen aufstellen/errichten kann, das heisst, sich selbst die Bedingungen des Zuganges zum Objekt verantwortet.[3] Gemäss Meyer verliert dieser Menschbegriff, das Fundament, mit Karl Marx, Friedrich Nietzsche und Sigmund Freud jede Rechtfertigung/Legitimität.[4]
Struktur des Werkes
Im ersten Kapitel stellti sich Meyer folgende Frage : « Was ist ein philosophisches Problem ? Er kommt auf (den) intellektuellen Nihilismus unserer Gegenwartsepoche zu sprechen, wirft die [[Ontologie|ontologische Frage nach dem Sein beziehungsweise dem sogenannten „‘‘pensable impossible‘‘“ auf, die philosophische Problematisierung als Logologie, die Resolution als Dissolution von unlösbaren Problemen bei Wittgenstein, Moritz Schlick und Rudolf Carnap, die „Auflösung“ von Problemen bei Henri Bergson und Paul Valéry, das Paradox der Stille bei Wittgenstein sowie die Beziehung zwischen „Frage“ und „System“.
Im zweiten Kapitel behandelt Meyer die « Beziehung » zwischen Dialektik und « Interrogation » (Fragestellung). Er beginnt mit der sokratischen Dialektik und der Rolle des dialektischen Fragestellens in den aporetischen Dialogen. Danach tritt er in das Spannungsfeld zwischen Dialektik und « Methode durch Hypothesen als Reaktion auf den sokratischen Logos», die Beziehung zwischen Dialektik, Analyse und Synthese, « die Frage nach dem Sein oder die Umkehrung (‘’déplacement’’) des Problemes nach d Frage hin zu derjenigen des Seins, die Beziehung zwischen Dialektik und Logik, dem « Tod » des Fragestellens als konstituierender Bestandteil und seine Konsequenzen bezüglich des Schicksals des Westlichen Denkens. Weiterhin behandelt er Analyse und Synthese als primäre problematologische Einschränkungsfaktoren in der westlichen Tradition, den aristotelischen Bruch mit der Dialektik, die Prinzipfrage oder die Frage nach dem diesbezüglichen Erfolg – oder Misserfolg - von Aristoteles, die Autonomisierung des Deduktivs, die aristotelische Dialektik als In-Frage-stellungs-Theorie, und schließlich die Frage danach, wie die „Frage nach dem Sein“ sich in ein „Fragesein“ verwandelt.
Im dritten Kapitel (« Von der propositionellen zur interrogativen Rationalität ») behandelt Meyer die Krise des Versandes, die kartesianische Krise und das gegenwärtige Erbe dieser Fragen, die Beziehung zwischen Fragestellung und Historizität sowie die « Beziehung » zwischen Historizität und Philosophiegeschichte (« ableitende Voraussetzung(en) »), Aspekte des Zusammenhanges des Denkens zwischen Aristoteles und Descartes, den Analysenbegriff und den Zweifel bei Descartes, das ‘’cogito ergo sum’’ als problematologische Deduktion und, schließlich den Übergang von der analytischen Inferenz hin zur problematologischen Inferenz.
Das vierte Kapitel widmet sich was Meyer als Meditationen über den ‘’Logos’’ bezeichnet : Die erste Meditation behandelt die Frage nach dem ‘’Logos’’ in sich selbst ; die zweite Meditation behandelt die Explizitierung der Probleme gegenüber der Welt(erscheinung ?). Die dritte Meditation behandelt die « Beziehung » zwischen Dialektik und Rhetorik verstanden als « Einmischung » des « anderen ». Die letzte „Meditation“ widmet sich schließlich der Frage nach dem Sinn, beziehungsweise der Frage nach dem Sinn als Frage selbst.
Im fünften Kapitel geht Meyer von der Theorie über zur Praxis, indem er die Argumentation und den problematologischen Sprachbegriff infrage stellt.
Im sechsten Kapitel verfechtet Meyer eine « integrale Begrifflichkeit von Sinn“, « vom (wort)wörtlichen zum literarischen (hin)». Der Autor beschäftigt sich mit der Bedeutung und den Bedingungen dessen was man als Wahrheit bezeichnen könnte, ihren Einschränkungen sowie mit der « Kritik der propositionellen Theorie der Bedeutung, mit den Prinzipien einer vereinigten Theorie des Sinnes, dem Sinn in der Literaturtheorie, der „Beziehung » zwischen wörtlichem Sinn und figurellem(/symbolischen?) Sinn, der problematologischen Konzeption des Sinnes des Satzes und des Textes, und, schließlich, dem Komplementaritätsgesetz als Grundprinzip der literarischen Rhetorik.
Das siebte Kapitel behandelt den « Übergang » vom Wissen zur Wissenschaft. Meyer erörtert unter anderem den klassischen Begriff der Episteme, die Beziehung zwischen Erfahrung, Kausalität und Frage(stellung) (wobei er versucht, das « synthetische ‘’a priori’’“ zu überwinden), die Eigenschaften der wissenschaftlichen Techniken, und schließlich die Konstruktion von Alternativen, wobei er versucht, der „Transition“ von der Kausalität hin zur Relevanz als Experimentalitätskriterium gerecht zu werden.
In der abschließenden Zusammenfassung des Werkes stellt sich Meyer die Frage: « Kann es noch eine Metaphysik geben ? Anders gesagt: macht es noch Sinn, von Metaphysik zu sprechen? Er stellt fest, dass das Problematische uns, von der Wissenschaft bis hin zum Gemeinsinn, von der Sprache bis zur Literatur, unaufhörlich zwingt, engagierte Fragesteller zu sein.
Weblinks
- Literatur von und über Michel Meyer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Michel Meyer. ’’De la problématologie: philosophie, science et langage’’. Bruxelles : Pierre Mardaga, 1986. Seite 5
- ↑ Michel Meyer. ’’De la problématologie: philosophie, science et langage’’. Bruxelles : Pierre Mardaga, 1986. Seite 5
- ↑ Michel Meyer. ’’De la problématologie: philosophie, science et langage’’. Bruxelles : Pierre Mardaga, 1986. Buchdeckel
- ↑ Michel Meyer. ’’De la problématologie: philosophie, science et langage’’. Bruxelles : Pierre Mardaga, 1986. Buchdeckel
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